Liebe Patricia,
ich glaube dass du hier den Wald vor Bäumen nicht mehr siehts.
Wie es M.G. schon auf den Punkt gebracht hat, ist dein Bericht
sehr widersprüchlich.
Es ist auch nicht sehr hilfreich wenn du dich sprachlich und
inhaltlich auf den Schulhof-Jargon deiner Tochter herabbegibst und
ihren Bericht nicht als Mutter kritisch reflektierst.
So klingst du selbst wie ein frustrierter Teenager, von denen es hier
im Forum ausreichend gibt, die ihren „Kulturschock“ verarbeiten.
Ich gehe davon aus, dass deine Tochter zum ersten Mal allein
im Ausland war, der Heimwehfaktor ist dabei deutlich grösser
als bei einer Klassenfahrt ins Schullandheim, oder dem Besuch
bei der Oma. Gelegentliche Tränen gibt es da in allen Altersgruppen.
Heimweh ist eine leichte Form von Depression, die die objektive
Beurteilung verhindert und zu Schwarzmalerei führt.
Seit meine Jungs ihre Aufenthalte in England bzw. Irland hatten,
habe ich mit etlichen Eltern darüber diskutiert. In den wenigen
Fällen in denen es deren Kindern nicht gefallen haben soll, stellte
sich heraus dass die Eltern im Vorfeld eigene falsche Erwartungen oder
Idealvorstellungen in die Kinder projiziert hatten.
Ich kenne die Regel dass Handys ausgeschaltet bleiben sollen. Es hilft
den Kindern nämlich nicht, sich damit zurückzuziehen, die Eltern können
aus der Ferne keine ihrer Probleme lösen. Vielmehr müssen die Kinder lernen
sich auszudrücken, und nach mehreren Jahren Schulenglisch, wie du schreibst,
sollte deine Tochter schon in der Lage sein „I like“ oder „I don’t like“
zu sagen, und gegebenenfalls Gesten hinzuzunehmen.
Dass dann nichts geändert würde ist reine Spekulation deinerseits,
den Gasteltern ist ein fröhliches Kind auch tausendmal lieber als
ein heulendes.
Hast du mal daran gedacht dass ein Sprachlehrer mehrere Sprachen
spricht und ggf. lehrt? Vielleicht sogar mehrsprachig aufgewachsen ist?
Was für „Anzeichen“ hat es denn gegeben? Bücher in verschiedenen Sprachen?
Wieviele Sprachen beherrschst du denn fliessend?
Dass Lehrer in verschiedenen Ländern arbeiten ist auch nicht ungewöhnlich.
Wenn für dich eine offene Toilettentür schon der grösste Horror ist,
dann hältst du dich klar an Nebensächlichkeiten auf. Eigenes Zimmer
mit frischer Bettwäsche, Rückzugsmöglichkeit, und ordentliche Ernährung
waren offenbar gewährleistet, sonst hättest du das wohl zuerst angeführt.
Ich verstehe auch nicht wieso du erwartest das Exkursionsgeld hinterher
zurückzubekommen? Du schreibst selbst dass viele Touren unternommen wurden.
Oder gehörst du zu den Menschen die z.B. glauben Autofahren würde nichts kosten?
Auch sind Sport/Freizeitangebote auf den Inseln meist privat betrieben
und deutlich teurer als in Deutschland. Der Preis eines halbtags-Kurses
im Wellensurfen, den mein Sohn mitgemacht hat, entsprach dem Jahresbeitrag
seines Sportvereins hier in Deutschland.
Der Unterricht „wie in der deutschen Schule - ohne Lehrerqualität“ – ist
das jetzt eher Kritik am deutschen Schulwesen? Offenbar hast du ja dann
Einzelunterricht gebucht, gibt es den an den Schule deiner Tochter?
„keine sozialen Kontakte zur Außenwelt“ – was meinst du denn damit? Du hast
von den Unternehmungen berichtet, es gab gute Kontakte zu mehreren Familien
mit Kindern. Hättest du erwartet dass der Gastvater in der Besuchswoche tagsüber
arbeiten geht? Oder abends im Pub seine Kontakte pflegt und deine Tochter
zuhause alleine lässt, weil Kinder nach 8 im Pub nicht erlaubt sind?
Es sieht wohl ganz so aus, dass deine Tochter einfach keinen Bock auf
Unterricht hatte, vermutlich während ihrer Sommerferien, und sie die
Lehrersituation daher etwas schwarz gemalt hat.
Um deinen Senf, sorry deinen Beitrag, nach Auflösung der Widersprüche
zusammenzufassen:
Sie hatte Einzelunterricht, hatte Kontakt zu anderen Kindern, hat Freunde
gefunden und das Land lieben gelernt. Dabei gab es mal die eine oder andere
Heimwehträne. Wie du das als herausgeworfenes Geld betrachten kannst ist
mir schleierhaft.
Ich würde das als vollen Erfolg werten!
Peter