Probleme mit dem Betreuer

Hast du dich in deinem Austauschjahr schon einmal allein gelassen gefühlt? Gerade wenn in der Gastfamilie Herausforderungen zu bewältigen sind, ist eine Vertrauensperson wichtig.

Eines der wichtigsten Dinge die wir im Heimat- und Gastland brauchen, ist Unterstützung und Betreuung. Vor, während und nach dem Austauschjahr können so viele Fragen, Ängste, Probleme und Ereignisse auftreten, die man einfach mit jemanden teilen möchte. Wir alle wissen wie hilfreich es dann ist, eine Schulter zum Anlehnen und ein Ohr zum ausquatschen zu haben.

Auch mir ging es da nicht anders und ich weiß noch genau wie dankbar ich für all die Schultern und Ohren war, die ich von ... vor meinem ATJ bekommen habe. Daran hat sich bis heute, nach meinem Austauschjahr, zum Glück auch nichts geändert. Ich weiß, dass ich immer jemanden habe und haben werde an den ich mich wenden kann.

Doch so gut es mir in dieser Beziehung auch heute geht, im Austauschjahr hatte ich damit so meine Probleme. Wie ihr wißt, bekommen wir alle einen AreaRep (Betreuer) zur Seite gestellt und auch der Rest des ...- Teams im Gastland sollte uns immer mit Rat und Tat zur Seite stehen. Genau das hätte auch ich mir gewünscht – doch leider kam es etwas anders.

Im Prinzip fing es schon mit der Betreuung während des Hinflugs an. Keiner fühlte sich wirklich verantwortlich und nach ein paar einweisenden Worten war jeder wieder sich selbst überlassen. Da wir aber eine riesige Gruppe waren, halfen wir uns alle gegenseitig und kamen nach ein paar Turbulenzen doch alle am Zielflughafen an. Nach ungefähr zwei Wochen in Amerika machte ich dann erstmals die Bekanntschaft meines AreaReps. Sie machte einen recht sympathischen Eindruck. Meine Meinung änderte sich allerdings relativ schnell nach unsrer zweiten Begegnung.

Ich hatte mich an sie gewendet, um mit ihr über einige Probleme innerhalb der Familie zu reden - ließ dabei allerdings außer Acht, daß sie eine sehr gute Freundin meiner Mum und die Querflötenlehrerin meiner Schwester war. Das Ende vom Lied lief daraus hinaus, dass sie mir mehr schadete als half, da sie mit meinen Problemen sofort zu meiner Familie ging - ohne mich. Danach war mein Vertrauen zu ihr zerstört und ich war auch nicht sehr traurig darüber bis zum Ende des ATJ nichts mehr von ihr zu hören.

Wie in jeder Region gab es auch in meiner von ... veranstaltete Meetings, Pizzaessen, Picknicks, Ausflüge - doch leider erfuhr ich davon immer erst hinterher. Nur mit den größten - kostenpflichtigen Veranstaltungen - traten man an mich heran. Ich erfuhr später von einer Freundin, dass es auch ihr nicht anders ergangen war, und wir kamen zu dem Schluß, dass es wohl daran lag, dass unsre Familien keine alljährlichen sind. Denn auch zu meinen Gasteltern wurde kein Kontakt aufgenommen.

Auf meine Nachfrage hin wurde alles als ein Versehen erklärt und man gelobte Besserung fürs nächste Mal. Irgendwann gab ich die Kontaktaufnahmeversuche auf und fand mich mit der Situation ab. Während meines Austauschjahr stieß ich auf einige Situationen, in denen ich nicht weiter wußte und für jeden Rat dankbar gewesen wäre. Da ich ja relativ auf mich allein gestellt war, habe ich dadurch aber auch eine neue Seite von mir kennengelernt, neue Wege der Problemlösung und Kompromißfindung gefunden. Diese Fähigkeiten helfen mir auch heute noch oft weiter und ich bin froh, sie mir aneignet zu haben.

Mein Austauschjahr ist trotz allem zu einem wunderschönen und unvergeßlichem Ereignis geworden. Trotzdem finde ich, müßte man etwas an der Einstellung und Arbeitsweise der amerikanischen Partnerorganisation ändern. Mir ist klar, dass das nicht einfach und vielleicht auch nicht immer und überall realisierbar ist. Aber man muss es trotzdem versuchen. Ich habe Hoffnungen, dass sich etwas ändern läßt und wird, denn aus den Erzählungen von ATS anderer Regionen weiß ich, dass es auch anders als bei mir zugehen kann. Deshalb hoffe ich einfach, dass es den zukünftigen ATS besser ergeht und ich denke, es hilft zu wissen, dass man nicht die einzige ist, der so etwas passiert ist.