Es kann nicht dein Ernst sein, nach zwei Tagen (!) die Gastfamilie wechseln zu wollen. Das würde hoffentlich auch keine Austauschorganisation mitmachen.
Du schreibst, dass du „meist“ nur mit deiner Gastmutter redest, mit deiner Gastmutter und deinem Gastbruder „nicht so auf einer Wellenlänge“ bist und dein Gastvater „in allem, was er tut“, hastig und nervös ist. So wie du schreibst, könnte man fast meinen, du seist schon seit mehreren Monaten in der Gastfamilie. Dabei warst du erst einige Stunden dort, als du den Beitrag geschrieben hast.
Natürlich hast du nach 48 Stunden in deiner Gastfamilie noch nicht das Gefühl, dass es „deine Familie“ ist. Sicher würde die Familie enttäuscht sein, wenn du bereits nach einigen Stunden bei ihnen zu Hause ernsthaft eine andere Gastfamilie haben wollen würdest. Ich wäre als Gastmutter jedenfalls sehr enttäuscht. Und was würdest du denn sagen, wenn deine Gastfamilie DICH nach gerade einmal zwei Tagen einfach vor die Tür setzen würde, weil sie nicht das Gefühl hat, dass du „ihre Tochter“ bist?
Was erhoffst du dir eigentlich von dem Wechsel? Es ist sehr gut möglich, dass du dich auch in deiner nächsten Gastfamilie nach zwei Tagen nicht so fühlst, als sei sie „deine Familie“. Willst du dann wieder nach zwei Tagen wechseln?
Es ist nicht die Aufgabe deiner Austauschorganisation, eine maßgeschneiderte Gastfamilie für dich zu finden, mit der du dich vom ersten Augenblick an super verstehst und die deinen Idealvorstellungen entspricht. Du scheinst hauptsächlich dich selbst zu sehen, dabei geht es nicht nur um dich, sondern auch um deine Gastfamilie, um ihre Erwartungen an dich und um ihre Gefühle. Deine Gastfamilie hat dich, also einen für sie völlig fremden Menschen, für ein ganzes Jahr bei sich zu Hause aufgenommen! Nun liegt es an dir, dich auf deine Familie einzulassen, und es liegt an euch allen, euch einander anzunähern. Und das dauert ganz sicher deutlich länger als zwei Tage (und auch deutlich länger als zwei Wochen!).
Es mag einige Austauschschüler geben, die sich in ihrer Gastfamilie wirklich vom ersten Tag an zu absolut 100 Prozent wohlfühlen. Und manchmal passen Austauschschüler und Gastfamilie vielleicht wirklich nahezu perfekt zusammen. Sehr oft kommt es aber eben anders.
Zweifellos kann es Gründe für einen Wechsel geben. Und natürlich geraten manche Austauschschüler tatsächlich vollkommen unverschuldet in eine unzumutbare Situation oder es gibt Probleme, die sich nur durch einen Gastfamilienwechsel lösen lassen.
Zwei Tage sind aber noch gar nichts. Und so wie du es beschreibst, geht es dir im Grunde gut. Andere Austauschschüler haben schon ganz andere Situationen über eine viel längere Zeit mitgemacht, bevor sie über einen Gastfamilienwechsel nachgedacht haben!
Wenn es zwischen dir und deiner Gastfamilie nach einiger Zeit noch immer nicht gut klappt, such das Gespräch mit ihnen. Wenn es zwischen dir und deiner Gastfamilie dauerhaft nicht klappt und Gespräche mit ihnen nichts gebracht haben, hol deinen Betreuer hinzu. Und wenn es zwischen dir und deiner Gastfamilie allen Bemühungen zum Trotz überhaupt nicht klappt, kann über einen Wechsel nachgedacht werden.
Und nein, diese Zeit ist keine „vergeudete“ Zeit, sondern ein wesentlicher Aspekt eines Auslandsjahres! Ein sehr schöner Satz aus einem Text auf ausgetauscht.de lautet: „Austausch ist Lernen, Lernen wie man lebt.“