Austauschjahr in Lettland

Go East! - Janas Motto vor und nach ihrem Austauschjahr in Lettland. Ein Erfahrungsbericht.

Eigentlich hat mein Austauschjahr an dem Tag am Flughafen in Hamburg angefangen, an dem mich meine Familie verabschiedete. Für mich begann das Jahr aber schon genau ein Jahr vorher, mit der Bewerbung, dem Interview, der Orientierungswoche und mit dem Warten auf den einen Brief mit dem Namen der Gastfamilie. Diesen Brief bekam ich dann auch fünf Wochen vor meinem Abflug, also früh genug, um Kontakt aufzunehmen und sich kennen zu lernen.

Flug übers neue Zuhause

Auf dem Flug nach Riga haben wir Austauschschüler gescherzt, ob wir wohl über unsere neuen Zuhause fliegen würden und bei mir war dies tatsächlich der Fall. Die Begrüßung am Flughafen war sehr herzlich. Ich wurde von meiner ganzen Gastfamilie abgeholt, war aber viel zu aufgeregt, um viel zu sprechen. So viele neue Eindrücke auf einmal: Die Gastfamilie, die mich ganz lieb und aufmunternd ansieht, dann das neue Land und was alles dazu gehört. Das erste was mir auffiel war, dass alles so klein war. Der Flughafen zum Beispiel war viel viel kleiner als der in Hamburg. Und dann die neue Sprache! Zwar hatte ich vor dem Jahr schon ordentlich gelernt, aber so viel konnte ich im Endeffekt dann doch nicht.

Meine neue Familie

Meine Gastfamilie wohnte in einem großen Haus, in dem ich trotz meiner zwei Gastgeschwister ein eigenes Zimmer hatte. Die ersten Gespräche waren sehr schwierig und das erste halbe Jahr sollte die Sprache immer wieder Schwierigkeiten bereiten. Die Sache war nämlich die, dass nur mein Gastvater ein kleines bisschen Englisch sprach, während meine Gastmama, Gastbruder und Gastschwester nur Lettisch sprachen. Dadurch entstanden immer wieder lustige Situationen. Wenn man über alle seine Fehler in der Sprache lachen kann, hat man am Ende viele Geschichten zu erzählen. Einmal zum Beispiel wollte ich sagen, dass ich in mein Zimmer gehe und habe aber gesagt, ich würde in mein Zimmer fahren. Solche Sachen passieren immer wieder und sind sehr unterhaltsam.

Der erste Schultag

Dann fing auch ziemlich bald die Schule an. Der erste Schultag war sehr aufregend, aber nicht so festlich wie ich von vielen Leuten gehört hatte. Weder sangen wir die Nationalhymne noch gab es eine Schulansprache, aber dies ist alles von Schule zu Schule unterschiedlich. Dennoch trugen wir alle feine Kleidung und hatten Blumen für die Klassenlehrerin dabei.

Erster Teil des Austauschjahres

Ich habe mein Austauschjahr für mich in zwei Teile unterteilt. Das erste halbe Jahr war etwas schwierig für mich: Ich habe viel gelernt, Heimweh gehabt und mich auch manchmal nach Hause gewünscht. Auf der anderen Seite bin ich durch diese Erfahrungen unglaublich gewachsen und habe mich selbst viel besser kennengelernt. Ich habe auch viele neue Sachen gesehen und gelernt. Das sind schöne Dinge wie zum Beispiel das erste Gespräch auf Lettisch. Aber natürlich gehören auch nicht so schöne Erfahrungen dazu, wie zum Beispiel Schweinebraten mit Borsten zum Essen zu bekommen. Und dennoch: Ich kann jetzt sagen, dass mir Schweineborsten nicht schmecken – aber es ist einen Versuch wert gewesen!

Zweiter Teil des Austauschjahres

Nach fünf Monaten habe ich die Gastfamilie gewechselt, damit fing der zweite Teil meines Austauschjahres an. Ich blieb in Riga und sogar in dem gleichen Stadtteil. Ich verstehe mich super mit meiner neuen Gastfamilie, und nach sieben Monaten in Lettland kann ich jetzt auch von mir sagen, flüssig Lettisch sprechen zu können. Oft denke ich, dass mich das erste Halbjahr wachsen lassen und auch gestärkt hat, sodass ich jetzt mein zweites Halbjahr genießen und viel mehr schätzen kann.

Eine Liebe fürs Leben

Mit meiner neuen Gastfamilie habe ich Lettland ganz neu kennengelernt und muss sagen, ich habe mich in das Land verliebt. Die Natur ist so umwerfend, dass ich es als Stadtkind oft nicht glauben kann. Auch viele Traditionen, wie zum Beispiel den Namenstag, werde ich sicherlich in Deutschland weiterführen. Nach sieben Monaten in Lettland fühle ich mich einfach zu Hause und die Schule wie auch mein Fußballtraining hier gehören schon zu meinem Alltag, sodass ich gar nicht weiß, wie es ohne diesen Alltag zurück in Deutschland wohl sein mag.

Richtige Entscheidung

Während ich am Anfang noch zweifelte, ob es die richtige Entscheidung war mein Jahr hier in Riga, Lettland zu verbringen, bin ich mir jetzt sicher, dass es eine der besten Entscheidungen war, die ich je getroffen habe. Lust auf was Neues? Ich kann einfach nur jedem, der Lust auf etwas Anderes und Neues hat, empfehlen: Go East!