Einfach mal in den Arm nehmen!

Vor dem Austausch bekam Gastmutter Sabine Heid einen wertvollen Tipp: Südamerikanische Gastschülerinnen sollte man häufig in den Arm nehmen. Gesagt, getan!

Noch während ihres Schüleraustauschjahres in Südafrika war für Maike Herrmann klar: „Auch unsere Familie soll Gastfamilie werden“. Und so entschieden sie und Mutter Sabine, die brasilianische Austauschschülerin Cristine bei sich aufzunehmen. Nur fünf Wochen nach Maikes Rückkehr aus Südafrika zog ihre neue Gastschwester ein.

Sabine Heid ist austauscherprobt: Sie selber war für zwei Trimester als Studentin in Irland. Ihre Söhne haben mit Experiment e.V. jeweils ein Jahr als Austauschschüler in Irland und den USA verbracht, Tochter Maike in Südafrika. Und auch als Gastfamilie auf Zeit hat die Familie durch zwei Au-Pairs bereits Erfahrungen gesammelt. Im Sommer 2014 folgte Cristine als Gastkind.

Für Sabine Heid ist klar, warum der interkulturelle Austausch von Bedeutung ist: „Ich finde das heutzutage absolut wichtig, dass man über den Tellerrand rausguckt. Was ist wo anders? Was gibt es in der Welt noch?“. Interkulturelle Begegnungen bedeuten für sie, die Meinungen und Beweggründe anderer Menschen und Kulturen verstehen zu lernen.

SabineHeidundCristine.jpg Sabine Heid und Gasttochter Christine Die Erfahrungen mit Cristine zeigen ebenfalls, dass erst in der Auseinandersetzung miteinander auch Verständnis füreinander entsteht: Familie Heid/Herrmann hatte sich bewusst für eine Gastschülerin aus Südamerika entschieden, da sie durch vorherige Begegnungen mit Südamerikaner/innen bereits erlebt hatte, dass Familienleben dort ganz anders stattfindet. “Wir haben uns darauf gefreut von der brasilianischen Familienkultur zu lernen. Dennoch dachten wir zunächst, dass es Cristine in Deutschland nicht gut geht, da sie täglich mit ihren Eltern telefoniert hat“. Doch dieses Missverständnis klärte sich schnell: “Uns wurde klar, dass der intensive Kontakt nach Brasilien Ausdruck der dortigen Familienkultur war und nichts mit Unwohlsein zu tun hatte“ Auf dem Vorbereitungsseminar, welches Experiment e.V. für Gastfamilien anbietet, bekam Frau Heid durch eine ehemalige Gastmutter noch einen wertvollen Tipp: Südamerikanische Gastschüler/innen sollte man häufig in den Arm nehmen. Gesagt, getan - und so mischen sich nun brasilianische und deutsche Bedürfnisse und Lebensweisen im Hause Heid/Herrmann.

Das Kennenlernen einer neuen Kultur findet auf beiden Seiten statt. Besonders auf Cristine warten in Deutschland viele neue Eindrücke: Mutter Sabine hat mit Maike und Cristine einen Ausflug in den Schwarzwald gemacht, um sich die alemannische Fastnacht anzusehen. Das war mal etwas ganz anderes für die brasilianische Gasttochter: Junge Mädchen werden dort entführt und angemalt. Cristine hat es gefallen.

Maike genießt das Leben mit ihrer Gastschwester. Und Cristine findet es toll, wie Maike sich um sie kümmert und Dinge für sie organisiert. Mal wird sie von Maike zu Freundinnen oder besonderen Veranstaltungen mitgenommen und ein anderes Mal ist sie für sich selbst verantwortlich. Familie Heid hat gelernt, dass beides zum Leben als Gastfamilie dazu gehört: Das Gastkind an die Hand nehmen und seine Schritte in die neue Gesellschaft hinein begleiten, ebenso wie es eigene Erfahrungen machen zu lassen, damit es selbstverantwortlich handeln lernt.

Cristine und Familie Heid/Herrmann sind begeistert vom Austausch: „Es ist schön jemanden mit ganz anderen Lebenserfahrungen bei sich wohnen zu haben. Cristine hat ihre ganz eigenen Erfahrungen gemacht und so bekommen wir neue Aspekte vom Leben mit“, resümiert Sabine Heid.