Rückkehr - Problem oder Chance

Die Zeit nach dem Austauschjahr ist für viele von uns, aber auch für Eltern, nicht einfach. Jana, eine Schülerin aus Aue in Sachsen, hat über ihre schwierige Zeit nachgedacht, nun an zwei Orten gleichzeitig zu Hause zu sein.

Jeder Mensch besitzt Träume und einer meiner Träume war es, für ein Jahr in den USA zu leben. Ich wollte eine neue Kultur kennen lernen und das gelobte Land, von dem man doch schon so viel gehört hat. Ich wollte viel Neues erleben und über mich hinauswachsen.

Als ich dann im August 1999 mit meiner Familie zum Flughafen fuhr, glaubte ich noch, dass ein Jahr eine sehr lange Zeit sei und dass man in einem Jahr viel erleben kann. Die Verabschiedung von meinen Eltern, Geschwistern und von meinen Freunden fiel mir schwer. Es war eine unglaubliche Mischung zwischen Freude und Aufregung. Natürlich war mir von Anfang an klar, dass ich in einem Jahr wieder zurück in Deutschland sein würde. Dieser Gedanke begleitete mich die ganze Zeit und immer wenn ich Sehnsucht bekam, machte ich mir bewusst, dass ich nur dieses eine Jahr in den USA habe und es gut nutzen sollte.

Ich verbrachte eine fantastische Zeit in Michigan. Meine Family wurde schnell zu besonderen Menschen in meinem Leben. Ich erlebte mit Ihnen sehr viel, lebte mit Ihnen in einer intensiven freundschaftlichen Beziehung, reiste umher und machte eine Unmenge neuer Erfahrungen.

Schnell gewöhnte ich mich an das so fremde Leben. Es dauerte nicht lange und ich konnte mir nicht einmal mehr richtig vorstellen, wieder in Deutschland zu leben. Es schien alles so weit weg – nicht nur von der Entfernung her gesehen. Mir wurde bewusst, wie sehr ich meine Familie in Deutschland liebe und wie viel mir manche Dinge bedeuten. Doch mir gefiel auch all das Neue in meinem Leben. Das Jahr was für manche so lang erschien, verging für mich wie im Flug.

Ich wusste das meine Zeit in den USA ein Ende hat, doch dieses Ende war noch so weit entfernt. Mir wurde erst klar, dass dies jetzt ein Abschied für lange Zeit sein würde, als ich wieder auf dem Flughafen stand. Ich stieg in das Flugzeug mit gemischten Gefühlen. Natürlich freute mich riesig auf meine Familie und meine Freunde in Deutschland und doch wollte ich das Neue, dass grandiose Erlebnis nicht verlassen. Ich verstand die Welt einfach nicht mehr und war verwirrt.

Als ich meine Familie in Deutschland wieder in die Arme nehmen konnte, schien die Welt in Ordnung. Doch ich wusste nicht genau wo ich hingehöre. Auf der Fahrt vom Flughafen nach Hause erschien mir die Umgebung fremd. Alles Deutsche - das mir eigentlich so Vertraute, wurde von mir unbewusst und auch bewusst verweigert. Ich habe fast nichts gegessen und wenn dann nur zu amerikanischen Zeiten. Meine Uhr wollte ich nicht umstellen, geschlafen habe ich kaum. Ich habe oft mit meiner Family und Freunden telefoniert. Ich wollte einfach so weiterleben wie ich es ein Jahr lang getan hatte. Über das Erlebte in den USA habe ich zu Hause nur wenig berichtet.

Jetzt weiß ich, dass ich meiner Familie und meinen Freunden in dieser Zeit sehr weh getan habe. Ich geriet oft in Konflikte mit meinen Eltern und stellte mich fast gegen alles, was sie mir anbieten wollten. Es war eine sehr schwierige Zeit für sie und sie mussten mich ein zweites Mal loslassen. Sie sagen, dass es ihnen leichter gefallen ist, mich gehen zu lassen, denn mich leiden zu sehen, als ich wieder da war.

Doch ich kam einfach nicht klar mit meinem Leben, das sich so schlagartig geändert hatte. Ich wollte einfach eine Mischung aus beidem bilden. Doch dies konnte nicht gelingen und mir war klar, dass ich mich wieder anpassen musste. Es fiel mir nicht leicht und auch heute noch habe ich damit meine Probleme. Doch mit Hilfe meiner Familie und ganz lieben Menschen von YFU, die mir in der Zwischenzeit sehr viel bedeuten, habe ich Halt gefunden und gewöhne mich wieder an alles. Klar habe ich einige typisch amerikanische Dinge in mein Leben eingebaut, doch ich denke man muss ein gutes Maß für alles finden.

Zu meiner Family und meinen Freunden in den USA habe ich immer noch guten Kontakt und daran soll sich auch nichts ändern. Die letzten zwei Wochen in den USA und die ersten zwei Monate in Deutschland waren für alle Beteiligten sehr kompliziert. Doch ich habe einfach viel aus dieser Zeit gelernt.

Ich möchte mich bei allen bedanken, die mir mit Rat und Tat zur Seite standen, mir dieses großartige Erlebnis ermöglichten und mir geholfen haben, mein Leben wieder zu ordnen. Ich habe mich sehr verändert, bin in vielen Dingen über mich hinausgewachsen und sehe viele Dinge aus einer anderen Sicht. Die Zeit in den USA war und wird immer eine ganz besondere Zeit in meinem Leben sein.

Ich möchte einfach allen, die das gleiche erleben, Mut machen. Seht die Rückkehr nicht als Problem, sondern versucht euch darauf zu konzentrieren, dass sie eine Chance ist, noch weiter über sich selbst hinauszuwachsen und sich selbst besser kennen zu lernen. Genießt Euer Leben und nutzt das, was ihr in eurem Austauschjahr gelernt und erlebt habt. Und lernt stets dazu.