Gastfamilienproblem oder Halbzeitkrise?

Hey,
Verglichen mit machen anderen Einträgen hier sind meine Probleme echt der reinste Klacks, trotzdem würde ich gerne den ein oder anderen kleinen Rat bekommen.
Ich bin seit Januar (also schon 6 Monate) in Neuseeland und scheine die einzige zu sein, die ihr Austauschjahr (bisher) nicht als das beste Jahr ihres Lebens beschreiben würde.
Einerseits bin ich hier etwa 10km außerhalb der „Stadt“ (8000 Einwohner) und hier gibt es keinen public Transport. Der Schulbus fährt morgens uns zur Schule und bringt uns direkt nach der Schule wieder in unser 10- Häuser- Dörfchen. Zwar bin ich mir sicher, dass meine Gasteltern mich fahren würde, andererseits hasse ich es abhängig zu sein. Seit ein 6 Wochen fahre ich mit dem Rad zur Schule (ich habe ja auch ein bisschen (!) zugenommen), mal schnell zu einer Freundin oder in die Stadt gehen kann ich aber nicht.
Ich habe hier eine (ein kleines bisschen ältere) Gastschwester. Allerdings habe ich das Gefühl, dass sie, wenn wir in der Schule sind, ziemlich von mir angenervt ist. Ich verstehe mich sehr gut mit ihr (zuhause) und auch mit ihren Freunden (in der Schule), aber in der Schule werde ich hauptsächlich von ihr ignoriert (in der Schule).
Zuhause ist es immer sehr ruhig. Meine Gasteltern vertreten die Philosophie, dass Ruhe das Beste ist (also z.B. nicht streiten (ich habe hier noch nicht die kleinste Diskussion mitbekommen) Ich habe nichts dagegen, aber hier ist einfach nie was los. Zuhause hört man dauernd Kindergeschrei oder lautes Lachen – einfach Leben. Ich fühle mich dann oft sehr unbehaglich.
Ich habe hier ziemlich viele Freiheiten, sodass ich mich (so blöd das auch klingen mag) mich manchmal unbeachtet fühle. Zuhause (in Dt.) hat mir meine Mutter immer recht deutlich gesagt, wenn ihr etwas nicht gepasst hat, hier wird das einfach hingenommen, auch wenn ich das Gefühl habe, dass es ihnen lieber wäre, wenn ich etwas ändern würde. Ich komme einfach nicht damit zurecht, wenn mir die betreffende Person nicht sagt, was sie stört.
Verstehet mich nicht falsch, ich habe meine Gastfamilie echt gerne und möchte sie nicht verletzten indem ich etwas sage, was mich stört. Ich glaube ua. dass zwischen mir und meiner Gastfamilie viel zu wenig Kommunikation abläuft. Ich weiß aber leider nicht, wie ich das ändern kann. Es ist so schwer, über Themen wie GASTfamilien in (m)einer Gastfamilie zu sprechen. Insbesondere seit vor einem Monat die Homstay Managerin vorbeikam um zu schauen, dass alle glücklich sind (zu dem Zeitpunkt war ich das ja auch noch). Sie hat mich (allen ernstes) VOR meiner Gastfamilie gefragt, ob ich eben diese tauschen möchte. Für sie schien ein Gastfamilientausch wie ein Kleidungswechsel zu sein. Seit dem frage ich mich immer wieder, ob ich in meiner Gastfamilie glücklich bin.
Später hat mich meine Gastmutter noch mal gefragt, ob ich WIRKLICH glücklich bin und ob mich irgendetwas stören würde. Ich habe sie dann gefragt, ob sie mit mir „zufrieden“ seien, da meinten sie, das seien sie.
Über meine Mutter (die mit meiner Gastmutter Emailkontakt hält) habe ich erfahren, dass meine Gastmutter sich nicht sicher ist, ob ich mich wohl fühle. Ich weiß, es ist nicht optimal, dass das Gespräch praktisch über meine in 18000 km entfernte Mutter läuft (obwohl sie mir eigentlich nur weniges erzählt und sie meiner Gastmutter (hoffentlich) nicht was ich ihr erzähle. Praktisch ei einseitiges Gespräch…
Außerdem habe ich Angst meine „Freiheiten“ zu verlieren wenn ich (theoretisch) wechseln würde.
Meine Mutter hat schon vorgeschlagen, dass ich ja für ein paar Wochen („das würde sich bestimmt einrichten lassen“) in eine andere Gastfamilie gehen würde um zu sehen, wie es dort ist, und ob ich mich wohler fühle.
Ich möchte nur einfach niemanden verletzen. Ich glaube aber auch, dass wir alle (nicht nur ich, sondern auch meine Gastfamilie) mit der Situation nicht zufrieden sind.
Könntet ihr mir vielleicht ein paar Tips geben (obwohl meine „Probleme“ echt nicht mit irgendwelchen Mormonen- Drogenabhängigen- Familienproblemen zu vergleichen sind)?
Liebe Grüße
Livia

