Mein Jahr in Südafrika

Mein Auslandsjahr beschreibe ich immer sehr gerne mit der Definition des Wortes „Experiment“: „Ein Versuch, etwas anderes zu machen, das ein gewisses Risiko hat.“ Oder aber auch: „Ein Versuch, durch den man etwas entdecken oder beweisen will.“

Die 12 Monate, die ich in Südafrika verbracht habe waren wunderschön, atemberaubend, außergewöhnlich aber auch nicht einfach und doch unvergesslich.

Als ich mich bei Experiment e.V. beworben habe, wusste ich gar nicht, für welches Land ich mich bewerben wollte. Schlussendlich habe ich mich für Südafrika entschieden. Die Unterlagen meiner Gastfamilie habe ich schon im März vor meiner Abreise im Juli bekommen und hatte so viel E-Mail Kontakt mit meiner Gastfamilie, die indische Wurzeln hat, aus zwei Gasteltern und einer elf jährigen Tochter bestand. Das war ziemlich interessant für mich, da ich in Deutschland zwar zwei ältere Brüder habe, aber keine kleine Schwester.

Als es dann ein paar Wochen später nach dem Vorbereitungsseminar los ging, war ich total aufgeregt und alles ging ganz schnell. Wie würde mein Leben in Kapstadt sein? Würde ich schnell Freunde in der Schule finden? Wird meine Gastfamilie so sein wie ich es mir vorgestellt habe?

Ich muss gestehen, nichts entsprach meiner Erwartung, aber das war auch nicht schlimm. Es war nicht besser oder schlechter, es war einfach anders. Meine Gastfamilie war wirklich sehr lieb. Sie hatten schon sehr viel Erfahrung, da ich schon ihre elfte Gastschülerin war. Sie haben wirklich immer versucht mir alles in Kapstadt zu zeigen. Ich hatte auch noch eine zweite Gastschwester aus Italien in den ersten fünf Monaten, mit der ich mich sehr gut verstanden habe. Besonders gut habe ich mich aber mit meiner kleinen Gastschwester verstanden, die mir ans Herz gewachsen ist wie eine richtige Schwester.

Was ich an Kapstadt so liebe, ist, dass es sehr vielfältig ist. Das Meer, die Berge, die Stadt der Strand, die Weinfarmen, die Landschaft, die wilden Tiere, du hast einfach alles! Es gibt immer Orte und Gegenden, die du neu entdecken kannst. Die langen Sommerferien waren dazu natürlich auch sehr praktisch, so viel wie möglich zu machen. Über Weihnachten bin ich sogar zum Cape Agulhas gefahren, dem südlichsten Punkt Afrikas. Auch die vielen Religionen, die in Südafrika friedlich zusammenleben, habe ich sehr bewundert. Muslime, Inder und Christen leben dort Seite an Seite. Es ist wahrhaftig eine Regenbogenstadt.

Die Schule war sehr anders als in Deutschland. Livingstone High School hat mich jedoch sehr geprägt. Ich habe sehr tiefe Freundschaften geschlossen und vermisse meine Freunde wirklich sehr, denn sie waren wie eine Familie für mich. Die Schüler sind viel offener und haben einen starken Akzent, den ich am Anfang gar nicht verstanden habe. Ich vermisse sogar die hässliche Schuluniform und meinen langweiligen Matheunterricht. Auch wenn es am Anfang schwierig war, sich an alles zu gewöhnen und das Einleben gedauert hat, war meine Schulzeit wirklich legendär.

In meinem Jahr hatte ich auch das besondere Glück, mehrere Reisen anzutreten. Im Oktober bin ich mit meiner Gastfamilie in den Schulferien für eine Woche nach Durban gefahren, wo wir Verwandte besucht haben. Das war wirklich einer der Höhepunkte, denn ich durfte nochmal eine ganze andere Kultur kennenlernen. Unsere Austauschorganisation in Südafrika hat auch Reisen angeboten, an denen ich zweimal teilgenommen habe. Einmal ging es nach Namibia zum „River-Rafting“ und einmal nach Botswana in die Kalahari Wüste. Es war toll, diese Möglichkeiten zu haben und ich bin sehr dankbar, dass es möglich war teilzunehmen. Eine weitere Reise war noch ein Camping Ausflug mit meiner Familie und Freunden in Hermanus, die Welthauptstadt der Wale.

Genauso schnell wie mein Jahr anfing, war es dann auch wieder vorbei. Jeder denkt vielleicht ein Jahr ist lang, aber es war für mich trotzdem nicht lang genug. Der Abschied von Freunden und Familie in Südafrika viel mir unglaublich schwer und ich weiß, dass ich sehr bald wiederkommen werde. Ich kann jedem empfehlen ein Auslandsjahr zu machen. Es ist zwar nicht immer leicht und perfekt, aber du wirst auf jeden Fall bei allem was du erlebst, machst und durchstehst etwas lernen.