YFU Entwicklungsbericht

Hallo,
am Dienstag habe ich ein Bewerbungsgespräch bei YFU, da muss ich so einen Entwicklungsbericht schreiben, jetzt wollte ich euch fragen, was ihr davon hält und was ich daran ändern könnte. Wie mich meine Eltern geprägt haben kommt noch rein. Wär echt super, wenn ihr mir Tipps geben könntet, ist halt ein bisschen lang geworden…
LG Anna

Am TT.MM.JJJJ kam ich nach einer kurzen Geburt mit …kg und schwarzem Haar in Wien, wo ich bis jetzt lebe, auf die Welt.
Mein erstes Wort war weder Papa noch Mama, sondern „Lilli“, was gleichbedeutend für meinen großen Bruder Philipp stand. Philipp und ich verstanden uns bestens- bis er in die Schule kam.
2 Jahre später wurde meine Schwester Clara geboren. Clara war der Glatzentiger. Bis zu ihrem zweiten Lebensjahr hatte sie keine Haare am Kopf. Ich weiß nicht genau, wie meine Beziehung zu Clara früher war, denn daran kann ich mich nicht genau erinnern, doch jetzt würde ich sie als sehr gut bezeichnen. Ich vertraue ihr viel an. Mit Clara kann ich stundenlang reden und manchmal übernachte ich in ihrem Zimmer, um einfach nur über Pferde zu sprechen.
Mit 4 Jahren kam ich in den Kindergarten. Schon am ersten Tag wollte ich von dort gar nicht mehr weg und meiner Mutter weinte ich keine einzige Träne nach.
Meine allerbeste Freundin Katharina lernte ich mit fast fünf Jahren kennen und übernachtete schon damals des Öfteren bei ihr. Sie ist wohl eine der wichtigsten Menschen in meinem Leben. Zwar fällt es mir sehr leicht, Anschluss zu finden und mich mit Menschen zu unterhalten, doch absolutes Vertrauen schenke ich doch nur sehr wenigen Menschen. Menschen, mit denen man über alles reden kann, die man zu jeder Uhrzeit anrufen kann, die einen verstehen und zu denen man Vertrauen hat, sind selten, doch Kathi gehört zu ihnen. Bei ihr fühle ich mich Zuhause. Trotz ihres einjährigen Auslandaufenthalts im ersten Gymnasium brach der Kontakt nicht ab und ich bin mir sicher, das wird er auch nicht nach diesem Jahr, das sie zusammen mit ihrer Mutter in Genf verbringen muss und auch nicht nach meinem Jahr, für das ich alles tun werde, um es in die Wege zu leiten.
Mit fünf Jahren bat ich meine Mutter, mir das Lesen beizubringen. Ich kann mich noch daran erinnern, wie Philipp im Zimmer meiner Schwester saß und uns vorlas. Damals bewunderte ich ihn zutiefst und fand, dass es sich ziemlich schwierig anhörte. Meine Mutter sagte mir allerdings, ich würde das Lesen noch in der Schule lernen. Also musste ich meinen eigenen Weg finden und so fragte ich meine Mutter bei Werbungen etc., was die Wörter hießen und klaubte mir mit dieser Hilfe die Buchstaben heraus. Irgendwann saß ich dann im Wohnzimmer; meine Tante bzw. Taufpatin aus Tirol war zu Besuch und ich klappte die Kinderbibel auf und las laut vor.
Meine ganze Kindheit hat mich diese Bibel und später eine nicht mehr ganz so kindliche Bibel begeistert. Besonders das alte Testament und die Geschichten darin liebte ich. Heute gehe ich zwar nicht mehr besonders oft an die Kirche, doch ich bin der festen Überzeugung, dass es Gott gibt und er ist für mich da, wenn es mir schlecht geht. So sehr ich die Bibelgeschichten liebte, so sehr liebte ich auch Märchen; davon konnte ich nicht genug bekommen. Eines meiner Lieblingsfächer ist deshalb Deutsch. Ich mag es, Deutschhausübungen zu machen und sie dann vollendet und gut geschrieben vor mir liegen zu haben. Wenn mir danach ist, schreibe ich seitenlang Tagebuch.
Schließlich wollte ich Geige lernen, doch meine Eltern sagten mir, das würden die Nachbarn nicht aushalten.
Mit 6 Jahren wollte Philipp dann das Klavier spielen erlernen. Ich hielt das auch für eine gute Idee und begann mit 5 Jahren, Klavier zu spielen (vorher Flöte); schließlich befand ich es immer für gut, was Philipp tat. Mit elf Jahren hörte ich aber mit dem Klavier spielen auf. Meine Eltern haben mich nie gezwungen zu üben und so war ich vernünftig genug, um zu merken, dass es keinen Sinn hatte, weiterhin Unterricht zu nehmen, wenn ich nichts übte. Ich bereue es nicht, mit dem Klavier spielen aufgehört zu haben, doch ich fände es schön, wieder damit zu beginnen.
