Heimweh durch Liebeskummer

Hallo zusammen,
ich habe einen 15 jährigen Sohn seit zwei Wochen in den USA. Er fühlt sich nach drei Tagen Schule einfach nur schlecht und spricht davon, dass er auf keinen Fall 10 Monate dort bleiben will.
Ich denke es liegt in erster Linie an seiner Freundin in Deutschland mit der er ständig Kontakt hat.
Zu allem Übel hat die Gastfamilie eine Regel aufgestellt, dass er nur einmal die Woche Kontakt nach Deutschland haben soll. Diese Regel will und kann er nicht akzeptieren.
Ansonsten kommt er mit der Gastfamilie gut zurecht.
Er hat eher das Problem sich in der Schule und mit den Mitschülern zurecht zu finden. Ich denke weil er sich nicht richtig drauf einlässt, weil seine Gedanken nur in Deutschland sind.
Ich weiß nicht was ich ihm noch raten soll, die Option „zurückkommen“ steht noch nicht zur Debatte, dafür ist es noch viel zu früh…
Hat jemand ähnliche Erfahrungen?

Hallo,

Erstmal vorweg, die Freundin hat er eh nicht mehr lange um es mal logisch zu betrachten. Er ist 15, da ändert sich viel und er wird nicht mehr der selbe sein, wenn er zurück kommt.
Machen Sie ihm klar, dass er die Kontaktregel dringend einhalten muss. Ich war letztes Jahr in Schweden und hatte, vor allem in den Anfangsmonaten viel zu viel Kontakt nach Deutschland, dass kann ich Ihnen versichern. Außerdem wird Austauschschülern vor der Abreise eigentlich immer gesagt, dass solche Regeln der Gastfamilie durchaus aufkommen können und man sich daran halten sollte.
Wenn „nur“ einmal wirklich gar nicht geht, dann kann man (ihr Sohn, nicht Sie selbst!!!) mit der GF sprechen und die Regel evtl. etw. lockern.

Zum Thema Schule. Beruhigen Sie sich. Ihr SOhn ist gerade erst einmal 3 Tage dort. Das ist nichts. Klar findet man nicht sofort Anschluss! Ich hatte nach 7/8 Monaten Freunde, das kann also dauern.
Machen die sich da keinen Kopf. Anfangsschwierigkeiten hat jeder.

Liebe Grüße,
Linnea

Vielen Dank für deine Einschätzung Linnea. Ich habe ihm auch gesagt, dass er sich an die Regeln halten muss.
Ich hoffe einfach, dass er sich bald zurecht findet. Ohne die Freundin wäre alles halb so schlimm…
Viele Grüße
Steffi

Also ich bin momentan in genau derselben Situation wie ihr Sohn. Mein Problem ist jedoch, dass es mir hier nicht gefällt. Die Schule finde ich sehr Langweilig, ich lerne nichts und die Mitschüler interessieren sich kaum für mich. Es ist sehr schwer Anschluss zu finden, da die Jugendlichen sich hauptsächlich über Themen unterhalten, bei denen ich nicht mitreden kann. Meine Gastfamilie unternimmt nicht sehr viel mit mir. Manchmal unternehmen wir Ausflüge an den Wochenenden aber ansonsten keinerlei Familienaktivität. Ich habe eine Internetsperre bekommen, da ich sehr starkes Heimweh hatte. Ich habe auch einen Freund und vermisse ihn sehr. Die Tatsache, dass ich nur selten mit ihm reden kann verschlimmert für mich alles nurnoch. Ich weiss nicht was er macht oder wie es ihm geht und da ich so viel „Freizeit“ habe, denke ich sehr viel nach. In meiner kleinen Stadt gibt es auch kaum die Möglichkeiten etwas zu unternehmen. Sport darf ich bis zum Winter auch nicht beitreten, weil alle schon angefangen haben zu trainieren. Ich habe viel und lange mit meiner Familie geredet. Sie meinen, ich darf wann immer ich will Nachhause kommen. Jedoch will und kann ich nicht jetzt aufgeben… ich habe meiner Organisation gesagt, dass ich Anfang Dezember wieder zurück nachhhause will. So habe ich 4 Monate im Ausland gelebt, aber nicht allzu viel in der Schule verpasst. Ich werde auch meine Gastfamilie wechseln müssen. Momentan warte ich auf die Entscheidung von meiner Orga, was jetzt passiert… Ich weiss zwar nicht inwiefern meine Antwort eine grosse Hilfe auf ihren Beitrag ist, aber ich wollte meine Situation einfach erklären… Ich hoffe ihrem Sohn geht es bald besser, er ist nicht alleine. Ich verstehe volkommen dass er Angst um seine Beziehung hat, das habe ich auch. Aber mein Freund hilft mir Momentan sehr diese schwere Zeit durchzustehen und wenn es wahre Liebe ist, wird sie der Entfernung auch standhalten.

Hallo,

ich war selbst ein Jahr im Ausland und kann sagen, die Zeit der Eingewöhnung dauert. Ich hatte bis zuletzt kein sonderlich harmonisches Verhältnis zu meiner Gastfamilie, Freunde hatte ich wenig, und auch sonst gab es manchmal viel Zeit der Kontemplation. Es war allerdings eine unendlich bereichernde Zeit, sie hat den Grundstein für so viel gelegt, was danach kam. Sicherlich soll niemand leiden müssen, allerdings würde ich schon eine 4-Wochen-Regel beachten; 4 Wochen durchhalten und dann resümieren. Ansonsten halte ich Regeln für eher belastend. Wie oft ernun Kontakt nach Hause hat, das sollte ihm überlassen sein, so lange er nicht völlig depressiv und lethargisch im Zielland lebt.
Kann er sich nicht mit anderen Schülern der Organisation zusammentun? Das hat uns damals sehr geholfen. Wir haben Ausflüge gemacht, das Land bereist, waren ständig unterwegs. Ich habe Theater gespielt, Kurse gemacht Hobbys ausgelebt. Sowas hilft ungemein! Aber das muss man natürlich auch MACHEN, nicht nur theoretisch durchspielen.
Ich war zB einmal in der Woche abends zum Essen verabredet, zweimal pro Woche im Theaterkurs (außerschulisch). Dann muss man natürlich auch mal mit sich allein sein können, ich bin Spazieren gegangen oder auch mal durch die Stadt gebummelt. Man sollte schon gucken, dass man sich beschäftigt. Und nebenbei bemerkt, meine Familie hat mir damals gar kein Internet gestattet! Man überlebt alles, aber man muss schon selber aktiv werden.
Ich war ein schüchterner Mensch, aber solche Erfahrungen lehren viel Selbstbewusstsein und Aufgeschlossenheit sowie Empathie für andere.

Ich wünsche viel Erfolg!

das ist absolut falsch, deinem Sohn den Kontakt nach Hause zu verbitten bzw. so stark einzugrenzen. Das verstärkt seine negativen Gefühle noch mehr. Der intensive Kontakt zu seiner Familie und seiner Freundin würde ihm umgekehrt helfen, sich schneller zu adaptieren, ansonsten fühlt er sich ganz alleine.
Sprich mit der Gastfamilie und der Agentur, dass die Regel abgeschafft wird.
Ansonsten besteht ja auch noch die Option, die Gastfamilie zu wechseln.