Schlechte Erfahrungen mit AFS

Na also… ich habe auf zweierlei Arten mit AFS Kontakt gehabt - einerseits waren wir ein Jahr lang selbst Gastfamilie für einen Jungen aus Kolumbien. Andererseits habe ich mich selbst beworben für ein halbes Jahr Finnland. Leider waren meine Erfahrungen nicht so positiv…
Die Unterstützung für uns als Gastfamilie war mangelhaft - wir hatten z.B. schon anfangs gesagt, dass wir über den Sommer weg seien und unseren Gastschüler nicht mitnehmen konnten. Es dauerte allerdings bis eine Woche vor den Ferien bis eine Familie gefunden war, und das auch nur nach mehrmaligem Bitten und schliesslich der Drohung dass wir ganz aussteigen würden.
Dann kann man auch das Auswahlverfahren anzweifeln - als motiviert und interessiert an der Kultur oder der sprache würde ich unseren Austauschschüler wirklich nicht bezeichnen. Auch in der Schule stellte AFS keine Anforderungen - Prüfungen musste er nicht schreiben, von vielen Stunden wurde er freigestellt…
Wir haben schlussendlich auch ziemlich viel bezahlt, für Essensgeld oder Zugabo kam weder AFS noch der Austauschschüler selber auf.
Weder wir, noch, so glaube ich, er, haben von diesem „Kulturaustausch“ profitiert.

Dann hatte ich mich trotzdem bei AFS beworben. Bereits im November fragte ich per Mail an, ob sie ein Programm fürs Wintersemester in Finnland hätten. Sie schrieben zurück das wäre kein Problem, AFS Finnland würde das anbieten. Es klang, als brauchte es bloss einen Anruf und das ganze würde funktionieren.
Ich wurde dann auch im Juni/Juli zum vorstellungsgespräch eingeladen, fuhr quer durch die schweiz, insgesamt über vier Stunden Fahrt mit ÖVs. Das lief dann auch alles gut…
Eine knappe Woche später aber bekam ich ein Mail, dass AFS kein Programm für mich hätte! Es hiess, sie hätten noch nie einen Winteraustausch nach FI organisiert und hätten auch so etwas nie angeboten… Es gab kein Angebot, für mich etwas bei einer anderen Orga zu organisieren und auch kein; Versuchs doch mal bei YFU (oder so)
Wegen dieser Fehlinfo wäre mein Austausch beinahe ins Wasser gefallen, aber zum Glück habe ich in letzter Minute noch eine Orga gefunden, die noch nicht Anmeldeschluss hatte, und freue mich jetzt auf 6 monate Finnland.

Ich will hier nicht sagen, dass es allen AFS-Familien oder Austauschschülern so geht, das waren meine persönlichen Erfahrungen und ich bin immer noch sehr enttäuscht von dieser Organisation.

Na also… dann werd ich mal von meinen guten Erfahrungen mit AFS berichten (Österreich). (Familie und selbst-Gastschüler)

Wir waren bisher 3 Mal Gastfamilie. Wir hatten einmal eine Peruanerin (Jahresprogramm), dann einen Argentinier (Jahresprogramm) und dann einen Italiener (Trimesterprogramm).

Die Peruanerin hatte es relativ schwer bei uns, weil wir 3 Brüder sind und da eine Gastschwester nicht so leicht Anschluss findet. Weil sie (wie Südamerikaner halt üblicherweise so sind) recht chaotisch war, und manchmal unaufmerksam, ist sie in die eine oder andere Schwierigkeit gekommen und hat sich mit meinen (eher genauen) Eltern in Streitereien verfangen. Das hat dann etwas vor Weihnachten zu einem Familienwechsel geführt. Man hat zwar nicht sofort eine andere Familie gefunden, aber das ist auch nicht gerade leicht, wenn man bedenkt, dass man ja doch will, dass das Mädel nicht Schule wechseln muss (wegen den gewonnenen Freunden), und daher eine Familie in der Nähe gefunden werden sollte. Aber nach einer Woche wurde dann eine Familie gefunden und mit der hat es dann für sie auch super geklappt. Abgesehen davon sind wir heute noch gelegentlich mit ihr in Kontakt und haben sicher alle was draus gelernt, auch wenn sie gewechselt hat.

