In Deutschland wissen alle, dass man Energie spart

Mein Name ist Zuzana und ich komme aus Tschechien. Ich bin 17 Jahre alt und nun schon 4 Monate in Deutschland, jetzt nicht mehr in einem fremden Land, sondern in meinem neuen Heim.

Wie hat es alles angefangen? Kleine Geschichte über meinem ersten Tag:

Es war erst 5 Uhr am Morgen und ich stand auf dem Prager Flughafen. Zusammen mit etwa 15 weiteren Leuten erwartete ich die Zeit, wann wir unsere Familien verabschieden mussten. Es kam gleich und es war für mich und auch alle anderen ein bisschen besonders, wenn man sagen musste: "Tschüs bis nächstes Jahr!". Dann verschwand ich im Flugzeug und seitdem war ich nur gespannt und voll Erwartungen, Vorstellungen und Träumen.

Der Flug gehörte zu meinen ersten großen Erlebnissen, weil ich vorher noch nie mit dem Flugzeug geflogen bin und auch noch nie für ein Jahr weggefahren bin. Es dauerte von Prag nach Frankfurt nur kleine Weile, aber trotzdem gefiel es mir und ich war echt begeistert. Sogar tat es mir bisschen leid, dass es so kurz war. Ich flog entgegen der neuen Welt, dem neuen Leben. Ich konnte mir nur vorstellen, wie es alles wird und was dort irgendwo auf mich wartet. Ich hatte Angst vor Enttäuschung, und anderseits Vorstellungen über Träume, die erfüllt werden.

Ich stieg aus dem Flugzeug aus und überall um mich war plötzlich ein fremdes Land - Deutschland. Ich dachte nur: "Es ist hier! Jetzt gibt es kein Schritt zurück, jetzt musst du vorwärts!". Und diese Wirklichkeit freute mich, weil es alles nach dem Abenteuer duftete. Frankfurt war eigentlich ein internationaler Treffpunkt für alle Austauschschüler, die nach Deutschland gekommen sind. Ich traf dort echt viele Leute von den verschiedenen Ländern und hatte auch Möglichkeit, mit ihnen zu sprechen und ich muss auch sagen, dass es voll interessant war. Es waren auch letzte Minuten, in welchen ich zum letzten Mal tschechisch sprechen und hören konnte. Im meinen Kopf war Chaos und kleine Angst, was nach paar Stunden wird.

Die Reise mit dem Zug scheint ewig lang dauern, weil ich voll dieser dummen Furcht war und ziemlich nervös. Dann musste ich nur drei Treppen aus dem Zug runter laufen und... erst jetzt hat es alles richtig angefangen. Auf dem Gleis im Freiburg fand das schon lange erwartete Treffen statt – Treffen mit meiner neuen Familie und mit der AFS-Kontaktperson. Alle waren so nett und freundlich, ich hatte große Freude, dass ich dort endlich war.

Woran ich mich erinnere noch immer ziemlich gut, ist die große Müdigkeit, die nach diesem langen Tag entstanden war. Irgendwann träumte ich dann nur vom einen Bett. Vom Freiburg fuhren wir heim. Beim ersten Blick auf meinen neuen Wohnort fühlte ich mich wie im Märchen. Kleines Dorf, großes Haus, viele Bäume und Tiere. Ja, ziemlich ungewohnt für jemanden, der aus der Stadt kommt.

Ich war von diesem Platz begeistert (das bin ich noch immer). Alles war schön und nett. Ich bekam ein eigenes Zimmer (das fast schönste dann war natürlich mein Bett ). Ja und danach konnte ich wieder mal auch schlafen und am nächsten Tag aufwachen im neuen Leben...

Probleme mit Zunge und Ohren - Wie ich mit der fremden Sprache gekämpft habe

Seitdem lief die Zeit wahnsinnig schnell und es gab immer mehr "gestern" und weniger "morgen". Ich hörte überall nur deutsche Sprache (das würde ich doch in Deutschland gar nicht erwarten). Am Anfang war es ziemlich anstrengend. Ich habe in der Schule schon ganz viel gelernt, aber es war, wie ich gesehen habe, nicht genug, und ich ärgerte mich, dass ich nicht damals mehr gemacht habe, weil es konnte dann viel einfacher sein. Ich musste immer aufpassen und mich konzentrieren und überlegen, was wer gesagt hat, und noch mehr, wie ich das oder jenes sagen soll. Aber jeden Tag lernte ich etwas Neues (aber es ist wirklich noch viel zu lernen) und es sah immer besser und besser aus.

