Soll ich wechseln?

Also, bin jetzt seit fast fuenf Wochen in Iquitos, Peru und im Allgemeinen gehts mir auch rehct gut, ich hab kein Heimweh mehr und mich auch schon an das Klima(Regenwald, d.h. jeden Tag ueber dreissig Grad) und die Sprache gewoehnt, aber irgendwie hab ich mit meiner Gastfamilie ziemliche Probleme …
Sie sind ziemlich nett zu mir und scheinen sich teilweise auch zu bemuehen, mir das Eingewoehnen zu erleichtern, aber es kam auch schon oefters vor, dass ich fuer mehrere Stunden allein zu Hause war(oder hoechstens mit der Haushaelterin) und keine Ahnung hatte wo alle sind bzw. wann sie zurueckkommen, also im Haus praktisch eingesperrt - ich darf naemlich nicht allein raus.
Meine Gastmutter ist sehr beschuetzend, ich hab ungefaehr gleich viele Rechte wie meine sechsjaehrige Gastschwester! Ich werd immer ueberall hingefuehrt und abgeholt, in die Stadt darf ich auch nur mit ihr … zwar faehrt sie fast jeden Nachmittag mit mir wohin, wenn ich etwas brauche, aber eben nur mit ihr! Durfte bisher nur drei Mal etwas mit Freunden unternehmen, und zwei Mal davon wurde ich zum Haus der Freundin hingefuehrt und wieder abgeholt. Weggehen darf ich auch nicht, in meiner ersten Woche hat mich eine Freundin zu einer Party in einer Disko eingeladen, da durfte ich auch tatsaechlich hin, nur ist meine Gastmutter mitgekommen(obwohl meine Brueder auch da waren) und ich musste nach drei Stunden schon wieder gehen, weil sie muede war … am Samstag haben mich die Leute von AFS gefragt, ob ich mit ihnen mit weggehen will(sie haben alle Mitleid mit mir), und das war ein grosse Gruppe, meine Gastmutter hat alle gekannt - und trotzdem Nein gesagt. Sie hat sogar gemeint, dass es doch viel besser ist, wenn mich meine Freunde zu Hause besuchen kommen und ich nicht zu ihnen gehe, weil es angeblich bequemer fuer mich ist. Sie hat als Grund ernsthaft angefuehrt, dass ich meine Schuhe dann nicht anziehen muss! Nachdem ich so eingesperrt und kontrolliert bin hab ich auch keine Moeglichkeit, Leute kennenzulernen …
Eine andere Sache, die mich ziemlich stoert, ist das Essen. Ich bin naemlich Vegetarierin, hab AFS in Oesterreich aber gesagt, dass ich bereit bin, Fleisch zu essen, weil sie sonst vll. keine Gastfamilie fuer mich finden werden. Jetzt haben sie aber doch eine gefunden, leider. Weil die essen ausser Fleisch und Fisch auch keine Eier. Es gibt jeden Tag das gleiche Mittagessen, naemlich Reis mit Bohnen und irgendeinem Gemuese, jeden einzelnen Tag seit ich hier bin krieg ich das Gleiche vorgesetzt und ehrlich gesagt bin ich kein sehr grosser Fan von Reis, nie gewesen und hier haengt er mir so zum Hals heraus! Es gibt naemlcih auch sonst nicht sehr viel zu Hause zu essen, Dinge wie Brot, Cornfalkes und Obst sind staendig aus und das war auch schon alles, wovon man sich ernaehren koennte. Meine Gastmutter ist eine sehr schlechte Hausfrau, sie vergisst staendig, Sachen nachzukaufen, es kam auch schon oefters vor, das wir kein Wasser mehr zu Hause hatten … auswaerts etwas essen kann ich auch nicht, wiel immer jemand von der Familie dabei ist.
Abgesehen davon haben sie nicht mal ein Familienleben, sondern leben einfach nur alle unter einem Dach zusammen … die Eltern reden kaum mit den Kindern, ausser ueber schulische Dinge und ich hab den Eindruck, dass sie sich nciht sonderlich darum geschert haben, ihren Kindern sowas wie Tischmanieren oder eine gute Erziehung zukommen zu lassen. Wenn sie alle daheim sind, schauen sie nur fern, gemeinsame Mahlzeiten oder richtige Gespraeche gibt es nicht und ich wurde noch nie gefragt, wie es mir wirklich geht und ob ich vielleicht HEimweh habe, doder ob mir meine Familie fehlt …
Ich wuerde so gerne wechseln, hab aber Angst, dass ich meine Familie damit verlatze, immerhin sind sie schon nett und kaufen auch immer extra Milch, weil sie wissen, dass ich die so gern hab(eigebtlich sowas wie mein Hauptnahrungsmittel momentan). Als sie herausgeunden haben, dass ich in meinem Bett fat nicht geschlafen habe, weil die Matrazeso duenn war, haben sie sogar eztra eine neue gekauft … irgendwie haelt mcih hauptsaechlich die Matratze vom wechseln ab.
Immerhin haben sie mich als Familienmitglied aufgenommen und wechseln waere doch das Undankbarste, was ich tun koennte …