Liebe Livia,
in meiner alten Gastfamilie hatte ich auch sehr viele Freiheiten, was ich leider nicht so zu schätzen wusste, aber es wurde von mir erwartet, dass ich sie nutze. Leider habe ich eine FAMILIE vermisst, also dass man zusammen etwas macht und so und das wir auch mal Ausflüge unternehmen! Außerdem haben sich alle darüber beklagt, dass ich so zurückgezogen bin, aber ich bin nach wie vor der Meinung, dass mir nichts Anderes übrig blieb, da alle dort ihr Ding gemacht haben. Außerdem habe ich mich damals öfters über meine Gastschwester aufgeregt und die Schule hat auch einen enormen Druck aufgebaut, weil ich eben bis auf eine keine Freunde hatte und ich mochte die Schule auch nicht. Jetzt nach dem Wechsel habe ich KEINE Freiheiten mehr. Ich darf nicht mal vor der Schule warten auf meinen Gastvater, der uns immer abholt. Ich darf nicht mehr allein irgendwohin und meine Gasteltern sind seeehr streng. Das finde ich total Mist, weil ich eigentlich auch jetzt in den Ferien nur rumsitze und mir gewünscht hätte, das Land zu sehen. Ich bin nach wie vor zurückgezogen, aber ich habe mir deutlich mehr Mühe gegeben, was auch nichts daran geändert hat, dass sich meine Betreuerin und meine Gasteltern über mich beklagen, aber das ist nun mal die Kultur hier. Im Grunde bin ich jetzt den ganzen Tag in der Schule, aber ich fühle mich wohler dort, auch wenn ich nicht wie mir vorher zugesagt wurde, eine Sportart ausüben kann :worried:

Nun also so war/ist das bei mir. Ich habe auch keine Ahnung, wie man so etwas ändern kann, aber ich kann dich sehr gut verstehen. Vielleicht solltest du das mit der neuen Familie mal ausprobieren, also mal so zur Probe. Ich wollte es eigentlich auch zunächst ausprobieren, bis meine Organisation eine andere Familie findet, weil ich von vorneherein Bedenken hatte, aber man hat mir leider nicht richig zugehört gehabt. Hoffe wirklich, dass das bei dir besser wird :grinning:

WOW, da hört sich aber echt nicht sonderlich toll an…
Du tust mir echt leid, oder besser, deine Situation. Bist du auch in Neuseeland? Ich habe von sowas nämlich schon öfters gehört (diese Art von „Freiheitsentzug“ ;)) aber eben ausschließlich in den USA.
Das mit Schule und Familie: ich habe zwar schon Freunde, aber es ist halt eine andere Bindung als mit einer meiner Freunde in Deutschland. Man redet nicht über alles. Wobei die anderen ATS hier „die beste Zeit ihres Lebens erleben“.
Ich habe mich mal bei Bekannten umgehört, die auch einen Austausch gemacht haben. Anscheinend haben viele ATS eine „Halbzeitkrise“. Vielleicht muss man das einfach überstehen…
Mir geht es mit meiner Familie hier wie in deiner ersten, zwar sind alle echt lieb zu mir, aber mir ist das vor allem bei dem Geburtstag meiner Gastschwester aufgefallen: Ich gehöre nicht zur Familie. Mein Gastvater versucht mir zwar zu vermitteln, dass ich nicht benachteiligt werde, aber ich will eine Familie in die ich aufgenommen werde.
Wie lief das denn bei dir ab, hast du mit einem/r Betreuer/in gesprochen und ihr seid zu dem Ergebnis gekommen, dass es besser ist zu wechseln, oder wie?
Fühlst du dich wirklich wohler in deiner jetzigen Familie?
Ich wünsche dir ganz arg, dass es bald besser wird! :grinning:

Noch ein Anhang: Das hört sich immer so armselig an, wenn man hier über Probleme schreibt. Also bei mir habe ich das Gefühl. Ich sterbe ja jetzt nicht und mir geh es ja auch ganz gut, es geht nur darum, wie ich und andere wieder aus ihrem Loch in das sie hineingefallen sind heraus kommen.

