Kleine und große kulturelle Unterschiede

Sich für einen längeren Zeitraum im Ausland aufzuhalten und zu integrieren bringt einem so manche Erkenntnisse. Ganz besonders interessant sind die, die man nicht erwartet hat und bei denen man zuvor davon ausgegangen ist, dass sie überhaupt nicht existieren. So ging es zu mindest mir.

Mich bewegen immer wieder die kleinen und großen kulturellen Unterschiede zum nachdenken. Beispielsweise nach einem Jahr in den Niederlanden. Ich war wirklich verwundert, wie sehr sich doch unser „kleines“ Nachbarland von Deutschland unterscheidet. Dabei erweckt es am Anfang überhaupt nicht diesen Eindruck. Erst im Laufe der Zeit erkennt man den feinen Unterschied.

Ein paar Beispiele: Ganz selbstverständlich sind die kleinen Pausen für einen „kopje koffie“. Solch ein Verhältnis zur kurzen aber entspannenden Kaffeepause ist bei deutschen Kaffee- oder Raucherpausen nicht anzutreffen. Zugleich prägt es aber auch den Umgang: vieles lässt sich dadurch informell in etwas ruhigerer Atmosphäre klären. Diese Art der Unterbrechnung, insbesondere während der Arbeit, würde in Deutschland leicht als Faulenzer-Pausen wahrgenommen. Und das, ohne dies zu werten. Aber wer wäre von einer so unterschiedlichen Einstellung gegenüber einem so unbedeutendem Alltagsritual ausgegangen?

Entspannender geht es auch im Straßenverkehr zu, auch wenn ich jetzt nicht von den ganz großen Städten sprechen kann. In einem Satz: die Fahradfahrenkultur und -mehrheit hat ihre Spuren hinterlassen. Auch in der Einstellung dazu, wer nun genau Vorfahrt hat:der Fußgänger/Fahrradfahrer oder das Auto…
So sind mir ebenfalls ein etwas unbeschwerter Umgang im Kulturen-Mix, abgesehen von einigen extremen Tendenzen in der jüngeren Vergangenheit, aufgefallen. Nicht etwa das tolerante Nebeneinander meine ich dabei, sondern das ungezwungenere Miteinander verschiedener Nationalitäten und Religionen.

Da lässt sich sicher noch viel mehr aufzählen oder diese Punkte aus einem anderen Blickwinkel kritisieren. Was mich aber fasziniert, ist, in welchen Bereichen überall - seien sie noch so klein oder unverdächtig - Dinge anders erledigt, Probleme anders angegangen und das Leben einfach anders gelebt werden kann. Nun habe ich viele, bzw. die meisten Kulturen gar nicht kennen gelernt.

Daher interessiert es mich, was IHR für kleine Unterschiede erlebt habt, die unter den meisten Umständen nicht der Rede wert wären.

Liebe Grüße

Stefan

super beitrag! ich kann dir echt nur beipflichten!
Man muss nicht immer unbedingt weit weg fahren, um Unterschiede zu merken! Habt ihr schon mal ein Land erlebt, in dem man zu viert nebeneinander auf einer befahrenen Straße fahren kann, ohne dass ATuofahrer wie wild hupen? ich nur in Holland…:grin:
und die nette angewohnheit immer und immer zwischendurch Kaffetrinken zu veranstalten! das ist echt einmalig! Sehenswert fand ich auch, dass Auto’s und Fahrräder erst mal warten mussten, weil Kühe die Straße überquerten… aber das lag auch wohl daran, dass ich recht ländlich gelebt habe:wink:

ich will euch hiermit auch ermutigen, mal wohin zu gehen, wo ihr vielleicht glaubt alles schon zu kennen. Man entdeckt die kleinen Unterschiede erst, wenn man wirklich in einem Land lebt, nicht wenn man im Urlaub dorthin fährt oder etwas darpber hört/liest.

