irgendwie enttäuscht

Hallo Leute, ich weiß nicht ob ich die einzige bin der es so geht aber ich fang einfach mal an. Ich befinde mich momentan im U.S Bundesstaat Maryland als Austauschschülern. ich bin hier seit Jänner und bleibe noch hier bis Juni, habe mich also nur für ein Semester beworben. Ich hab mich so sehr auf dieses halbe Jahr gefreut und wollte immer schon mal so etwas machen, alleine um die Welt reisen, neue Leute kennen lernen, die sprachen lernen etc. ich habe mich im Sommer letzten Jahres beworben, den letzten platz in meiner orga bekommen, war also eine ziemlich kurzfristige Entscheidung, und bereits 2 Monate bevor ich geflogen bin meine Gast Familie bekommen. Meine Gast Familie ist echt toll kann mich KAUM beschweren, aber dazu später mehr.
ich muss sagen ich bin ein Mensch der sich immer schon im vorherein ausmalt was so alles in Zukunft passieren wird, so auch bei meinem Austausch Jahr. ich hatte extrem hohe Erwartungen weil mir alle gesagt haben: dein Austausch Jahr wird die beste zeit deines Lebens, es wird so toll usw… ich dachte etwas, ja ich weiß, extrem naiv, aber dass alles so wird wie im film haha. also das ich schnell freunde finde, in einem coolen Sport Team bin (auch wenn ich echt schlecht in Sport bin) und hier einfach mein leben genieße, viel mit Leuten unternehme, die Sprache perfekt lerne usw. nun ja, alles kam anders. nachdem ich schon bevor ich gekommen bin mit meiner Gast Familie kontakt aufgenommen habe war ich ziemlich beruhigt wie ich hier angekommen bin, weil sie echt nett sind und sie um alles gekümmert haben und sie sich so auf mich gefreut haben. ich bin ihr erstes Gast Kind und sie haben mich sofort in die Familie aufgenommen. Nun ja, der erste Schultag war einfach nur schrecklich. ich hab einen 4-period day, das heißt ich hab nur 4 Klassen am tag und ich hab mich gleich mal in meiner ersten klasse am ersten tag vorgestellt, damit alle wissen das ich nicht so gut englisch kann und wer ich überhaupt bin. irgendwie hab ich mir erhofft, dass irgendwer drauf reagiert und irgendwas sagt, eine Unterhaltung beginnt- falsch gedacht. es hat mich sehr viel Überwindung gekostet mich vor fremde hinzustellen und mich vorzustellen, umso enttäuschter war ich dann das niemand wirklich darauf reagiert hat. das war die einzige klasse in der ich mich vorgestellt hab (was ich nun auch sehr bereu, für alle die ins Ausland gehen: VERSUCHT EUCH VORZUSTELLEN; kleiner tipp am Rande, es wird euch danach so viel leichter fallen wenn alle wissen das ihr nicht von hier seid, weil in den anderen Klassen in denen ich mich nicht vorgestellt hab wissen IMMER noch nicht alle wer ich bin, und wenn ich dann mal was sag ihm Unterricht gaffen mich nur alle immer an und tuscheln wegen meinem akzent, und das ist echt unangenehm). ich in natürlich von selber auf Leute zugegangen, weil ich ja hergekommen bin um das zu tun und Leute kennenzulernen, über meinen Schatten zu springen usw. Ich muss ehrlich sagen ich bin kein schüchterner Mensch und hab normalerweise kein Problem mit Leuten zu reden aber wenn man wirklich KAUM Aufmerksamkeit bekommt, wenn man wen anspricht, ist es nach einer Zeit einfach peinlich und das hat mich sehr entmutigt. Naja, nach 4 Monaten hab ich nun ENDLICH ein paar echt gute Freunde gefunden, nicht viele, und ich mach auch nur mit einer Freundin außerhalb der Schule was, aber ich versteh mich mit ein paaren echt gut und die helfen mir auch weiter wenn ich was brauch.
Gut, das hab ich mir mal anders vorgestellt, ich muss zugeben, ich hab gedacht ich finde hier Freunde fürs Leben, das ist nicht der Fall.