Meiste Schwierigkeiten hatte ich etwas zu verstehen, weil niemand wie meine Lehrerin gesprochen hat und es war mir oft viel zu schnell und zu viele unbekannte Worte. Ja, der Kampf mit der Sprache ist hart. Jetzt habe ich schon ein gutes Gefühl, wenn ich irgendetwas sagen, erzählen oder sogar vortragen will. Ich lese nun auch Bücher und Zeitungen, dort ist es noch nicht total super, aber ich glaube, es bringt viel. Die Entwicklung wird noch lange vorwärts gehen. Bei Filmen merke ich fast nicht mehr, dass sie in einer - für mich nicht - Muttersprache laufen. Aber meine Sprache vermisse ich schon und es würde für mich kompliziert, wieder tschechisch zu sprechen. Die Sprache ist Gewohnheit.

Eine "beliebte" Pflicht - Was ich jeden Tag machen muss

Hier wissen bestimmt schon alle, worüber ich reden werde. Bingo!!! Es ist die Schule. Nach zwei Tagen hier begann ich, die Schule zu besuchen. Ich habe eine Realschule ausgewählt, weil ich es am besten fand. Ziemlich vieles überraschte mich und es kamen Tage, wann ich immer vor etwas ganz Neues gestellt war. Die Einrichtung der Schule ist sehr modern und schön. Das Schulsystem ist ein bisschen anders als bei uns, aber es war eigentlich nicht so ein wahnsinnig großer Unterschied. Alle Lehrer waren unglaublich nett. Das war eine Überraschung und zum Glück ist es bis jetzt so geblieben. Die Beziehung zwischen Lehrern und Schülern finde ich sehr gut. Die Weise, wie man hier lehrt und lernt, ist anders und die Schüler sind ziemlich selbständig und kreativ, es finden viele Diskussionen statt. Daran bin ich von uns gar nicht gewöhnt.

Der Anfang in der Schule war für mich ziemlich kompliziert, manche Leute sprachen Dialekt und es war immer fast unmöglich, es zu verstehen. Aber in dieser Richtung braucht man nur Zeit und die habe ich genug. Heute muss ich nur noch von Zeit zu Zeit nachfragen.

Ich schreibe alle Arbeiten mit und schon bald bekomme ich auch Zeugnisse. Nicht alle Fächer machen mir Spaß und manchmal kann es auch richtig langweilig sein. Das System der Sportstunden in meiner Schule finde ich echt super. Wir konnten uns auswählen eine Sportart und dann im Halbjahr noch wechseln. Wir können sogar schwimmen lernen. Meine Schule bietet auch verschiedene Sportprojekte für Freizeit und das ist auch sehr interessant und viele machen wirklich Spaß.

U wie Unterschiede - Deutschland versus Tschechien

Deutschland und Tschechien sind Nachbarländer und ich erwartete nicht, dass ich eine ganz neue Kultur entdecken würde, dass ich in den großen Unterschieden ertrinken würde. Auf meinem Weg durch den Alltag trafen mich viele Überraschungen. Ich fand ungewöhnlich, dass die Mädchen hier Fußball spielen. Weil es das bei uns nicht gibt, nutzte ich die Möglichkeit, diese Sportart zu treiben. Ich bekam eine Chance, eine andere Nation aus der Nähe kennen zu lernen. Und woran bin ich gekommen? Ja, die Deutschen sind wahrscheinlich streng und pünktlich, wie man allgemein sagt, aber sie sind viel mehr. Sie sind nett, freundlich und witzig, aber es gibt eine Eigenschaft, die mich stört: ihre Zurückhaltung und ihre Orientierung auf die eigene, kleine Welt. Deshalb ist es auch sehr schwierig, mit jemandem eine Freundschaft zu schließen, die meinen Vorstellungen entsprechen würde.