Als Philipp in die Schule kam, begann er Mädchen „uncool“ zu finden und wollte nicht mehr viel Zeit mit mir verbringen. Seitdem streiten wir uns so gut wie täglich. Leider kann ich bloß Vermutungen anstellen, woran das liegt, doch hauptsächlich liegt es daran, dass er eifersüchtig ist und dass es mir extrem wichtig war und ist, was er von mir hält und ob er mich mag. Durch die vielen Streits zwischen uns musste sich meine Schwester Clara auf eine Seite schlagen und das ist meine. So ist unsere Beziehung wohl noch stärker geworden.
Mit sechs Jahren kam ich endlich in die Schule, wo mir der Anschluss an die Anderen nicht so leicht fiel. In der zweiten Klasse bekamen wir für ein Jahr eine andere Lehrerin, die ich zwar mochte, doch die andere vermisste ich trotzdem. Denn Grete, meine Lehrerin in der 1., 3. sowie 4. Klasse war ein genialer Mensch, der bei den Kindern genau dort ansetzte, wo sie mit ihrem Wissen standen; ich durfte in der ersten Klasse die Schreibschrift erlernen. Grete ermutigte mich zum eigenständigen Arbeiten. Allerdings hatte Grete auch einen Nachteil: Immer sagte sie, die anderen sollten sich ein Beispiel an mir nehmen und durch mich lernten die anderen Kinder wohl auch schon früher die Schreibschrift. Dass mich so etwas nicht gerade beliebt macht, kann sich ein jeder denken.
Freunde aus der Volksschulzeit habe ich keine mehr, ich besuchte zwar noch kurz danach die Jungschar, doch all das zerbrach dadurch, dass eine Volksschulfreundin im ersten Gymnasium mit ihrem Roller in meinen fuhr. Dabei fiel ich hin und schlug mir so die zwei oberen Schneidezähne aus.
Seit der dritten Klasse wusste ich, dass St. Ursula das richtige Gymnasium für mich wäre, doch schon nach zwei Wochen dort merkte ich, dass es nicht so war. Also stellten mich meine Eltern vor die Wahl: Entweder weiterhin in die genannte Schule gehen oder in die Schule meines Bruders wechseln: Das BGRG Fichtnergasse.
Ich schaute mir zuerst meine jetzige Klasse eine Stunde lang an und sofort wusste ich, dass ich dort bleiben wollte. Am nächsten Tag fuhr ich auf Begrüßungswoche mit, ohne dass ich irgendwen von diesen Leuten kannte; das war kein Problem für mich.
Das Gymnasium fiel mir leicht, denn wir konnten uns die Zeit selbstständiger einteilen. Ich fand dort schnell Freunde und war bedacht darauf, nicht als Streberin dazustehen, ich half den anderen bei Tests und Schularbeiten, wo es ging. Bis zum heutigen Tag würde ich die Schule nicht als stressig bezeichnen. Inzwischen habe ich meine Lernweise zwar etwas geändert, da ich merkte, dass ich auch gute Noten bekomme, wenn ich die Dinge im letzten Moment erledige. Meine Lieblingsfächer sind Deutsch, weil es interessant ist, Latein, weil mir das Übersetzen von Texten Spaß macht und Englisch, weil ich die Sprache mag. Religion mochte ich früher sehr gerne, doch bei unserem neuen Lehrer kommen wir nicht voran.
In den Sommerferien vor dem ersten Gymnasium begann ich außerdem mit dem Reiten; vom ersten Moment an liebte ich es und noch immer sitze ich zweimal pro Woche oder in den Ferien, wenn ich im Reitstall in Tirol bin, gar zweimal pro Tag am Pferd. Es ist einfach ein befreiendes und unbeschreibliches Gefühl zu merken, dass das Pferd mein Partner ist. Während ich reite und mein Bestes gebe, vergesse ich alle anderen Sorgen. Die Pferde haben mich wohl auch sehr geprägt; man lernt dabei den Umgang mit Tieren sowie die nette Stallgemeinschaft kennen. Ein Leben ohne Pferde könnte ich mir nicht mehr vorstellen, ich habe es mir gut überlegt und beschlossen, dass ich für das Jahr ohne Probleme gut darauf verzichten kann. Zwar liegt das Glück der Erde auf dem Rücken der Pferde, doch man sammelt nicht nur am Pferderücken Erfahrungen.