Nächster Punkt: Ich gebe mir natürlich auch selbst die Schuld daran, aber ich hab mich nicht in irgendwelchen Teams oder Clubs angemeldet, weil die nach der Schule sind und mein Schulbus nur einmal geht und mich niemand abholen kann (ich hätte es sicher irgendwie regeln können aber naja, hab das nie gemacht) obwohl ich da glaub ich viele Leute kennengelernt hätte. Das heißt ich habe da echt ein paar gute Chancen verpasst. das macht mich immer noch etwas wütend auf mich selbst.
Dann haben wir mein momentan größtes Problem: mein Gast Bruder. Meine Gasteltern sind seine Großeltern, er ist 14, und er lebt bei ihnen weil er sich mit seiner Mutter GARNICHT versteht. (Lange Geschichte, seine Mutter ist echt keine gute Person also es ist gut das er hier mit seinen Großeltern lebt). Wegen den Problemen mit seiner Mutter (kurz zusammengefasst: sie akzeptiert ihn nicht, liebt ihn nicht, hat sich nie um ihn gekümmert, etc.) hat er psychische Probleme bekommen, das heißt ADHS (also hyperaktiv) und eine Zwangsstörung was Kleidung angeht (wie der Stoff auf seiner Haut liegt, wie sich das anfühlt oderso). Er ist auch in Therapie deswegen, was ihm anscheinend etwas hilft, aber er hat auch ein Aggressionsproblem, das heißt, immer wenn jemand versucht eine Konversation mit ihm zu führen, reagiert er sofort genervt und wird extrem wütend (zum Beispiel wenn man ihn fragt ob er Hausübung hat, wird er sofort aggressiv und genervt und schnauzt immer alle an) Meine Gasteltern tun mir dann immer so leid weil er so extrem respektlos zu ihnen ist. Ich weiß, das hat auch was mit seinem Alter zu tun, Grenzen austesten undso, aber ich glaub er realisiert nicht was sie alles für ihn tun und das tut mir so weh zu sehen. Ich kann natürlich nicht wirklich was sagen, weil es nicht mein recht ist aber er macht mich 99% der zeit so aggressiv, es ist so anstrengend mit jemandem zusammen zu leben der konstant aggressiv und aufbrausend und jähzornig ist. Ich weiß er hat Probleme aber er hatte eine Zeit lang auch so Wutanfälle wo er schreit und weint und versucht meinen Gastvater zu schlagen, aber das dauert nur so 10 Minuten und die hatte er schon lange nicht mehr Gott sei dank. Es ist einfach anstrengend weil man immer aufpassen muss was man sagt und ich kann nicht mit meinen Gast Eltern darüber reden weil sie immer sagen er ist ihr Baby und sie tun alles für ihn, wenn ich da was dagegen sag flieg ich hier fix raus. außerdem ist er extrem verwöhnt. Ich komm aus einer Familie wo ich gelernt hab selbstständig zu sein, dank meiner Mutter, und ich bin ihr wirklich dankbar dafür, sie musste nämlich immer viel arbeiten (Vater lebt wo anders, sind geschieden seit Jahren) aber was ich hier miterlebe hab ich noch nicht gesehen: Mein Gastbruder macht GARNICHTS!!! Er hat 0 Aufgaben im Haushalt- NULLL!!!, er bekommt jeden Tag seinen Lunch gepackt, sein Frühstück wird ihm hergerichtet (okay, er ist Müsli jeden Tag, und sie stellen ihm das Müsli hin, er muss nur Milch darüber gießen und regt sich jeden Tag auf wieso er das machen muss). Von hier zu unserer Busstation ist es ein 2 Minuten weg, er wird jeden Tag gebracht HIN UND ZURÜCK (ich gehe jeden Tag weil ich es echt unfassbar finde wie viel die ihr Auto hier verwenden, wäre in Österreich NIEMALS SO! Sie fahren zum Briefkasten, ich mein, wirklich?!) Und es tut mir so leid weil ich sehe wie gestresst meine Gasteltern sind und sie sagen mir immer sie bewundern mich so das ich alles alleine schaff und sie wissen nicht wie sie es ihm beibringen sollen aber da haben sie ja die Schuld weil er immer ALLES bekommen hat was er wollte. Er ist nicht bereit irgendwas zu ändern, tut mir sehr leid für die Sprache, aber er bekommt einfach alles in den Ar*** geschoben.!
ich wollte mich dieses halbe jahr nur auf mich konzentrieren, aber das stresst mich wirklich sehr, die ganze Gastbruder geschichte…

