Hey, ich bin jetzt auch seit gut 3 Wochen in England.
Ich hab auch sehr starkes Heimweh… daher weiß ich genau, was du durchmachst.
In den ersten Tagen habe ich eigentlich nur geheult, weil ich nur Nachhause wollte.
Ich hab mich die ganze Zeit gefragt, warum ich überhaupt hergekommen bin und war überzeugt, dass es die falsche Entscheidung war…
Ich wär am liebsten Nachhause geflogen, aber ich wusste, dass ich es im nachhinein bereut hätte.
Du solltest deinen Traum nicht so einfach aufgeben!
Ich wollte schon seit Jahren ins Ausland. Es war mein ganz, ganz großer Traum!
… und deswegen will ich nicht alles hinwerfen!
Klar, es ist verdammt schwer… ich kann nicht leugnen, dass ich immernoch oft mit mir kämpfen muss damit ich nicht sofort losheule.
90% des Tages fühl ich mich schlecht.
Ich fühl mich deplaziert, allein, fremd.
Alles ist neu: Neue Schule, neue Menschen, neue Familie, neue Sprache - quasi ein ganz neues Leben.
Ich fühle mich manchmal so, als hätte ich mein „perfektes“ Leben Zuhause gelassen… nur als ich Zuhause war, hab ich das nicht so gesehen.
Ich wollte weg… ich hatte solches Fernweh - deswegen bin ich ja hier.
Du solltest dir ins Gedächtnis rufen, WARUM du das hier doch so unbedingt wolltest.
Ein Auslandsjahr wird oft supereinfach dargestellt.
Doch das ist es nicht! Ganz und gar nicht!
Es läuft nicht alles von vorne herein super: Man hat halt nicht sofort Freunde oder beherrscht die Sprache perfekt.
Ich z.B. hab Probleme in der Schule. Meine Mitschüler ignorieren mich größtenteils… das tut wirklich weh.
… aber was hab ich denn erwartet? Das sie sofort auf mich zustürmen, meine besten Freunde sein wollen und so tun, als hätten sie Jahre lang auf mich gewartet?!
Nein, so ist es eben nicht. Das alles braucht Zeit… ich muss Geduld haben.
Geduld ist eines der Dinge, die ich hier lernen muss.
Sie haben ihr Leben hier geführt - und ich mein Leben in Deutschland.
Aber ich bin nunmal jetzt auch hier und nicht in Deutschland.
Ich habe die Chance bekommen, meinen Traum zu erfüllen - ich sollte sie auch nutzen!
Ich hab mir mein Auslandsjahr immer perferkt ausgemalt. Ich dachte, dass sofort alles super läuft.
Das war ein großer Fehler… man sollte nicht zu hohe Erwartungen an sich selbst und das ATJ haben.
Hier läuft nicht alles perfekt, aber das tut’s in Deutschland ja auch nicht immer!
10% des Tages bin ich glücklich.
Es sind einfach kleine Dinge, die mich glücklich machen.
z.B. wenn mich meine Gastmum „Sweetheart“, „Darling“ oder „Love“ nennt.
Oder, wenn wir zusammen beim Esstisch sitzen und über einen Witz lachen.
Ich lerne hier, die kleinen Dinge des Lebens zu schätzen.
Und genau diese kleinen Dinge halten mich davon ab, Nachhause zu fahren.
Aufgeben liegt nicht in meiner Natur - ich kämpfe nun mal für das, was ich will!
Ich versuche micht über die kleinen Fortschritte zu freuen, die ich jeden Tag mache.
Egal, ob das ne kleine Unterhaltung mit meiner Sitznachbarin ist, oder, dass ich gelobt werde, weil mein Englisch so gut ist.
Schreib einfach alle schönen Dinge auf, die dir passieren.
Ich hab die Gründe, warum ich hier bin in ein kleines Büchlein geschrieben und, wenn es mir schlecht geht hol ich dies raus und lese darin
Ich hab mir jetzt erstmal ne Deadline gesetzt: ich will bis Weinachten durchhalten.
Wie wäre es, wenn du dir auch eine setzt? Es muss nicht unbedingt bis Weinachten ein, aber wie wär’s noch mit 1 Monat?
Wenn es bis dahin noch nicht besser wird, kannst du ja immernoch abbrechen.
Der Abbruch sollte immer die letzte Option sein.
Ich werde alles dafür tun, damit ich hier glücklich bin. Nur, wenn ich alles getan habe und es nicht besser wird, werde ich abbrechen.
Das habe ich mir in de Kopf gesetzt.
Abbrechen kannst du später immernoch, aber wann hast du wieder die Chance ins Ausland zu gehen?
Klar, das klingt jetzt blöd, aber: Nicht jeder hat diese Chance bekommen. Du und ich haben sie - es liegt an uns, sie zu nutzen. Wir müssen versuchen, dass Beste daraus zu machen.
Es müssen nicht immer 100% sein… 70% oder 50% sind auch okay.
Ich will das hier durchziehen.
Ich will das hier durchziehen, damit ich stolz Nachhause zurückkommen kann.
Ich merke hier, wieviel ich doch noch lernen muss… nicht nur in der Sprache.
Austausch ist nunmal lernen - lernen, wie man lebt.
Nutze die Chance!
Be the best you can be!
Ich hoffe, ich konnte dir helfen