Erfahrungsbericht Südafrika mit FSA Youth Exchange - ein Elternbericht

Unser Sohn war mit FSA 6 Monate in Südafrika, wurde während des Aufenthaltes 16.
Am Anfang waren wir guter Dinge, eine kleine Organisation mit scheinbar exzellenten Kontakten in Südafrika gefunden zu haben. Das Vorbereitungswochenende in Bielefeld verlief sehr gut, der Kontakt zu einigen der anderen Schüler war aufgebaut (und hält bis jetzt, ein ¾ Jahr nach Rückkehr, sogar noch an).
Die ersten Probleme traten schon bei Organisation des Visums. Die Erklärungen des Organisators waren verwirrend, so mussten wir mehrfach nach Berlin zur Botschaft, um letztlich das Visum zu bekommen. (Aussage:“ Wenden Sie sich an Frau XXX in der Botschaft, die hilft ihnen weiter, da sie dort alles im Griff hat. Diese Dame war lediglich die Empfangsdame ohne jeglichen Einfluss auf das Prozedere).
Im Vorfeld wurde besprochen, dass unser Sohn einmal die Familie wechselt nach ca. 2,5 Monaten, erst in einer größeren Stadt, dann eher ländlich, mit Aussicht auf Pferdebetreuung (er reitet seit seinem 6. Lebensjahr). Die Schulen sollten eher klein und familiär sein.
Ergebnis: die erste Gastfamilie wohnte in Pretoria, die Schule war die größte Public School Südafrikas und eine reine Jungenschule.
Als es dann nach zwei sehr harmonisch verlaufenen Monaten zu Problemen mit der Gastfamilie kam (seine Gastschwester hatte sich in ihn verliebt, er erwiderte dies nicht und das Mädchen drehte völlig durch), war seitens der Organisation erst niemand erreichbar, dann meldete sich eine uns bis dahin nicht bekannte Mitarbeiterin und drohte uns, unseren Sohn umgehend nach Hause schicken zu wollen. Weder die Schulleitung, vor der er sich wie vor einem Tribunal rechtfertigen musste, noch die Organisation oder die Gastmutter ließen eine Erklärung seinerseits zu, er wurde an einen unberechtigten Pranger gestellt. Nach mehreren langen Gesprächen mit der deutschen Organisatorin („das liegt allein in den Händen der südafrikanischen Kollegen“) als auch mit der Mitarbeiterin vor Ort, hatten wir eine Lösung gefunden und er konnte vorzeitig in seine zweite Gastfamilie wechseln.
Diese lebt in Johannesburg in einer Safe Area, und bestand aus einer alleinerziehenden Mutter mit einem gleichaltrigen Sohn. Die Schule war toll, kleine Privatschule, kleine Kurse, einziges Manko: die 11.Klasse, in der auch unser Sohn mit seinem Gastbruder war, befand sich in Vorbereitung auf Abschlussarbeiten, sodass für unseren Sohn eigentlich kein Platz war, er sich eher als störend während des Lernens empfand.
Das Haus war stark gesichert und er musste immer mit Jemandem das Grundstück verlassen und wieder betreten. Eigeninitiative wurde dann zum Problem, als er sich einen Transponder für das Tor nahm, um zum Sport zu kommen. Aufgrund der Überforderung der Mutter mit der Prüfungssituation ihres Sohnes eskalierte die Situation zum zweiten Mal.
Und wieder war die Organisation vor Ort völlig überfordert. Erst bekamen wir 2 Wochen überhaupt keine Mitteilung, wie es weitergehen sollte, parallel hatten wir uns über eine Freundin, die in Südafrika gearbeitet hat, eigene Alternativen organisiert, wovon eine letztendlich auch zum Tragen kam.
Das Lösungsangebot der Organisation nach knapp 3 Wochen bestand aus 3! Familienwechseln innerhalb von 3 Wochen, mit ca. 800 km Strecke zwischen den Aufenthaltsorten.
Da unser Sohn nach diesen drei Wochen in ein Freiwilligenprojekt gewechselt ist, haben wir dann gleich den Kontakt zur Organisation auf ein Minimum reduziert.
Fazit: Meiner Meinung nach sind die 4-6 wöchigen Aufenthalte sicherlich gut mit der Organisation zu bewältigen, da in dieser Zeit keine großartige Integration notwendig ist und sich auch die vorab Orga sehr viel einfacher gestaltet.
Einen mehr als 3-monatigen Aufenthalt können wir nicht empfehlen, da sowohl die Organisation in Deutschland als auch die in Südafrika damit völlig überfordert sind. Die Auswahl der Gastfamilien ist nicht gut gewählt (hier spreche ich auch für weitere Familien des Austausches), der Zeitraum (über November/Dezember finden die Prüfungsphasen statt, in welchen die Gastgeschwister vollkommen eingebunden sind) sind für die deutschen Schüler unerträglich (das sollte innerhalb der Organisation bekannt sein, wird aber ausgeblendet).
Bei auftretenden Problemen agieren die Südafrikaner immer zugunsten der Familien (auch das kam bei mehreren Schülern vor), und die Kommunikation verläuft auch mit den deutschen Verantwortlichen nicht zielführend, da immer wieder darauf geachtet wird, die südafrikanischen Kollegen nicht zu verärgern. Ergo ist das Konfliktmanagement de facto nicht vorhanden.
Unser Sohn befindet sich mittlerweile in einer therapeutischen Behandlung aufgrund einer posttraumatischen Belastungsstörung, weil er bei den Konflikten in den Familien vollkommen allein gelassen worden ist. Er wurde von seiner Gastschwester körperlich angegangen, der Gastbruder beschimpfte ihn aufs Übelste, die Gastmutter brachte Freunde mit ins Haus, die ihn ebenfalls verbal angingen, mit Polizei und Gefängnis drohten, obwohl er sich nur vor der extremen Emotionalität des Mädchens schützen wollte. Und die Organisation vor Ort tat NICHTS, um diese Situation zu klären. Im Nachgang konnten wir wenigstens mit der Schulleitung in Pretoria aufgrund von Whats App´s und Gesprächsprotokollen die Wogen glätten und sie waren sehr zugewandt. Dies ließ die Mitarbeiterin von FSA aber völlig kalt. Das Gleiche galt bei der zweiten Familie.
Wir stehen im Kontakt mit weiteren Eltern von Austauschschülern, die gleichzeitig mit unserem Sohn in Südafrika waren, und die Ähnliches zu berichten wissen.