Die Betreuung der Programmteilnehmer

Selbstverständlich ist eine gute Begleitung durch das Austauschjahr zentrale Aufgabe einer jeden Austauschorganisation. Betreut werden sollten alle, die von dem Austauschjahr direkt betroffen sind: der Schüler selbst, seine Familie, die Gastfamilie und die Schule im Gastland.

Warum aber ist eine Betreuung so wichtig? Ein Austauschjahr bedeutet für alle Seiten Veränderungen und diese verlaufen nicht immer problemlos. Informationen, Gespräche unter den Teilnehmern und Ratschläge von Experten sind hilfreich, damit der Austausch gelingt und das Austauschjahr nicht zum "problemreichsten" Jahr im Leben der Schüler, ihrer Familien und ihrer Gastfamilien wird.

Die Austauschorganisationen unterscheiden sich sehr stark hinsichtlich der Art und des Umfangs an Betreuungsleistungen. Zum Angebotspool vieler Austauschorganisationen gehören Schülerseminare in Deutschland und im Gastland, Elternabende, Schüler-Eltern-Treffen, persönliche Betreuer, Informationsmaterialien und Newsletter. Grundsätzlich, und darauf solltest du Wert legen, sollten eine gute Vorbereitung, eine persönliche Betreuung während des Austauschjahres und eine entsprechende Nachbereitung sicher gestellt sein:

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Persönliche Vorbereitung

Eine langfristige Vorbereitung ist notwendig, um die Herausforderungen eines Austauschjahres besser einzuschätzen und vor Ort besser zu meistern. Wenn dich deine Austauschorganisation noch zwei oder drei Monate vor Beginn des Austauschjahres in ihr Programm aufnimmt, dann ist das sicherlich schön, aber die hier beschriebenen Bausteine einer guten Vorbereitung müssen sicherlich darunter leiden.

Nicht alles ist organisierbar, nachlesbar und vorhersehbar. Zur Vorbereitung kannst du dich selbstverständlich durch eine Unmenge Informationsmaterial arbeiten, wichtig ist aber auch der persönliche Kontakt zu Mitarbeitern deiner Austauschorganisation. Umfang und Art der persönlichen Vorbereitung sind bei den Programmanbietern unterschiedlich: Einige Organisationen bieten mehrtägige bis einwöchige Vorbereitungsseminare an, andere beschränken sich auf eintägige Veranstaltungen, wiederum andere verlagern den intensiven Teil der Vorbereitung auf einen Zeitpunkt nach dem Abflug (wenn dann die Zweifel und das große Erwachen kommen, ist es natürlich zu spät!).

Die Vorbereitungsveranstaltungen werden von hauptamtlichen Mitarbeitern und/oder ehemaligen Austauschschülern durchgeführt. Beziehen Austauschorganisationen in die Vorbereitungsphase ehemalige Austauschschüler mit ein, so kann dies tatsächlich vorteilhaft sein. Ehemalige Austauschschüler bringen einen enormen Erfahrungsvorsprung mit und können in die Vorbereitungsveranstaltungen viele persönliche Erlebnisse und Informationen aus erster Hand einfließen lassen.

Was bringt eine gute Vorbereitung?

Eine gute Vorbereitung weist dich auf die anstehenden Herausforderungen des Austauschjahres hin. Da sind zum Beispiel die Trennung vom vertrauten Umfeld, kulturelle Unterschiede, der Kulturschock, mögliche Vorurteile, die eigene Identität, die Botschafterfunktion eines jeden Austauschschülers für sein Land, Hochs und Tiefs während des Austauschjahres sowie die Notwendigkeit, die in der neuen Familie und der neuen Schule geltenden Regeln einzuhalten. Bei einer guten Vorbereitung erhältst du auch Handwerkszeug, wie du mögliche Klippen während des Austauschjahres meistern kannst. Dazu gehört zum einen konkretes Wissen über die Gastkultur, über Traditionen, geltende Verhaltensnormen, Geschichte und Sprache. Zum anderen bekommst du hilfreiche Verhaltenstipps: Was tun bei Heimweh? Was tun, wenn deine Gastgeschwister eifersüchtig auf dich sind? Wie schaffst du es, dir schnell einen neuen Freundeskreis aufzubauen? Musst du Alkoholverbot und Ausgehsperrzeiten unhinterfragt befolgen?

Vorbereitungsveranstaltungen für Eltern und Gastfamilien?

Wichtig ist unserer Meinung nach auch, dass sich die vorbereitenden Veranstaltungen nicht nur an dich als zukünftigen Austauschschüler richten, sondern auch deine Eltern und deine Gastfamilie Unterstützung erhalten. Auch für Eltern und Gastfamilien, die nicht nur finanziell, sondern vor allem auch persönlich vom Austauschjahr betroffen sind, sollten Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Viele Organisationen führen vorbereitende und begleitende Familien- und Elternveranstaltungen durch. Dies ist sehr zu empfehlen.

Formale Vorbereitung

Eine ganze Menge Dinge müssen erledigt sein, bis du in den Flieger oder Zug steigen kannst: Von deiner Austauschorganisation erhältst du in aller Regel alle wichtigen Informationen über Pass- und Visaangelegenheiten, Gesundheitscheck und Impfungen, Reisegepäck, Geldtransfer, Versicherungen, Tickets etc. Da Austauschorganisationen keine Reiseveranstalter sind, musst du viele dieser Dinge selbst in die Hand nehmen. Unbedingt beachten solltest du: Die formale Vorbereitung erfordert bereits Geld (Fahrtkosten, Gebühren etc.), die Mitarbeit deiner Eltern (z.B. Ausfüllen von Formularen, Vertragsabschluss), ggf. deiner Lehrer und vor allem viel Zeit. Nicht zu spät mit der Organisation beginnen!