Wir haben dann einen Jungen gewünscht, welcher sich als vierter Bruder super eingelebt hat, total toll integriert hat und ich hab ihn mittlerweile auch schon in Argentinien besucht. Super Erfahrung für alle.

Mein italienischer Gastbruder für ein Trimester hat sich zwar auch super schnell integriert, aber 3 Monate sind einfach sehr kurz. Noch dazu waren ich und mein großer Bruder dann schon Studenten in Wien und nicht mehr zu Hause, also hat er nur noch einen Gastbruder gehabt (der lernt jetzt italienisch… vielleicht auch ein bisschen deshalb). Ich denke ihm hats gut gefallen und meine Eltern waren auch froh, dass er eine schöne Zeit gehabt hat… sie selber hatten keine so großen neuen Erfahrungen mehr (war ja schon der dritte).

Ich und mein kleiner Bruder waren mittlerweile auch schon ein Jahr mit AFS weg (beide in den USA) und waren beide sehr zufrieden. Ich habe zwar recht lang gebraucht um mich mit meiner Gastschwester zu verstehen (mit meinem Gastbruder habe ich mich gleich gut verstanden) aber heute sind wir beste Freunde und ich habe eine total super zweite Familie dort drüben. Meinem kleinen Bruder ging es sehr ähnlich. Bei ihm haben wir dann wirklich gemerkt, dass die Übereinstimmung von Familie und Schüler bei AFS tatsächlich versucht wird. Er spielt viel Trompete, hat das angegeben und kam in eine Familie, wo Sohn und Mutter auch Trompete spielen und war dann in der Marching Band, was ihm total gefallen hat.

Die Vorbereitung bei uns sehr ok, und das zwei Stunden Zug fahren zum Camp haben wir ausgehalten. Eine Freiwilligenorganisation kann halt nicht in jedem Bezirk jedes Monat ein eigenes Camp machen, ich kann damit leben.

Ein Tipp von mir: Wenn ihr genaue Platzverfügbarkeiten wissen wollt, dann ruft im Büro an. Freiwillige helfen viel mit, können super über Erfahrungen berichten, und einige kenne sich auch gut aus, aber solche Dinge können nur die hauptamtlichen Mitarbeiter genau wissen, weil man da immer ganz aktuelle Daten braucht (das muss bei anderen Orgas eigentlich genau so sein). Bei einem Anruf kann man außerdem viel schneller viel mehr Infos bekommen als in aufwendigen emails.

Deine oben beschrieben Probleme halte ich für berechtigt, aber da habt ihr wohl falsche Erwartungen an die Aufnahme eines Gastschülers gehabt.
Dass AFS kein Essensgeld bezahlt, ist kein Geheimnis, zumindest nicht in Österreich. Was bezahlt wird und was nicht, ist genau geregelt und kann erfragt werden (in den Büros) oder steht auf Internetseiten. Wie das mit der Schule in der Schweiz ist kann ich jetzt so nicht kommentieren, aber auch hier in Österreich müssen sie nicht in allen Gegenständen benotet werden… auch kein Geheimnis (wie sollen die denn benotet werden, wenn sie noch nicht gut Deutsch können). Die Schule dient neben dem Lernen bei einem Austausch halt auch sehr als Anknüpfungspunkt zu Gleichaltrigen. Ich weiß nicht, wie ich in den USA je so viele Leute kennenlernen hätte sollen ohne die Schule. Und ohne die wärs nur halb so interessant gewesen… da kann ich gleich als Tourist rüber gehen.