Liebe Grüße,
Livia

Nein, ich bin in Argentinien… Klar, ist das hier nicht zuhause und unsicherer, aber als ich in meiner letzten Familie noch frei durch die Gegend laufen durfte (sogar bis zu einem Supermarkt, der vielleicht 500m von meine jetzigen Familie entfernt liegt) ist mir nie etwas passiert. Ich fand es vielleicht auch nicht ganz so prickelnd, als es meine alten Gastfamilie ziemlich egal war, wie ich nach einem Ausflug (der etwas länger gedauert hat) mit meiner Freundin nachts nach Hause komme. In meiner alten Schule hatte ich in den anderen Jahrgängen Leute, mit denen ich mal geequatscht hab und so und das habe ich ja immer noch ab und zu, aber das ist halt nicht so wie in Deutschland, wo ich meine Clique hab und mit der mach ich dann fast alles in der Schule. Darunter leide ich glaube am meisten hier und wenn ich da immer von den Anderen in meinem Komitee höre, wie gut es denen geht und wenn ich sehe wie gut die andere Austauschschülerin an meiner Schule in die Schulgemeinschaft integriert war, ist das eben schon ärgerlich, weil ich ja auch wegen neuen Freundschaften hergekommen bin und so. Bei uns im Komitee scheine ich auch so ziemlich díe Einzigste mit solchen Problemen zu sein. Dass ich nicht dazugehöre ist mir ständig bewusst, auch wenn die sicher große Mühe geben, aber wenn die Enkelin meiner Gastmutter, die mein Alter hat, zu Besuch ist mit ihrem Bruder, macht die eigentlich auch nur was mir meiner Gastschwester und ich steh dann da und fühl mich wie das 5.Rad am Wagen oder auch in der Kirche, wenn die Beiden mit ihren Freunden quatschen. Am Anfang heißt es immer: Oh du bist aus Deutschland ist ja cool… Nach spätestens einem Tag ist dann die Lust vergangen :worried: Meine jetzige Gastfamilie versucht mir auch viel mehr den Eindruck zu vermitteln, dass ich dazugehöre und nennen mich auch: „Tochter“ und soetwas und sie sind wahnsinnig lieb und sagen, dass sie mich behalten wollen, bis ich nach Hause fahre, egal was ist. Das macht mir etwas Angst, falls ich wirklich nochmal Probleme haben sollte. Auch meine Betreuerin findet meine neue Familie, die sich extra wegen mir auch gemeldet hat, echt total toll und auch meine Eltern haben mich am Anfang nicht verstanden, warum es mir trotzdem nicht sooo toll geht, weil die ja auch in die Kirche gehen, wie ich zuhause auch (bloß gehe ich nicht so oft, also nicht mehrmals die Woche). Momentan habe ich das Problem, dass sie mich vor meinem PC weg bekommen wollen. Das Problem ist nur, dass ich dann nur doof rumsitze und dann wird mir einfach bewusst, dass es mir nicht toll geht und damit mache ich vor allem meine Gastmutter total unglücklich.
Am Ende ging es mir gar nicht mehr gut in meiner alten Familie. Als sich endlich meine Organisation die Zeit genommen hat, mit mir und meiner Gastfamilie ein Gespräch zu führen, war ich total am Ende, weil ich ständig nur gemeckert bekam von meiner Betreuerin, was sie von meiner Gastmutter erfahren hatte. Bei dem Gespräch war dann zunächst meine Gastmutter, meine Gastgeschwister, meine Betreuerin und der Verantwortliche für die Betreuung meines Komitees anwesend. Zuerst trug meine Gastfamilie ihre Dinge vor und da war mir dann schon zum Heulen zu Mute anschließend, obwohl sie es nicht böse gemeint hatten. Dann habe ich alleine mit den Beiden geredet und der von meiner Orga meinte dann, er sehe, dass es mir schlecht ginge und ob ich nicht wechseln wolle (ich habe geheult das muss man dazu sagen, weil ich mir so unsicher war und mir das, was meine Gastfamilie gesagt hatte ziemlich an die Nieren gegangen ist) Ich habe dann einfach nur ja gesagt und dann musste ich über einen Monat warten und im letzten Augenblick, bevor mich das Hauptkomitee nach Buenos Aires geholt hätte, habe ich in meine jetzige Familie gewechselt. Ich habe sie an dem Freitag mit meiner Betreuerin besucht und hatte ein bisschen Bedenken. Eigentlich wollte ich es erstmal probieren, aber darauf ist keiner nochmal eingegangen und daher habe ich auch nicht nochmal nachgehakt. An dem Wochenende hatten wir ein Camp und so war ich an dem SOnntag nur nochmal kurz bei meiner alten Gastfamilie. Dann kamen meine Betreuerin und noch jemand von meiner Orga und haben ein abschließendes Gespräch mit meiner Gastmutter geführt und mich dann zur neuen Gastfamilie gebracht. Vorher hat sie mich aber noch wie so ermahnt und dort haben die dann glaube auch nochmal mit meiner neuen Gastfamilie geredet. Am Anfang ging es mir wirklich viel besser, bis wieder Leute angefangen haben mit meiner ruhigen, zurückhaltenden und etwas einzelgängerischen Art ein Problem zu bekommen. Ich denke aber, dass das hier in der Mentalität so verankert ist, dass die eben mit solchen Menschen nichts anfangen können und es hat mich gelehrt, dass ich niemals in ein südamerikanisches Land auswandern sollte :wink: Außerdem will ich genau aus dem Grund, auch vielleicht schon etwas über einen Monat früher fahren, um mit meinen Liebsten Weihnachten und den Jahreswechsel zu verbringen. Ich wäre nämlich bis Anfang/Mitte Januar noch hier. Wie lange hast du noch? Müsstest du dann auch die Schule wechseln?
Liebe Grüße
A.

