Ich hab auch so das Gefühl, dass so einige Leute hier noch nichts vom Kulturschock gehört haben. Klar, man weiß nicht, wie ihre Situation wirklich ist, aber in der letzten Zeit lese ich ständig Dinge wie „Ich bin seit einer Woche / zwei Wochen hier und vom ersten Tag an war alles total blöd und ich denke darüber danach, abzubrechen !“
Irgendwie begreifen manche Leute offenbar nicht, welche Phasen es bei einem Austauschjahr gibt und dass das, was sie gerade erleben, völlig normal ist, und dass es sehr wichtig ist, sich sehr viel Zeit zu geben und vor allem auf gar keinen Fall zu resignieren. Und genau das ist es, was einige hier offenbar gemacht haben, aber das ist einer größten Fehler, die man im Ausland überhaupt machen kann. Auf diese Weise wird sich die Situation auf keinen Fall verbessern, da man innerlich längst mit der Situation abgeschlossen hat. Im Gegenteil, dadurch wird es eher immer schlimmer, weil man immer öfter anfängt, mit Deutschland zu vergleichen (was ein weiterer großer Fehler ist !).
Ich habe auch das Gefühl, dass viele Leute sich überhaupt nicht darüber im Klaren sind, was ein Abbruch bedeutet. Es kommt einem vielleicht so vor, dass zu Hause alles viel besser ist und man sich dort total super fühlen würde. Aber man liest immer wieder von Austauschschülern, die sehr lange gebraucht haben, um einen Abbruch zu verarbeiten !
Es war doch so lange euer Traum, ihr habt doch so lange dafür gekämpft und so viel dafür gegeben, um ein High School Year zu machen. Dann kämpft doch für euren Traum ! Seid euch bewusst, dass ihr anfangs einen Kulturschock erlebt, dass ihr euch einsam fühlt, dass die Leute um euch herum vielleicht Leute sind, mit denen ihr euch zu Hause nicht anfreunden würdet und die Dinge tun, die ihr zu Hause nie machen würdet, dass ihr Heimweh habt, dass alles anders und fremd ist, dass die Leute andere Wertevorstellungen und Freizeitbeschäftigungen haben und das ein Auslandsjahr in den ersten Wochen und Monaten echt hart sein kann und man sich sein neues Leben erst erarbeiten muss.
Seid offen für absolut alles, urteilt nicht vorzeitig über Menschen und probiert absolut alles, aber auch wirklich alles aus, was sich an Freizeitbeschäftigungen an der Schule etc. bietet ! Gebt eurem Gastland und den Menschen um euch herum eine Chance und resigniert doch nicht schon nach einer Woche !!!
Und wenn ihr Probleme habt, dann teilt euch den Leuten vor Ort mit und ruft nicht ständig zu Hause an ! Wendet euch an eure Gastfamilie, eure Betreuer, den Verantwortlichen für International Students (wenn vorhanden) oder einen anderen Lehrer, den ihr mögt. Steckt all eure Energie in eine positive Entwicklung eures Austauschjahr ! Wenn dringend nötig, dann wechselt eure Gastfamilie oder Schule. Ein Abbruch ist die allerletzte Lösung, wenn überhaupt gar nichts anderes mehr geht ! Man sollte wirklich alles versucht haben und vor allem auf keinen Fall innerlich resignieren, denn dann kann es nur noch bergab gehen.
Nehmt die Chance war, hautnah eine fremde Kultur kennenzulernen ! An Herausforderungen, Problemen, Heimweh und am Kulturschock zu wachsen, auch wenn die ersten Wochen und vielleicht auch Monate hart sein können. Und schließt auf gar keinen Fall innerlich von Beginn an mit dem Austauschjahr ab, sondern gebt eurem Umfeld eine Chance und urteilt nicht über sie, auch wenn sie sich anders verhalten und andere Interessen und Hobbies haben als ihr. Passt euch an und seid offen für absolut alles, was sich bietet, auch wenn es ganz anders ist als zu Hause und ihr zu Hause diese Dinge nicht machen würdet.
„Im falschen Land gelandet“ ist keine gute Einstellung ! Offenbar habt ihr euch ja bewusst für euer Gastland entschieden und hattet Gründe dafür, dass ihr zugestimmt habt, in dieses Land zu gehen. Offenbar ist euer Gastland jetzt ganz anders, als ihr vorher dachtet ? Dann kann es doch in jedem anderen Land genauso sein ? Wer sagt denn, dass es euch in einem anderen Land besser gehen würde ? Es kann sehr gut sein, dass es euch dort auch nicht anders gehen würde, auch wenn es euch im Moment vielleicht so vorkommt. Ich kann verstehen, dass ihr denkt, es würde euch woanders besser gehen, aber solche Gedanken sind alles andere als förderlich für die Integration. Stellt euch mal vor, wie ihr reagieren würdet, wenn ein Austauschschüler nach Deutschland käme und ständig sagen würde, er sei im falschen Land gelandet und sich somit überhaupt nicht mit dem Leben in Deutschland auseinandersetzen will. Würdet ihr mit so jemanden etwas zu tun haben wollen ???
Nehmt euer Austauschjahr, wie es ist, und macht das Beste aus der Situation. Macht es zu eurem ganz persönlichen Jahr und nutzt es so gut aus, wie nur möglich.
Diese Chance kommt nicht wieder !