Unterschiedlich ist bei den Programmanbietern, welche formal-organisatorischen Leistungen im Programmpreis eingeschlossen sind: z.B. Versicherungsschutz, Visum, Buchung und/oder Kauf des Flugtickets. Hier ist es sinnvoll genau abzuwägen und zu vergleichen. Häufig kommen zunächst offensichtlich preiswertere Programme die Teilnehmer genauso teuer oder letztlich gar teurer, da zu dem ausgewiesenen Grundpreis noch viele Zusatzkosten anfallen. Sehr hilfreich bei der Vorbereitung sind auch aktuelle landesspezifische Schüleraustausch-Ratgeber. Gute Ratgeber geben einen Überblick über die gesetzlichen Bestimmungen und wertvolle Hinweise darauf, was unbedingt besorgt werden muss und was weniger oder was gar nicht nötig ist.

Betreuung während des Austauschjahres

Eine gute Betreuung während des Austauschjahres kann dich um so manche Klippe lotsen. Für Fragen und Hilfestellungen bei der Anpassung an dein neues Leben und bei (un-)vorhergesehenen Schwierigkeiten sollte die Organisation Betreuer vor Ort zur Verfügung stellen: für dich als Austauschschüler, deine Gastfamilie, aber auch für deine Schule. Es sollte ein qualifizierter Betreuer sein und er sollte nicht nur telefonisch verfügbar, sondern auch persönlich erreichbar sein. Ein Tipp: Den Betreuer auch in "guten Zeiten" ab und an kontaktieren. Wer sich kennt und ein Vertrauensverhältnis aufgebaut hat, kann die Klippen des Austauschjahres gemeinsam erfolgreicher umschiffen!

Eingreifen und handeln muss die Organisation natürlich in Notfällen, zum Beispiel bei schweren Konflikten zwischen Austauschschüler und Gastfamilie, bei Unfällen und bei gravierenden Regelverstößen (z.B. Drogenkonsum). Was zu tun ist, lässt sich nicht in einen pauschalen Ablaufplan fassen. Es gibt Situationen, da ist ein umgehendes Handeln geboten, z.B. ein Familienwechsel innerhalb von 24 Stunden oder die Kontaktaufnahme mit Versicherungen. Andere Situationen erfordern ein behutsames Prüfen und Vermitteln. Die Kompetenz einer Organisation bzw. ihrer Mitarbeiter zeigt sich darin, wie differenziert und aufmerksam mit Notfällen umgegangen wird. Zumeist sind es fehlende persönliche Ansprechpartner, das Herunterspielen von Problemen und zögerliches Handeln, was Austauschschüler, Gastfamilien und Eltern immer wieder sehr verärgert und zu sehr negativen Berichten über Austauschorganisationen veranlasst. Andererseits, und dies muss auch deutlich gesagt werden, forcieren auch Austauschschüler ab und an bestehende Konflikte selbst und erschweren die Arbeit der Austauschorganisationen durch ihr unüberlegtes Handeln. So ist es zum Beispiel nicht ratsam Probleme mit der Gastfamilie breit und lang in der Schule und in der Nachbarschaft zu besprechen. Leicht könnte dies die Gastfamilie als ein "schlecht machen" verstehen und dies Konflikte verschärfen. Bei bestehenden Problemen ist die Benachrichtigung des persönlichen Betreuers und der Eltern der richtige Schritt!

Einige Organisationen bieten während des Austauschjahres Treffen und Seminare für Austauschschüler (und auch Gastfamilien) an. Dies sollte eigentlich für die Verarbeitung und Reflexion der Austauscherfahrungen ein Muss sein, wird jedoch nicht von allen Programmanbietern organisiert. Werden solche Treffen angeboten, so werden sie i.d.R. als sehr hilfreich und wertvoll beurteilt. Nicht zuletzt deswegen, da sie manchmal die einzige Möglichkeit bieten, abseits von Internet und Telefon über die gemachten Erfahrungen zu sprechen.

Auch für deine Eltern in Deutschland ist es wichtig, für Fragen und für Notfälle einen direkten Ansprechpartner zu haben. Einige Organisationen laden während des Austauschjahres zu Elternabenden ein. Auf diesen werden offene Fragen beantwortet und so manches bestehende Problem kann geklärt oder zumindest relativiert werden. Auch können deine Eltern bereits langfristig auf deine kommende, nicht immer einfache Rückkehr ins deutsche Leben und die Familie vorbereitet werden.

Nachbereitung brauch ich nicht - das denken viele ...

Die Wiedereingliederung in die eigene Familie, das deutsche Schulleben und die deutsche Kultur wird von Austauschschülern häufig als schwieriger empfunden als das vorab verbrachte Austauschjahr: Die persönlichen Veränderungen und vielen Erfahrungen, die man nur bedingt mit Familie und Freunden teilen kann sowie das Heimweh in die neue Heimat machen die Rückanpassung nicht einfach. Nachbereitungsseminare und Ansprechpartner der Austauschorganisation sollten dich darauf vorbereiten und deinen Wiedereingliederungsprozess unterstützend begleiten. Mehr noch, eine gute Nachbereitung bietet dir Einsichten in das, was du während deines Austauschjahres gelernt hast und wie du das neue Wissen einsetzen kannst.