Ach so. Aber Argentinien scheint ja um einiges unsicherer zu sein als Neuseeland.
Ich glaube es ist schwer die Mitte zwischen „Wir geben dir viele Freiheiten“ und „mach doch was du willst, uns kümmert des nix“ zu finden. Sowohl für die Gastfamilie, als auch für uns.
Ich glaube, man ist, auch wenn man für 1 Jahr in einem Land ist, einfach nicht lange genug da um dieses Freundschaftsverhältnis aufzubauen, ich glaube, das ist die Ausnahme. Wenn man Freude hat, dann hat man meist ei anderes Verhältnis zu denen (hier).
Ich glaube, das kommt auch auf die Person an und bestimmt ist auch ein bisschen Glück im Spiel.
Das mit dem 5. Rad am Wage geht mir genauso. Vor allem an Geburtstagen oder wenn wir zum Mittagessen bei den Großeltern sind.
Ich dachte immer, das liegt ausschließlich an mir, aber wieso habe ich dann trotzdem in Deutschland die besten Freunde der Welt?! Es braucht einfach zeit und was ich zum Beispiel falsch gemacht habe am Anfang: Ich hätte mich mehr integrieren sollen, in Sportarten oder Komitees.
Ich weiß leider nicht, ob auch Leute, denen es so geht wie mir ihre Austauschzeit als beste Zeit ihres bisherigen Lebens beschreiben würden. Ich habe aber heute mit der Homestay Managerin gesprochen und sie gefragt, ob das öfters vorkommt, dass man so einen Durchhänget in der Hälfte des Austausches hat und sie meinte, vor allem bei Leuten die 1 Jahr bleiben haben das sie meisten. Vielleicht vergisst man das auch, wenn es danach wieder Berg auf geht.
Meine Gastmutter macht sich, habe ich das Gefühl auch gerade etwas sorgen. Ich glaube, sie fühlt sich dafür verantwortlich, dass ich mich so zurückziehe, weil sie hier draußen wohnen.
Gab es denn auch Probleme von deiner Gastfamilie aus? Ich fände es nämlich gut, wenn meine Gastfamilie einfach sagen würde, was sie stört.
Hast du auch ein besseres Verhältnis zu einer bestimmte Person in der Gastfamilie und mit einer anderen wirst du einfach so gar nicht warm? Nicht dass man große Meinungsverschiedenheiten hätte, eher, dass man einfach nicht warm miteinander wird?
Ich würde bis Mitte Dezember hier bleiben, aber meine Familie kommt und wir verbringen noch einige Wochen (ua. Weihnachten und Sylvester) hier in Neuseeland.
Wovor ich auch Sorge habe, ist, wenn ich Gastfamilie wechsle bin ich noch immer in derselben Schule und ich würde meine Gastschwester noch immer in der Schule treffen, genau so ihre Freunde. Da die Schule recht klein ist, weiß irgendwann jeder davon und ich bin dann die „die die Gastfamilie gewechselt hat“.
Ich fände es einfach nur mal toll, wenn meine Gastfamilie und ich mal offen reden könnten und alle Karten auf den Tisch legen würden.
Findest du, dass es eine gute Entscheidung war, diesen Austausch zu wagen? Was würdest du ändern, wenn du könntest?
Liebe Grüße,
Livia