nun ja, im großen und ganzen, realisier ich das ich nur noch eineinhalb Monate hier habe. Ich merke, dass ich jeden Tag depressiver werde weil meine Erwartungen einfach zu hoch waren. Ich mein, mir geht es eigentlich nicht schlecht, ich hab gute Noten, meine Gastfamilie ist einfach TOLL (ich sollte sagen meine Gasteltern), ich hab ein paar Freunde, aber im großen und ganzen bin ich einfach nicht glücklich. ich wollte das einfach so sehr, und jetzt fühl ich mich als würde meine zeit hier ablaufen ohne das ich irgendwas mach oder irgendein Ziel erreiche. Außerdem ist mein Englisch nicht perfekt (ich war so naiv zu denken das es perfekt wird, haha- not!)

ich weiß das war jetzt extrem lang und es tut mir leid aber ich bin jedem von euch extrem dankbar der sich das antut das durchzulesen! ich weiß ich bin zu 80% selbst schuld an meiner Situation, aber vielleicht gibt es ja jemanden dem es genau so geht, hab bis jetzt noch keine solche Beiträge im Internet gesehen. An alle zukünftigen Austauschschüler: Tut mir echt leid, ich will niemanden abschrecken, und nur weil meine Erfahrungen so sind heißt das nicht das es bei euch so sein wird! es ist auf jeden fall eine Erfahrung wert und ich bereue auch nicht hier hergekommen zu sein, auch wenn das jetzt vielleicht so wirkt!

Danke für alle Kommentare!!:grinning:

Hey,
oh man! Das Gefühl, dass die Zeit hier abläuft, habe ich auch. Das ist echt schrecklich, weil ich nach 9 Wochen hier nach wie vor das Gefühl habe, dass ich die Zeit verschwendet habe und so. Allerdings habe ich mehr Probleme mit der Gastfamilie. Also die mit mir und teilweise bin ich auch selbst Schuld, weil ich mich nicht traue mit ihnen darüber zu reden, wenn ich etwas brauche oder mich etwas stört oder so. Dabei wäre das dringend mal nötig, da meine Gastschwester mir extrem auf den Geist geht. Ich meine, manchmal ist sie echt nett und so, aber ich mag sie nicht, weil wir auch so verschieden sind. Meine Betreuerin sagt immer, ich kann mit ihr darüber reden, aber alles was ich von ihr zu hören bekomme ist: „Ist normal, gewöhn dich dran!“ oder sie meckert mich voll wegen irgendwas, was meine Gastfamilie ihr erzählt hat. Daher traue ich mich schon gar nicht mehr mit ihr darüber zu reden und die Einzigsten mit denen ich reden kann und die mich unterstützen und mir Mut machen sind meine leiblichen Eltern, die mittlerweile aber nichts mehr für mich tun können. Ich habe schon über einen Familien- und Betreuerwechsel nachgedacht, weil es ja irgendwie nicht sein kann, dass so viel Austauschschüler so tolle Erfahrungen machen mit Gastfamilie und dem Leben im Ausland und ich mich die ganze Zeit zu Hause einsam fühle und in der Schule ist das ja auch nicht anders. Ich meine, meine Mitschüler sind sehr interessiert und wirklich sehr nett, aber ich schaffe es einfach nicht Freundschaften aufzubauen. Eigentlich wollte ich Sport machen nach der Schule genauso wie du (bin auch nicht so super in Sport :wink: ) aber ich hätte die Unterstützung meiner Betreuerin oder meiner Gasteltern gebraucht und die habe ich nicht bekommen! Leider!!! :cry:
Ich bin noch bis nächsten Winter hier zum Glück, sodass ich vielleicht noch irgendwann die Möglichkeit habe, dass es doch noch das Jahr meines Lebens wird. Ich muss wirklich sagen, dass du Glück hast mit deinen Gasteltern, dass sie so nett sind. Meine sind auch nett, aber die Sprachbarriere ist einfach zu groß um irgendwie mit ihnen zu reden oder so und ich tu mich doch sehr schwer die Sprache zu lernen, weil keiner Englisch spricht und meine Gastmutter ist aufgrund der Missverständnisse, die es sehr häufig gibt, glaube nicht mehr so gut auf mich zu sprechen. Was Freundschaften betrifft: Ich verstehe mich super mit den anderen ATS, sehe diese aber seeeeeeeeeeeeeeeeehr selten leider :cry:
Danke jedenfalls für deinen Beitrag, schön zu wissen, dass ich nicht die Einzigste bin, die nicht so zufrieden ist!!! Auch das Negative gehört dazu :wink:
Liebe Grüße S.