Mir ging es hier in Estland genauso. Am Anfang war ich erstaunt, wie westlich das Land schon geprägt ist und dachte, dass es ja wohl nicht so viele Unterschiede geben wird, was Werte etc. betrifft. Mit der Zeit merkte ich aber immer mehr, dass es doch viele grössere und kleinere Unterschiede gibt…und es macht mir dann natürlich auch viel Freude diese zu entdecken und mit den Leuten darüber zu diskutieren!
Darum denke ich, dass es in jedem Land sehr viel zu entdecken gibt!

Da ist mir noch etwas eingefallen, was mich wirklich sehr überrascht hat…

In den Niederlanden wird selbst Weihnachten ganz anders gefeiert. Die Weihnachtszeit beginnt eigentlich schon 3 Wochen vor dem 5. Dezember. In dieser Zeit werden die Schuhe unter die Heizung (moderner Kamin) gestellt und der Weihnachtsmann, namens St. Niclaas, bringt während der 3 Wochen täglich kleine Süßigkeiten.

Am 5. Dezember selbst ist die eigentliche Bescherung. Der Weihnachstmann überbringt die Geschenke zusammen mit seine Gehilfen, die Pietjes. Sie sind lustige, orientalisch gekleidete Schwarze (genau wie der Sarotti Mohr). Dieser Anblick passt aus der deutschen Perspektive eher zum Karneval, als zu Weihnachten. Am 24. Dezember wird dann im Familienkreis zu Mittag gegessen.

also, ich muss dich etwas korrigieren.
denn was du beschreibst ist nicht weihnachten sondern nikolaus:grinning:
sinterklaas bedeutet nix andres als nikolaus. Aber es wird halt Größenmäßig so gefeiert wie hier Weihnachten. Weihnachten gibt es tatsächlich in den meisten Familien keine Geschenke, sondern man isst zusammen mit der Familie und geht evtl. in Kirche.
Sinterklaas kommt dann am 5.Dezember mit den Zwarten Pieten und bringt Geschenke, die meistens als Surprise, also als Überraschung verpackt sind. Das heißt, man kann nicht auf den Inhalt des Päckchens schliessen, denn es ist als irgendetwas „verkleidet“. dazu macht man traditioneller Weise kleine Gedichte mit Anspielungen auf den Beschenkten.

So habe ich zumindestens Sinterklaas erlebt, das wird aber sicher in jeder Familie etwas anders gefeirt, z.B ohne Surprise oder gedichte…

Also toll ist auch die Erfahrung, Weihnachten im Sommer zu feiern. Mir, als jemand der Weihnachten (zumindest in Gedanken) mit Tannenbaum, Schnee (der bitte pünktlich zu Heiligabend gefallen sein soll), Geschenke basteln und auspacken, gebratener Gans usw. verbindet, war da überhaupt nicht mehr weihnachtlich zumute. Es wollte sich bei mir einfach keine weihnachtliche Stimmung einstellen bei mir. Eigentlich nicht schlimm, aber ein sehr sonderbares Gefühl war das. Und dann habe ich mich gefreut, weil ich Weihnachten endlich mal anders verbringen durfte, als mit einem Tannenbaum. Für mich wird das jetzt immer Weihnachten - Option II sein und ich bin ganz froh darüber, jetzt die Wahl zu haben :+1:

@meike
erzähl doch mal mehr ich würde gerne nach schweden fahren und weiss auch nur so klischee über schweden. mit welcher orga bist du da in welcher stadt… es gibt so viele fragen .
mfG mela

ich finde, dass die menschen hier in southern california viel gelassener sind als in deutschland. Wenn ich an deutschland denke und die leute, sehe ich immer diesen zeitdruck, niemand hat zeit, alles muss schnell gehen nach dem motto zeit ist geld…
das ist eigendlich schade, die americaner sprechen viel mehr miteinander, auch wenn man sich nicht kennt, zum beispiel in der schlange an der kasse etc…

gruesse janine