Das mit dem Weiterleiten an YFU ist zwar ein schöner Gedanke… eventuell sogar möglich, dass man das macht, aber erstens haben Büromitarbeiter wohl andere Probleme als dein persönlicher Austauschberater zu sein, selbst wenn du nicht mit ihnen fliegst (dafür gibts z.B. dieses Forum), und dann wissen die ja auch nicht, was die anderen gerade im Programm haben. Erwartest du wirklich dass dich da jemand an die Konkurrenz weiterleitet??? Wenn du zu McDonalds gehst und du willst Spaghetti, dann werden die ja auch nicht sagen: „Hey, sorry, wir haben keine Spaghetti, aber da in 250 m rechts die Straße rein, der Italiener ist echt super. Geh da hin!!!“ :+1: Nein… der sagt „haben wir nicht, wollen sie vielleicht was anderes? Wenn nicht, nächster!“ und nimmt sich den nächsten Wartenden in der Schlange. Ich denke, wenn ein Mitarbeiter eine Organisation gerade gut drauf ist und Zeit hat dann empfiehlt er/sie dir vielleicht was, aber erwarten würde ich das nicht.

Wie ein Austauschschüler drauf ist, ist leider immer ein bisschen Glückssache. Man muss damit rechnen, dass ein Austauschschüler nicht so ist, wie man ihn sich optimalerweise vorstellt, auch wenn oft versucht wird, Familie und Schüler abzustimmen (geht halt auch nicht immer).
Ich denke es ist echt eine Herausforderung eine Gastfamilie zu sein. Man hat mit viel Extra-Zeug herumzukämpfen, hat extra-monetäre Belastung, hat ein extra-Kind. Dass das nicht immer gut geht ist eigentlich zu erwarten (ganz generell… nicht nur bei AFS). Aber wenn es niemand versucht, dann wird es halt bald auch keinen Austausch mehr geben… da leiden auch Österreicher, Schweizer, und Deutsche darunter (nicht nur Schüler, die zu uns kommen).

Man kann als Austauschanbieter natürlich die Familien bezahlen, um den Anreiz für Familien zu erhöhen, aber dann gibt’s zwei Probleme: Erstens wird der Austausch für die Schüler teurer, und dann können sich Otto-Normalverdiener nicht mehr so gut leisten (man muss ja so schon genug bezahlen für Flug, Versicherung, Abwicklung usw.). Zweitens sehen das dann manche Familien als Einkommensquelle und sehen den Austauschschüler als Verdienst. In so einer Familie möchte ich selber nicht untergebracht sein.

Orgas, die Freiwilligenorganisationen sind, haben diese Problem halt kaum. Dafür muss man damit rechnen, dass die Freiwilligen entweder jung sind und sich wenig mit den Familienproblemen (insbesondere der Eltern) auskennen. Dafür ist aber oft das inoffizielle Netz sehr groß und irgendwo werden immer Notfallfamilien gefunden. Und gerade bei Familienwechseln sind solche Orgas sicher auch ganz gut, weil viele Freiwillige viele Leute kennen (auch regional) und dann findet sich üblicherweise eine Familie. Ich wüsste nicht wie eine Orga ohne viele Freiwillige Familienwechsel schnell und örtlich nahe machen sollte (Anzeigen schalten, 1 Woche? Ob sich dann wer meldet ist fraglich…)

Ich find AFS jedenfalls super… sicher auch noch ein bisschen verbesserungswürdig, aber doch eine der besten Austauschorganisationen.

Danke für deine Antwort!

Wie gesagt, ich glaube nicht, dass AFS im allgemeinen so unzuverlässig arbeitet.
Ich wollte bloss von meinen persönlichen Erfahrung berichten, weil ich eben finde, dass man nicht nur von guten, sondern auch von schlechten Erfahrungen berichten sollte. Nur so kann sich ein Austauschschüler (oder sonst jemand) ein Bild von der Orga machen.

Von wegen Essensgeld & co. wurden wir eben nicht informiert. Und irgendwie find ichs jetzt persönlich schon ein bisschen witzig, wenn du einem Austauschschüler auch noch um die 300 Franken im Monat zur Verpflegung zahlen musst, während er aus einem äusserst wohlhabenden Haus kommt und monatlich etwa das doppelte von seinen Eltern bekommt, um damit Kleider, Kosmetik- und Elektronikartikel zu kaufen und schliesslich mit nagelneuem handy, Ipod etc. nach Hause fliegt.