Naja, hoffentlich hat irgendjemand einen Rat fuer mich oder sowas in der Art, bin echt schon ziemlich verzweifelt!

Lg Lisa

Hey!

Im Prinzip hoert sich das ja alles super an, aber das mit dem Ueberwachen wachen wuerde mich auch irre machen!
Anscheinend duerfen deine Gastbrueder ja alleine weg (wenn ich das richtig verstanden habe). Hast du denn mal gefragt, warum du nicht alleine raus/weg darfst?
Rede mit ihnen und mache ihnen klar, dass du dir ueberwacht vorkommst und gerne neue Leute kennen lernen wuerdest und auch mal gerne was alleine machen wuerdest. Wenn sich nichts aendert, spreche deinen IEC drauf an. Vielleicht koennt ihr ja alle zusammen mal darueber reden! Einen Versuch ist es alle mal wert!

Wenn das alles nichts nuetzt, sollte dich nicht eine Matratze vom Wechseln abhalten!
Sinn eines Austauschschjahres ist es auch, neue und verschiedene Leute kennen zu lernen und das geht nicht wenn deine Gastmutter staendig dabeihockt. Und Leute, die du nur aus der Schule kennst, sind ja auch nicht gerade Freunde

Ich hoffe ich konnte dir wenigstens ein bisschen helfen! :grinning:

Lg Claudia

versuch einfach erst mal mit der Familie drüber sprechen und sag ihnen, was du davon hälst und so. Aber denk an eins: Versuch nicht es allen recht zu machen! Hört sich scheiße an, aber du musst in soner Situation an dich denken und wirklich der Familie mal sagen, dass du darüber nachgedacht hast die Familie zu wechseln. Wenn du aber da bleibst nur um deine Gastfamilie nicht zu enttäuschen, dann kann das nach einer Zeit genau das Gegenteil bewirken: Die familie merkt, dass du dich nich glücklich fühlst und kommt sich dann auch blöd vor. So wissen se wenigstens wodran se sind.
Aber sprech erst mal in aller Ruhe mit ihnen. Man sagt ja immer, dass Familienwechsel wirklich nur vorkommen soll, wenn es wirklich nicht mehr geht.
Gruß
Jonas