Sehr geprägt haben mich sicher auch meine vielen Verwandten in Tirol, die mir immer Sicherheit und Geborgenheit geschenkt haben. Es tut einfach gut, zu sehen, was für eine große Familie man hat, die immer hinter einem steht. Vorletzten Sommer zerbrach jedoch all das mit dem Tod meiner Oma und mit beginnenden Erbstreitigkeiten zwischen ihren Kindern. So brach auch der Kontakt zu vielen von meinen Verwandten in Tirol ab. Es war und ist eine schmerzende Erfahrung, die ich lieber nicht gemacht hätte, doch das Leben kann nicht immer perfekt laufen. Wer weiß, wozu diese Erfahrung noch gut sein wird? Erst danach merkte ich richtig, wie viel mir diese Menschen eigentlich alle bedeuteten. Meine Oma konnte nicht ewig leben und schon vorher wusste ich, dass ich die Zeit mit ihr noch genießen musste.
In der 3. Klasse (7. Schulstufe) fand ich auch durch einen eigentlich ziemlich lächerlichen Streit zwischen der ganzen Klasse meine beste Freundin Mercedes. Gegen die Mehrheit schlug ich mich auf ihre Seite und so entstand aus einem Streit eine wunderbare Freundschaft. Mercedes und ich krachen des Öfteren zusammen, doch irgendwie raffen wir uns danach immer auf und nehmen uns in den Arm. Nach dem Streiten versteht man sich mit Personen oft besser als vorher, denn Streiten ist wichtig, um wieder zueinander zu finden.
Ebenfalls in der 3. Klasse hatte ich eine zweite Kieferoperation als Folge des Rollerunfalls. Eigentlich schmerzte mir mein Kiefer vor der Operation kaum, doch schlussendlich musste mir dann ein mittelfingernagelgroßes Oberkieferknochenstück entfernt werden und durch Kieferknochenersatmaterial ersetzt werden. Eines bin ich ganz bestimmt nicht: wehleidig.
All das hatte zur Folge, dass die Zähne im Oberkiefer darin bleiben müssen, bis ich 18 oder älter bin, denn dann bekomme ich richtige Implantate eingesetzt. Also sollte mein Kopf bis dahin besser weder mit einem Ball oder einer Faust in Berührung kommen. Auch das hat mich verändert, denn so bin ich vorsichtiger geworden, bei Ballspielen darf ich leider auch nicht mehr mitmachen und mein Bruder ist durch die Aufmerksamkeit, die mir meine Eltern während den Operationen zugewendet haben, noch eifersüchtiger geworden. Ich weiß, wie es ist, am Rand zu stehen, während alle anderen Ball spielen, doch Gott sei Dank habe ich nette Freundinnen, die mir manchmal während des Turnunterrichts im Geräteraum, in dem ich Dehnübungen etc. machen sollte anstatt beim normalen Turnprogramm mitzumachen, Gesellschaft leisten und mit mir tratschen.
Mit 13 wurde ich schließlich Vegetarierin, denn irgendwann begann mich der Gedanke daran, dass diese Tiere so grausam geschlachtet werden und dann in MEINEM Magen landen, anzuekeln. Zwar spielte ich schon länger mit dem Gedanken, doch aus einem unerklärlichen Grund wusste ich irgendwann, dass ich es wollte und von einem Tag auf den anderen hörte ich auf, Fleisch zu essen. Ich vermisste das Fleisch nicht, denn da ich wusste, dass ich keine Tiere esse, war es kein großes Opfer für mich. Fleisch schmeckt gut, doch mit dem Gedanken daran, dass für mich ein Tier auf solch grausame Art und Weise sterben müsste, kann ich sehr gut darauf verzichten. Mein Bruder konnte das jedoch gar nicht verstehen und noch immer zieht er mich bei jedem Essen damit auf, doch ich sehe es als meine eigene Sache an, Vegetarierin zu sein. Solange meine Eltern nicht extra kochen müssen und er nicht in irgendetwas behindert wird, verstehe ich nicht, wieso Philipp sich aufregt.
Meine Schwester war da ganz anders, sie findet es gut, erzählt mir jedoch auch dauernd wie gut Fleisch doch schmecke. Eines ist sicher: Wenn ich in eine Familie, die jeden Tag 100kg Fleisch isst, komme, habe ich ganz bestimmt überhaupt keine Probleme damit.
Schon in der Unterstufe hegte ich den Wunsch, für längere Zeit ins Ausland zu gehen und stöberte im Internet nach Sprachreisen, Austauschsemestern und Austauschjahren. Meine Eltern erzählten uns Kindern immer, sie würden ein Austauschjahr unterstützen und uns bei nichts im Wege stehen. So richtig konkret wurde dieser Wunsch erst, als ich nach der 5. Klasse (9. Schulstufe) in den Sommerferien für zwei Wochen mit der Organisation Bell International nach England flog. Da verbrachte ich eine wunderbare Zeit, die ich gerne verlängert hätte.
