Wie kommt eine Platzierung in einer US-Gastfamilie zustande?

Zu den schwierigsten Aufgaben, die die Austauschanbieter zu bewältigen haben, zählt das Finden geeigneter Gastfamilien. Jährlich warten viele Austauschschüler und ihre Eltern lange auf die ersehnte Post, in der Name und Adresse der Gastfamilie genannt werden. So mancher Austauschschüler startet gar ohne Adresse ins Austauschjahr und wird zunächst bei einer "Welcome Family" untergebracht. Diese nimmt ihn die erste Zeit auf, bis eine Familie für das ganze Jahr gefunden ist. Welche gesetzlichen Regeln für US-Gastfamilien gelten und welche so manche Platzierung auch erschweren können, erklärt in diesem Artikel eine Mitarbeiterin von Partnership International e.V.

Zunächst ist es wichtig zu wissen, dass in den USA der Schüleraustausch von staatlicher Seite stark reguliert ist. US-amerikanische Austauschorganisationen werden vom „Department of State“, dem Außenministerium der USA, regelmäßig auf die Einhaltung verschiedenster Regeln geprüft. Eine Regel besagt, dass ein Gastschüler erst erfahren kann, bei welcher Familie er wohnen wird, wenn die Gastfamilie nach den Vorgaben des Department of State geprüft wurde und ein Schulplatz und ein Betreuer in der Nähe der Familie vorhanden sind. Diese Regel ist für die Qualität des Austauschs enorm wichtig, denn die Gastfamilie, die Schule und die Betreuung vor Ort sind von essentieller Bedeutung für den Erfolg eines Schüleraustauschs.

Wenn sich in den USA eine Familie bereit erklärt, einen Gastschüler bei sich aufzunehmen, muss sie ebenso wie jeder Austauschschüler Bewerbungsunterlagen ausfüllen. Diese Unterlagen dienen als Basis, um die Familie erfolgreich um ein Familienmitglied aus einem anderen Land zu erweitern. Hierbei achten Austauschorganisationen einerseits auf gemeinsame Interessen zwischen dem Austauschschüler und den Familienmitgliedern. Aber auch andere Voraussetzungen für eine Platzierung, wie zum Beispiel einen Haushalt ohne Katzen bei starker Allergie des Gastschülers, spielen eine Rolle.

In den USA wird darüber hinaus für alle Familienmitglieder über 18 ein sogenannter „Criminal Background Check“ durchgeführt. Dieser Check entspricht in etwa dem polizeilichen Führungszeugnis in Deutschland und dient der Sicherheit der Austauchschüler. Auch der Betreuer wird diesbezüglich geprüft und muss entsprechend über die Vorgaben und Regeln im Schüleraustausch geschult sein.

Einige Familienkonstellationen verlangen laut dem Department of State eine ausdrückliche Zustimmung eines Austauschschülers und auch seiner Eltern. So definiert das Department of State Familien, die aus gleichgeschlechtlichen Paaren bestehen, alleinstehende Personen ohne Kinder und Familien, die zusätzlich noch einen Austauschschüler aus einem anderssprachigen Land aufnehmen möchten, als zustimmungspflichtig. Wird die Zustimmung nicht gegeben, führt dies zu einer erneuten Suche nach einer anderen passenden Gastfamilie.

In einigen Fällen kann es vorkommen, dass die Information, in welcher Familie ein Schüler seinen Austausch verbringen wird, erst kurz vor der Ausreise weiteregegeben werden kann. Manche Schüler haben in diesem Fall die Sorge, dass sich keine passende Gastfamilie für sie finden wird. Doch in den meisten Fällen liegt der Grund für eine solche kurzfristige Platzierung nicht bei der Auswahl der Familie. Besonders beim Austausch mit den USA kann der Schulplatz in manchen Fällen ein Grund sein, weshalb sich die Information zur Platzierung verzögert.

In den USA funktioniert die Zuteilung der Schüler auf eine Schule anders als in Deutschland. Während Eltern in Deutschland eine freiere Wahl haben, auf welche öffentliche Schule sie ihr Kind schicken, ist in den USA jedem Wohndistrikt eine High School zugeordnet.

Genau wie in Deutschland bestehen an manchen öffentlichen Schulen in den USA geringe Kapazitäten für die Aufnahme eines Austauschschülers. High Schools in den USA legen aufgrund der Vielzahl der Bewerber um einen Schulplatz großen Wert darauf, dass ein Schüler gute Noten hat oder in anderen Bereichen oder Talenten eine Bereicherung für die Schule ist. In einigen Schuldistrikten liegt der Annahmeschluss bereits sehr früh im Jahr oder die Anzahl der Schulplätze ist zahlenmäßig so begrenzt, dass frühere Bewerber eine bessere Chance haben, an einer Schule aufgenommen zu werden.

Wenn also eine Gastfamilie gefunden ist, die Schule den Schüler jedoch nicht aufnehmen kann, ist dadurch die gesamte Platzierung gefährdet. In den meisten Fällen wird die Aufnahme eines Austauschschülers von Seiten der Schule natürlich trotzdem ermöglicht. Denn auch für US-amerikanische Schulen ist ein Gastschüler aus einem anderen Land immer eine Bereicherung. Jedoch kann bis zur endgültigen Entscheidung der Schule und damit bis zur Weitergabe der Platzierungsinformation Zeit verstreichen.