Ich war mit YFU in Uruguay und zwar in einer mittelgrossen Stadt namens Rivera. Ich hatte die selben Probleme wie du (bis auf das mit dem Essen). Ich teilte mir ein Schlafzimmer mit meinen beiden Gastschwestern und war mit meiner 21! jaehrigen Gastschwester Noelia in einer Klasse. Ich durft weder allein zur Schule noch in die Stadt. Zudem wusste ich den ganzen Tag nicht was ich machen sollte. Mir war einfach stink langweilig! Ich hatte eine Arztbescheinigung dass ich kein Sport machen soll in der Schule und deshalb wollten sie mir verbieten zu Capoeira zu gehen. Ich konnte auch absolut kein Spanisch und wusste mich nicht zu verstaendigen. Da die Lehrerin immer zu uns nach Hause kam, konnte ich auch da nicht raus. Ich hatte keinerlei Privatsspaehre. Der Vater war genau wie der Sohn im Militaer und die Familie war sehr konservativ. Es war die typische nach aussen perfekte Familie, hat ne Banda geleitet und sind dauernd irgendwohin gefahren, so oft, dass ich nicht mal ein Wochenende fuer mich hatte. Ich hab mich dann entschlossen die Familie zu wechseln.
In der 2. Familie war dann erst mal alles ganz gut. Ca. 2 Wochen lang. Mein Bruder war 17 und wir sind immer ausgegangen. Leider war die Familie so arm, dass sie sich weder Fenster noch Brot oder Gas fuer den Herd leisten konnte. Wenn es regnete hat es reingeregnet. Wir hatten 1000 Kuerbisse im Garten und haben uns davon ernaehrt, wenn ich nicht ne Pizza oder so gekauft habe. Das war aber noch alles OK, bis ich dann beschuldigt wurde Geld geklaut zu haben weil ich angeblich mit meiner Austauschfreundin und ihrem Gastcousin nach Brasilien abhauen wollte. Ausserdem wurde mir auch selbst Geld geklaut (100 Dollar die ich YFU fuer ne Reise ueberweisen wollte). Die Mutter gehoerte der Religion/Sekte Candomble an, hat Karten gelegt und Hexereien veranstaltet und ich durft einen Raum nicht betreten (ausser als sie mal ihre Tage hatte). Jeden Monat hat sie der Meeresgoettin irgendwas an den Strassenrand gelegt.
Die dritte Familie hab ich mir dann selbst gesucht. Meine neue Familie war supernett und ich durfte auch ausgehen (zwar nicht sofort, aber dann haben sie mir vertraut). Ich habe bis heute zu ihnen Kontakt. Uruguay war bis jetzt auf jeden Fall das lehrreicheste und verrueckteste Jahr meines Lebens! Wenn es euch nicht gut geht wechselt. Die Philosophie von YFU und AFS in allen Ehren, aber wenn ihr euch nicht anpassen koennt und euch einfach schlecht fuehlt, denkt nicht, dass ihr nicht fuer ein Austauschjahr geeignet seid. Es werden halt einfach Personen zusammengewuerfelt, die manchmal halt nicht miteinander klarkommen. Der Erfolg eurer Erfahrung haengt nicht davon ab ob ihr gewechselt habt oder nicht, sondern wie viel ihr ueber die neue Kultur und euch selbst lernt. Und in meinen 3 Familien hab ich eine Menge gelernt. Manche Dinge ueber mich erfahre ich erst jetzt im Nachhinein. Ich wuerde nicht pauschalisieren wollen, dass Uruguay das beste Jahr meines Lebens war, aber ich habe die Entscheidung nie bereut und es war sicher die bereichernste Erfahrung fuer mich.
Wer Fragen hat, kann mir gerne schreiben.

Hey,

tut mir Leid, hab komplett vergessen, hier zu erwaehnen, dass ich dann doch gewechselt habe, weils mit der Familie immer schlimmer wurde.
Ausser meinem Gastvater hat dann kaum noch wer mit mir geredet, mein Bruder hat mich noch nicht mal gegruesst sondern total ignoriert und gekuemmert haben sie sich auch kaum um mich, grade dass mir zu Mittag ein Teller hingestellt wurde. Ich hab mich daheim den ganzen Tag nur gelangweilt, raus durfte ich kaum und meine Gastmutter mochte meine Freudne nicht.
Noch dazu hatten wir dann oefters mal Ratten in der Kueche.
Musst bei AFS ziemlich kaempfen, die sind in Suedamerika etwas sch**** organisiert, hab ganze vier Wochen gebraucht, bis ich endlich von dieser Horrorfamilie wegkam und wechseln durfte … ein ganzes Monat Wartezeit, obwohl eine neue Familie schon nach zwei Tagen gefunden worden ist!
Bei denen gehts mir jetzt viel besser, hab drei Schwestern, mit mir wird tatsaechlich geredet und sie machen auch Sachen mit mir. Total gut gehts mir auch nicht, wegen Weihnachten und allem, weil Iquitos so ein langweilige Stadt ist und mir die ewige Hitze und Eintoenigkeit schon so auf die Nerven geht, aber was solls. mich stoeren auch bei dieser Familie einige Dinge, zB hat der Hund(welcher immer ins Wohnzimmer sch**** und einen nie in Ruhe essen laesst) mein MP3-Playerkabel zerbissen als ich mal nicht daheimwar und meine Zimmertuer offengelassen hab. Alles was die gesagt haben war " dann mach halt die Tuer zu" … ich weiss nicht, aber ehrlichgesagt haette ich rein aus Hoeflichkeit schon erwartet, dass sie es mir ersetzen wuerden, vor allem weil der Hund auch noch meinen Schuh zerbissen und einige Stifte und derartiges verschleppt hat …

Wie auch immer, mir gehts besser und danke fuer die Ratsschlaege,

Liebe Gruesse Lisa