Und wenn du dann halt ins McDo gehst und Spagettis bestellst… Dann wartest du erst mal sehr lange (bei AFS hab ich im November angefragt und sagenhafte 7 Monate später haben sie bemerkt dass es das Programm nie gab), bis beinahe alle Geschäfte geschlossen haben, und sie dir dann sagen; „tut mir leid, wir haben ihnen zwar vor 5 Stunden gesagt, wir hätten Spagettis, aber eigentlich hatten wir nie welche…“ dann würd ich halt eben doch erwarten, dass sie sich entschuldigen und versuchen mir zu sagen, wo ich um fünf vor zwölf eben doch noch Spagettis bekomme.

eh, man muss durchaus beide Seiten des Austausches erwähnen, deshalb hab ich das meinige getan. ^^

Ich denke, einen optimalen Austausch wird es nie geben… liegt wohl daran, dass kaum eine Orga alle ihre Länder absolut übergreifend verwaltet, sondern nur Partner hat (obwohl… AFS zB hat da schon einen internationalen AFS-Kontrollteil)

Dass Austauschschüler/innen manchmal einfach unausstehlich sind, dafür können die Austauschorganisationen nichts. Man kann als Organisation auch nicht einfach jemanden ablehnen, wenn er/sie dir unsympathisch ist. Dann kommen die Eltern und beschweren sich, dass ihr Kind nicht fahren darf. Ist leider eine schwierige Sache, dass nicht alle Menschen so sind, wie wir sie gern hätten.

Dass ihr nicht über die Kosten informiert wurdet ist natürlich schlecht. Ich weiß nicht, wie da eure Anbahnung als Gastfamilie abgelaufen ist, aber bevor ich mich nicht gut auskenne, insbesondere was Finanzen betrifft, würde ich persönlich da nirgends mitmachen.

Um mich kurz zu halen: Ich bin durchaus für negative Erfahrungen, aber man muss schon aufpassen, was jetzt wirklich ein Fehler der Organisation ist und was zum Risiko eines Austausches gehört. Weil dann können sich Austauschschüler noch ein besseres Bild von der Orga machen.

Wenn du schreibst, dass AFS schlecht ist, weil sie kein Essensgeld bezahlen, halte ich das für unfair. Ich denke, wenn man einen Austauschschüler aufnehmen will, dann hat man eine Informations-Holschuld. Üblicherweise gibts da so Infomappen, Infofolder, Internetseiten, und auch telefonische Kontakte, wo man sowas erfragen kann. Ich kann mir kaum vorstellen, dass euch die das verheimlicht haben. Wir haben da sogar noch extra ein HAndbuch bekommen, wo alle diese Dinge (finanzielles, medizinisches usw.) dringestanden ist.

Dass der Typ reich ist, ist natürlich ungünstig, aber was soll man denn dann mit den Schülern machen, die sich das Essen nicht leisten können, weil sie grade mal mit einem Stipedium oder sonstigen Förderungen für den Austausch an sich aufkommen konnten (also Flug, Versicherung, Abwicklung etc.)? AFS und YFU sind sicher unter anderem auch deshalb so billig, weil sie die Familien nicht zahlen. Dafür haben aber auch ärmere Schüler eine Chance auf sowas. Dass auch reiche und extrem reiche Schüler sich bewerben, oder auch unsympathische und unordentliche Schüler, ist wohl nicht zu vermeiden und gehört eher zur Rubrik: generelle Risiken bei der Aufnahme eines Gastschülers.

Wenn du allerdings schreibst, dass AFS (wohlgemerkt, in der Schweiz… hier lesen ja auch viele Deutsche und Österreicher) dich nicht korrekt bzw. rechtzeitig über die Verfügbarkeit des Landes informiert haben: Diese Beschuldigung ist ein Organisationsfehler und ist total gerechtfertigt.

So sehe ich das zumindest.

Liebe Grüße

Mit welcher Organisation bist du nach Finnland gefahren? Suche noch eine, würde zwar zu AFS oder YFU tendieren, aber nach den Horrorgeschichten da habe ich ein bisschen Angst davor