Granny Au Pairs - Austauschabenteuer mit über 50 Jahren

Medienberichte über deutsche Senioren, die in fernen Ländern als Au Pair arbeiten, häufen sich derzeit. Doch was steckt dahinter? Ich verbrachte als "Au Pair-Oma" im Jahr 2010 einen Austausch in Kanada.

Wie beim traditionellen Au Pair der jüngeren Generation hüten Au Pair Omas (oder Opas) zumeist die Kinder und erledigen Hausarbeiten. Etwas seltener arbeiten sie als Gesellschafterin oder Haushüterin. Einziger, aber nicht unwesentlicher Unterschied zu den jungen Au Pairs:

Es gibt leider keinen Lohn und auch keinen Arbeitsvertrag, auch ein bezahlter Sprachkurs und eine gezielte Vorbereitung auf den Austausch sind nicht vorgesehen. Die Vermittlungsagenturen für Senior-Au Pairs setzen derzeit ganz auf die Selbstständigkeit und Lebenserfahrung der gestandenen Damen, den Austausch gut zu meistern und die Details mit den Familien direkt auszuhandeln. Mit ein wenig Glück erhalten sie, neben freier Kost und Logis, dann vielleicht ein wenig Taschengeld oder einen Flugkostenzuschuss. Man sollte deshalb über genügend finanzielle Mittel verfügen, zumal das eigene Zuhause ja auch weiterhin unterhalten werden muss.

Ich gebe zu, auch ich war anfangs außer mir vor Begeisterung von der Idee. Total euphorisch habe ich mich um die Details leider nicht sehr gekümmert und schöpfte auch keinen Verdacht, als der Briefwechsel mit meiner Gastfamilie ins Stocken geriet und ich auf meine Frage, wie ich denn untergebracht werden würde, keine Antwort bekam. Das ganze Unternehmen wurde dann auch ein mittelgroßes Desaster - aber okay.

Trotz alledem war es eine wichtige Erfahrung in meinem Leben und ich kann allen zukünftigen Au Pair Omas nur empfehlen: Probiert es aus, aber erwartet am besten absolut nichts! Es ist auf jeden Fall ein Abenteuer und man hat hinterher garantiert etwas zu erzählen! Bei aller Euphorie gibt es aber folgendes zu bedenken: Während die Vermittlung für die Agenturen ein lohnendes Geschäft zu sein scheint, tragen die Senioren das alleinige Risiko! Hier in Kürze das Wichtigste zum Austausch:

  • Bei allen Agenturen, ist meines Wissens die Aufnahme in die Kartei kostenpflichtig. Nach meinen Recherchen handelt es sich um einen Betrag von 35 bis 48 Euro pro Halbjahr. Das kann sich aber morgen schon wieder geändert haben, da die Agenturen sich da wohl noch nicht so festlegen möchten.
  • Einige Agenturen vermitteln nur "Omas", andere auch "Opas".
  • Kommt dann eine Vermittlung zustande, sind für beide Seiten, Gastfamilie und Granny, mehrere hundert Euro fällig, wobei nur selten die Aufnahmegebühr mit der Vermittlungsgebühr verrechnet wird.
  • Wie das Matching von Familie und Granny erfolgt, ist recht unterschiedlich. Im besten Falle werden die Parteien mit Sorgfalt ausgewählt und so zusammengebracht, dass nur wenig im Zusammenleben schief gehen kann. Häufig fehlt aber auch die Sorgfalt und dann kann es schwierig werden.
  • Schief gehen kann jedoch anderweitig immer etwas, denn: Eigentlich sind Au Pair-Programme nur für junge Menschen konzipiert und der Austausch mit Senioren ist noch völlig unbekannt und rechtlich nicht abgesichert. In visumpflichtige Länder reist man also mit Touristenvisum ein und darf - laut Gesetz - nicht als Au Pair tätig sein. Man übt rechtlich gesehen eine illegale Beschäftigung aus!

Mein Rat: Wählen Sie sorgfältig ihr Gastland, ihre Gastfamilie und die Vermittlungs-Agentur aus!

Ursula

*Wenn Sie selbst bereits einen Austausch absolviert haben, dann würde ich mich freuen, wenn Sie ihre Erlebnisse mit mir teilen.