1.: Ich möchte gerne in die USA, irgendwo, wo es warm ist, z.B. L.A… kann man sich aussuchen, wo man hin möchte?
Es macht nicht wirklich Sinn, sich die Gegend auszusuchen! Es gibt einige Orgas, die eine Gebietswahl gegen Aufpreis anbieten. Ich persönlich halte das für unseriös, da sie mit den „Lieblingsstaaten“ California und Florida werben, ohne dabei zu erwähnen, dass NUR der Staat oder sogar manchmal innerhalb eines Gebietes mehrere Staaten festgelegt sind. Dadurch weißt du aber noch lange nicht WO du genau hinkommst und auch in California z.B. gibt es Gebiete, wo sich Fuchs und Hase total Gute Nacht sagen und du weit ab vom Schuss bist. Du kannst also trotz Aufpreis trotzdem „in the middle of nowhere“ kommen. Letztlich ist die Wahl der Gastfamilie wesentlich entscheidender für ein gelungenes Jahr als der Ort oder der Staat. Da in den USA kontinentales Klmia herrscht, wirst du überall IMMER sehr warme Sommer haben (außer allerdings in Alaska, was aber dafür andere tolle Reize hat!). Den Wechsle der Jahreszeiten und im Winter mal so richtig kräftigen echten Winter zu erleben ist auch eine unbedingte Erfahrung wert!
2.: Ich bin auf einem Gymnasium in NRW mit dem Durschnitt 2,7 auf dem letzten Zeugnis… Ist das Okay?
Schnitt sollte ok sein.
3.: Ist es schwer, sich mit der Sprache zurecht zu finden? Weil ich kenn ja nur die Schulvokablen…
Im Gegensatz zu allen anderen Austauschländern und den ATS, die solche wählen hast du mit Englisch einen wahnsinnigen Vorsprung! Nach 6 Jahren Englisch in ein englischsprachiges Land zu fahren dürfte trotz Schulenglisch keine Probleme machen!! Andere ATS fahren ohne Sprach-Vorkenntnisse nach China, Japan, Finnland, Lateinamerika und kommen dort auch zurecht.
4.: Ich habe Zöliakie, d.h. ich darf kein Mehl essen… Ist das ein Problem, oder gibt es Familien, die sowas anbieten?
Bei fast jeder Orga kann man sowas besprechen. Nichts ist von vornherein unmöglich! Ich weiß von TREFF, dass sie mal jemanden mit ganz starker Diabetes vermittelt haben. Das ist ne kleine Orga die sich auch gut persönlich um die ATS kümmern kann. Auch YFU ist trotz ihrer Größe offen für jegliche handicaps. WIE schwierig das nun mit speziell deiner Krankheit ist, kann ich nicht beurteilen.
Ich würde aber sagen, dass deine Krankheit auf jeden Fall GEGEN eine spezielle Gebietswahl spricht, da die Gastfamiliensuche dadurch sehr stark eingegrenzt ist! Jede Orga, die dir also nen bestimmtes Gebiet oder Staat verspricht halte ich bei dieser Sachlage für äußerst unseriös!
5.: Was hat man in den USA für Möglichkeiten bezüglich Führerschein usw?
Es ist verständlich, dass der Führerschein in den USA für euch verlockend ist. Dennoch - vergiss es! Das ist nicht das Wichtigste an einem Austauschjahr und die Gesetze werden momentan immer schärfer, so dass du nicht davon ausgehen kannst, überhaupt dort außerhalb deiner Fahrstunden fahren zu dürfen! (Wenn überhaupt, dann nur in Begleitung eines Erwachsenen) Die Bestimmungen sind von Staat zu Staat sehr unterschiedlich und auch die Umschreibung für D-Land wird nicht aus jedem Staat anerkannt. Die Versicherungsfrage ist eine so heikle Sache, dass viele Orgas eh verbieten, den Führerschein zu machen (und die anderen hoffen darauf, dass nichts passiert!!!)
6.: Wie ist das mit dem Schulsystem…? Verpasst man viel wichtigen Stoff?
Sinnvoll ist es, dass du in ein Austauschjahr mit der Erwartung gehst, dass du NICHTS für dein deutsches Abi hinzulernst! Ein Austauschjahr ist ein Bildungsprogramm nicht im Sinne von Schulbildung, sondern im Sinne von interkutureller Bildung und Erfahrung. Das Bildungssystem in den USA ist gänzlich anders aufgebaut als hier. Alle highschools sind in unserem Sinne GESAMTSCHULEN. Du wirst also sowohl mit Hauptschülern, Realschülern und Gymnasiasten zusammen sein und je nach Schulangebot eben Kurse für Gymnasiasten besuchen können. Die Angebote hängen aber ganz stark von der jeweiligen Schule ab! Der amerikanische Schulabschluss („graduation“) entspricht im deutschen Leistungsniveau etwa einem Mittelding zwischen Realschulabschluss und Fachhochschulreife.
Ob du mit deinem Schnitt die 11. Klasse wiederholen musst oder nicht entscheidet meistens dein Bundesland und deine jetzige Schule! Das wird hier in den Bundesländern auch sehr unterschiedlich gehandelt. In manchen Bundesländern wird von dir eine Nachprüfung für die 11. Klasse erwartet, in manchen wird es dir selber überlassen und du kannst im ersten Halbjahr Klasse 12 „probieren“, in den Bundesländern mit 12 Schuljahren ist es gänzlich unmöglich, die 11. Klasse NICHT zu machen. (Mit NRW kenn ich mich nicht aus) Letztlich musst du aber auch selber überlegen und beurteilen, was dir wichtiger ist: Ein Austauschjahr mit all seinen Erfahrungsmöglichkeiten ohne „Einbuße“ eines Schuljahres oder eventuell einen schlechteren Abi-Schnitt. Meiner Meinung nach kann ein Austauschjahr NIEMALS eine Einbuße sein, sondern immer nur eine Bereicherung!
Womit Frage 8 auch schon gleich beantwortet ist.
7.: Ich habe gelesen, dass man im Monat ca. 200$ braucht… Wofür genau?
Du musst davon ausgehen, dass du finanziell außer Kost und Logi völlig auf dich allein gestellt bist. Das bedeutet nicht nur dein „normales“ Taschengeld, sondern jegliche außergewöhnliche Aktion, Kosmetik, Klamotten, Bücher, Weihnachts- und Geburtstagsgeschenke für Freund und Gastfamilie, Reisen usw. Es gibt hier und da Gastfamilien, die dich zu einer Reise einladen oder wenn sie essen gehen, deinen Part mit übernehmen - aber du kannst absolut nicht davon ausgehen!! Für eine Gastfamilie bedeutet jemanden für ein ganzes Jahr aufzunehmen schon eine Portion finanzielle Zusatzbelastung und sie machen es freiwillig.