Andererseits haben sie viele unglaubliche Wesenszüge wie zum Beispiel Verantwortlichkeit für Umwelt und Natur. Alle wissen, dass man hier den Abfall sortiert und die Energie spart – eigentlich spart man alles – und benutzt umweltfreundliche Mittel in allen Richtungen.

Ein weiterer ist ihre Ordentlichkeit. Ich bewundere es, weil es so bei uns leider nicht funktioniert. Ich will versuchen, die Leute bei uns es zu lehren, es ist doch so einfach und hauptsächlich sinnvoll. Auch Interesse an Ernährung und Gesundheit sind hier relativ größer und es scheint so zu sein, dass ziemlich viele Leute Sport treiben.

Für Deutsche ist es vielleicht ganz natürlich, aber mich schockierte etwas total und zwar, wie viele Leute hier Rad fahren. Unglaublich!!! Überall stehen Fahrräder und es benutzen viele wie ein Alltagsverkehrsmittel. Mit Verkehr ist es also auch ein bisschen unterschiedlich, mindestens auf dem Land funktioniert es anders.

Mit Busverbindung sieht es nicht so toll aus, aber dafür besitzen viele Autos und oft mehr als eins. Die Beziehung zwischen Eltern und Kindern ändert sich dann auch, wenn die Kinder unabhängiger sind. Aber eigentlich kann man das wie etwas Gutes sehen.

Erlebnisse und Abenteuer - Freizeit und AFS- Aktion

Im meiner Freizeit habe ich die Möglichkeit, viel Sport zu treiben (neben Fußball auch die Schulprojekte, z.B. Tanzen) und das macht mir immer Spaß. Vor Weihnachten begann ich auch zum Pfadfinder zu gehen und das kann man schon mehr als wie lustig bezeichnen. Schon bald nehme ich auch an einer Wochenendeaktion teil.

Von Zeit zu Zeit findet auch irgendeine Aktion mit AFS statt. Die gehören zu den besten Tagen, die ich hier erlebte. Ganz am Anfang war das Late Orientation Camp. Ich glaube, dass ich es nie vergesse. Es war ein Wochenende, das ich mit etwa 20 Austauschschülern aus der ganzen Welt verbrachte. Wir bekamen viele nützliche Ratschläge von AFS Leuten für unser Austauschjahr, aber hauptsächlich machte es Spaß. Ich lernte so viele nette Leute von der weiten Welt kennen. Mit manchen bin ich noch jetzt verbunden. In allen diesen Tagen kam die Welt einfach zu mir. Es brachte mir wirklich viel. Ich finde echt super, jemanden aus Südamerika oder Asien persönlich zu kennen.

Später nachher erlebte ich wieder so ein Wochenende, wo wir schon bewerten konnten, wie es hier geht. Alle waren sehr zufrieden und alle sprachen schon etwas Deutsch.

Um andere Erlebnisse kümmert sich meine Familie, alle Tage mit diesen Leuten sind wunderbar und das beste, was mich hier getroffen hat, ist die Möglichkeit, in dieser Familie zu leben.

Kleine Zusammenfassung - Zeit läuft hier so schnell.

Ich habe keine freie Weile, um Heimweh zu haben. Natürlich vermisse ich meine Familie und Freunde und manche Kleinigkeiten, aber auf keinen Fall möchte ich jetzt gleich zurück nach Hause fahren. Ich weiß, dass ich noch viel lernen muss und vieles erleben möchte. Es gefällt mir viel und ich will es noch genießen. Ich habe sogar Angst, dass dieses Jahr zu kurz wird und schnell vorbei ist. Schon jetzt kann ich fast nicht glauben, dass die Hälfte hinter mir ist!

Ich bin ganz zufrieden und dankbar für alles, was ich hier habe. Für meine Familie, meine nette AFS- Betreuerin, für die schöne Landschaft und die Möglichkeit alles, was ich will, zu machen. Jetzt verabschiede ich mich und wahrscheinlich schon bald wieder... Noch 5 Monate!!!"

Zuzana AFS-Austauschschülerin in Deutschland