Schon in der fünften Klasse war ich am Tag der offenen Tür von EF und informierte mich dort auch gleich über ein Austauschsemester.
Einen Tag nach meiner Rückkehr aus England entschied ich mich spontan nach Italien zu meinem Vater und meiner Schwester zu fahren und am nächsten Tag saß ich auch schon im Zug; diese Italienreise ist zwar nicht unbedingt eine prägende Erfahrung, doch wieder bewies ich mir dadurch meine Spontanität.
Nach England begann ich mich intensiv hauptsächlich mit der Hilfe des Internets über Auslandsaufenthalte zu erkundigen.
Schließlich bekamen wir vor den Weihnachtsferien das Formular für die bevorstehende Irlandreise im nächsten Jahr. Wie es so meine Art ist, schob ich es vor mich hin und drei Tage vor dem Elternabend gab ich es meinen Eltern und sprach sie darauf an, dass ich noch nicht wisse, ob ich ein Auslandssemester machen wolle.
Den Elternabend besuchten meine Eltern und ich und danach fragte ich meine Englischlehrerin, was denn die beste Organisation für ein Austauschsemester. Ihre Antwort: „Ich denke einmal EF, das ist ja die größte Organisation. Aber wieso gehst du eigentlich nicht ein Jahr?“
Ich, die sich sowieso schon Gedanken darüber gemacht hatte, ein Jahr zu gehen, ihren Eltern aber nur erzählt hatte, sie wüsste noch nicht, ob sie ein halbes oder ein Jahr gehen wolle, entschied mich schließlich nach einem wegen der bevorstehenden Entscheidung stressigen Wochenende für Folgendes: Ich wollte ein halbes Jahr gehen. Wieso? Ich rief meine Freundinnen an, redete mit meinen Eltern; alle wollten mich dazu bewegen, ein halbes Jahr zu gehen. Hier könnte ich ja etwas verpassen. Ich wollte einmal vernünftig sein. Mein Gefühl zog mich zu einem Jahr, doch als die Vernunft in mir sprach, war ich für ein halbes. So richtig glücklich war ich mit meiner Entscheidung eigentlich nicht und desto mehr ich mich informierte, desto mehr wollte ich ein Jahr in den USA verbringen.
Doch wieso eigentlich genau USA? Schon immer war ich jemand, den das Fremde reizte und den es ins Ausland zog. Die Idee vom Autauschjahr war eigentlich schon immer in mir drin. Ich kann nicht genau sagen, woher die Idee kommt, aber wahrscheinlich hörte ich einmal davon und begann mich darüber zu informieren. Von Anfang an kamen, England, USA, Neuseeland und Australien in Frage, da ich in ein englischsprachiges Land wollte. Neuseeland und Australien waren aber nicht möglich, da das laut meiner Eltern zu weit weg war.
Also blieben die USA und England. Eine schwierige Entscheidung, doch da ich die High School erleben möchte und ich noch nie in den USA war, reizt mich das viel mehr.
Letzte Woche hatte ich dann mein Bewerbungsgespräch bei EF; einen Tag vor diesem Gespräch bewarb ich mich auch noch bei YFU. Am Abend des Bewerbungsgespräches hatte ich vor, mich endlich zwischen einem halben oder einem Jahr zu entscheiden und zu sehen, ob EF mich überzeugen konnte mit ihnen zu fahren. Am nächsten Tag stand es fest: Ich wollte ich auf jeden Fall ein Jahr gehen, auch wenn ich nicht besonders begeistert von EF war. So wuchs mein Wunsch mit YFU ins Ausland zu gehen, da YFU mir sehr positiv in Internetforen auffiel und die Internetpräsenz mir gut gefiel.
In einem Jahr habe ich die Chance, mit den Menschen dort mehr zu erleben und mich voll und ganz auf die USA einzulassen. Einen halbes Jahr vergeht so schnell. Bisher hielten mich meine Freunde, der Schulball, das Reiten, der Reitstallurlaub in Tirol und die Irlandreise davon ab, doch inzwischen denke ich nicht mehr, dass ich durch das Auslandsjahr in den USA hier etwas versäumen würde.
Einen Tag nach der Bewerbung bei EF rief ich bei Carpe Diem an, um die Irlandreise mit meiner Klasse zu stornieren. Jetzt war es endgültig: Ich wollte alles tun, um ein Austauschjahr machen zu dürfen.
:confounded::confounded::confounded:

danke für deine antwort, ja, hast recht, das werd ich auf jeden fall rausnehmen, was sollt ich noch rausnehmen, dachte mir, es könnt nicht persönlich genug sein…

danke für deine antwort, ja, hast recht, das werd ich auf jeden fall rausnehmen, was sollt ich noch rausnehmen, dachte mir, es könnt nicht persönlich genug sein…