Wahrscheinlich hast du recht, dass es Zeit braucht (bin eben sehr ungeduldig :wink:) Leider besuche ich sowas wie eine Ganztagsschule, weil die hier eine musikalische Spezialisierung haben, deswegen gibt es keine Nachmittagsangebote und so etwas. Meine Gastfamilien haben beide das gleiche Problem wie mir scheint, weil ich zu ruhig bin glaube. In meiner alten Gastfamilie hatte ich Probleme mit meiner Gastschwester und mich hat einfach alles an ihr aufgeregt und jetzt naja da würde ich eher auf meinen Gastvater tippen, der wirklich viel brüllt oder laut ist, was ich nicht wirklich mag, auch wenn meine leibliche Mom auch sehr streng ist :wink: Aber das ist halt meine Mom. Meine Gastfamilien haben auch nur über meine Betreuerin kommuniziert, mit dem Ergebnis, dass ich nicht mehr mit ihr reden will am Telefon oder so von Angesicht zu Angesicht.
An sich bereue ich die Entscheidung nicht, ich hätte bloß in die USA oder in ein englischsprachiges Land gehen sollen oder vielleicht nach Frankreich oder Belgien oder Niederlande (da ist meine Familie dann nicht ganz so weit weg und da hätten sie mich auch mal besuchen können, vor allem meine Verwandtschaft). Die Länderwahl bereue ich sehr stark und wenn es ginge, dass ich nochmal sage, dass ich es in 1 Jahr probiere mit einem anderen Land, wäre ich schon längst wieder zu Hause. Und bei dir?
Also den Schulwechsel habe ich nicht nur gemacht, weil ich mit der Schule nicht klarkam, sondern weil meine Gastschwester in meiner Klasse war, wenn das bei dir auch so ist, würde ich wahrscheinlich die Schule wechseln, ist jetzt noch komisch, wenn mich jemand aus meiner neuen Schule fragt, warum ich da weg bin!
Meine Eltern kommen leider nicht zu Besuch, aber so eine Reise ist ja auch nicht gerade billig, zumal ich nicht glaube, dass es ihnen hier gefällt. Meine Tante meinte mal, dass sie vielleicht kommt, um mit mir das Land anzuschauen, weil ich alleine ja nicht reisen darf und somit auch nichts gesehen habe, aber sie ist Lehrerin und so viele Ferien sind ja nicht mehr, also kommt eigentlich keiner her :worried:

Ich hab mittlerweile keine Ahnung mehr, was ich bin, ob ruhig oder eher laut. Hier habe ich das Gefühl, seit Ewigkeiten kaum gesprochen zu haben (was nicht ganz stimmt), zuhause rede ich als ob ich ein Wasserfall wäre.
Ich frage mich auch schon, ob ich immer so bin wenn ich nicht zuhause bin, aber das stimmt nicht.
Ich hab hier eigentlich kein Problem mit irgendjemandem in der Familie.
Meine Gastfamilie kommuniziert über meine Mutter mit mir. Das ist total schräg, aber ich glaube, es hat sich einfach noch kein Gespräch ergeben, was nicht so toll ist.
Ich hab mir auch inzwischen gewünscht, ich wäre nach Irland, Norwegen oder England gegangen, aber an sich gefällt es mir hier ja total. Is ist nur einfach ver***** weit weg von Zuhause.
Ich halte es auf jeden fall noch aus hier, es geht mir nur einfach auch ums genießen.
Ich kann hier leider nicht, oder nur sehr schwer Schule wechseln. Ich habe mir ja genau diese Schule hier ausgesucht und zahle bestimmt Schulgebüren dafür. Ich würde aber vielleicht auch wechseln, wenn es möglich wäre.
Traurig, dass niemand kommt. Kannst du keine Internationalreise machen mit anderen Austauschschülern?
Es wäre wirklich toll, wenn ich wissen würde, was ich tun könnte…
Sind „wir“ denn ein Ausnahmefall, dass wir uns nicht akzeptiert fühlen oder geht es vielen ATS so?

Genau so ist es bei mir auch: Zuhause treibe ich die Lehrer zur Verzweiflung, wenn ich so viel rede und hier rede ich zwar auch, aber es ist schon sch**** wenn meine Gastschwester dann über meinen französisch/deutschen Akkzent lustig macht und das ist das „r“ nicht aussprechen kann. Besonders förderlich ist das wenige Sprechen auch für das Spanischlernen ja nicht. Verstehe auch gar nicht, wieso ich plötzlich ein Problem mit einer anderen Kultur habe. Ich kenne wirklich Menschen aus der ganzen Welt und habe mich immer gut mit ihnen verstanden und Freundschaften geschlossen und mich immer so für deren Kultur/Sprachen/Essen interessiert, Argentinien und Brasilien war auch darunter und mit den Kindern habe ich mich ausgezeichnet verstanden (ok die waren auch einiges jünger, aber genauso temperamentvoll). Achso na wenn du dir die Schule ausgesucht hast, ist schon schlecht. Was ist das denn für eine Schule? Ich denke, ich hätte mir die auch viel lieber aussuchen wollen, weil ich einfach auf eine NORMALE Schule wollte, also wie die etwa geschätzte 80-90% besuchen und da hatte ich auch Hoffnungen, als ich gewechselt bin.
Meinst du die Reisen von der Organisation? Die nächste Reise ist im Oktober und die mache ich auf jeden Fall.
Ich denke, das mit der Kommunikation liegt an den Kulturen. Argentinier sind zum Beispiel seeehr indirekt (leider), aber irgendwie ist es mir auch nicht so recht, wenn ich mich dann mit an den Tisch setzen muss und zuhören muss, wenn mein Gastvater meine Gastgeschwister ausschimpft, das ist ziemlich unangenehm!
Habe auch echt keine Ahnung, was ich machen soll und wenn ich sage, ich wechsle, würde sich erstens meine Betreuerin und meine Orga und zweitens meine leiblichen Eltern und meine Gastfamilie fragen, ob ich einen Vollknall hab. Gibt es denn noch jemanden, der sich so fühlt und sich mit uns austauschen möchte???

Ich hatte ja, als ich mich gemeldet habe Ferien. Ich weiß nicht, was ich all die zeit falsch gemacht habe, aber seit dem ersten Schultag nach den zwei Wochen Ferien habe ich auf einmal Freunde gefunden. Besser gesagt, ich kann mich fast gar nicht so arg zerreißen. Nach eine halben Jahr!
Ich glaube aber es ist ziemlich normal, dass so was (diese Art von „Mid year crisis“) relativ normal ist. Ich habe auch mit einer anderen Freundin, die vor einigen Jahren für 3 Monate in Australien war geredet. Sie hatte ein ähnliches Problem und hat mir de Tip gegeben, dass sie nach einiger Zeit gemerkt hat, dass sie mit den Leuten, mit denen sie immer rumgehangen hatte, ganz andere Interessen hatten als sie. Und dass sie, nachdem sie das realisiert hat, sich einfach nach Leuten umgesehen hat, die ihr ähnlicher sind. Und so hat sie echt gute Freunde gefunden.
Ich verstehe schon, WIE lernt man „solche“ Leute kennen. Ich glaube, man muss sich einfach zwingen, mehr zu unternehmen. Und über den eigenen Schatten springen um Leute zu fragen, ob sie Lust hätten was mit dir was unternehmen. Und wenn’s nicht klappt…? Nimm’s nicht persönlich. Passiert und es ist eine gute Übung um später mal damit umzugehen. Und siehs doch mal so, du hast doch zuhause echt gute Freunde, du hast noch ein zweites „richtiges“ Zuhause mit einer Familie, die dich echt liebt. Siehst als Übung. Sieh diesen Austausch als Übung für’s Leben. Und wenn die Übung nicht so geht, wie du willst, dann machst auch nix, du hast was gelernt und bist an den Schwierigkeiten gewachsen. Das Leben geht weiter.
Denk einfach immer an den Rückhalt, denn du aus Deutschland/ Österreich/ Schweiz von deiner Familie und deine Freunden hast. Sieh es einfach als zweite Chance auch wenn die erste nicht ver*** ist.

Auf was für einer Schule bist du denn? Auf einer (semi-)Privatschule?

Ich wünsche dir alles Gute und ich würde mich freuen, wenn du noch zurückschreiben könntest, wies dir jetzt geht :wink:
Ich hoffe, dass ich dir ein bisschen helfen konnte (du hast mir auch irgendwie geholfen :wink:)
Liebe Grüße,
Livia

Hey,
mein Komitee wollte mich eigentlich nach Hause schicken :worried: Daher musste ich in die Hauptstadt wechseln und bin jetzt seit Montag hier. Von der Familie bei der ich bleibe, bekomme ich zu hören, dass es mit mir wie mit einer Stummen ist, was mir sehr zu schaffen macht, weil ich eben nicht so der „Hallo hier bin ich“-Typ bin, sprich ich fange an zu reden, wenn ich mich wohl fühle mit den Menschen und ich bin auch nicht so diejenige, die gerne ein Gespräch anfängt. Ich denke, die kommen damit einfach nicht klar. Ich habe mich jetzt wirklich bemüht, mit einem Dauerlächeln durch die Gegend zu laufen, weil mir das sehr oft gesagt wurde, aber es hilft nichts :worried: Nun klar ich habe sehr viel gelernt auch gerade über die Menschen in Deutschland: Ich hatte damals einen wunderschönen Abschied und viele in meiner Klasse haben Anteilnahme gezeigt, was ich nicht erwartet hätte. Außerdem bekomme ich immer wahnsinnig viel moralische Unterstützung aus Deutschland, auch von Leuten, mit denen ich manchmal mehr und manchmal weniger zu tun hatte oder auch von jemandem, mit dem ich mich zuhause meistens nicht verstanden habe. Habe einfach gelernt dafür so wahnsinnig dankbar zu sein und ich weiß jetzt, dass ich niemals hier leben würde, einfach weil die meisten Menschen nicht mit mir klarkommen, in Deutschland dafür habe ich einen Platz und die Menschen akzeptieren und lieben mich so wie ich bin. Schade, dass ich mir das falsche Land ausgesucht habe, aber im Leben kann ja nicht immer alles richtig laufen. Vielleicht, wenn ich es irgendwie schaffe möchte ich noch bis Oktober oder so bleiben, um immerhin den Ort sehen zu können, auf den ich mich so gefreut hatte, bevor ich hier hin kam (die Iguazu-Wasserfälle im Norden) und wenn nicht, weiß ich, dass ich zumindest von einer Freundin schon sehnsüchtig vermisst und erwartet werde. Außerdem brauche ich noch etwas Zeit, um mich vorzubereiten darauf, was mich in Deutschland erwarten wird. Schließlich war ich dann eine Zeit weg und es hat sich eine Menge geändert.
Es freut mich wirklich, dass du Freunde gefunden hast und am Ende, bevor ich aus der Stadt musste hatte ich auch eine ganz tolle Freundin und die Schule war eigentlich ganz toll, wenn ich mir das so recht überlege. Es war schon eine staatliche Schule, aber eben speziell mit musikalischer Bildung und so.
Fühlst du dich besser in deiner Familie?
Liebe Grüße
Sophie