meine Selbstbeschreibung - okay?

Hi ihr!
Ich habe vor, mich für ein Stipendium zu bewerben. Die Organisation fordert eine mehrseitige Selbstbeschreibung und da ich sie eben erst verfasst habe, hab ich wirklich kein Gefühl dafür ob es totaler Schrott ist (zu kindisch?) oder ob’s so geht… Würde sich einer von euch erbarmen und mir ne Kritik schreiben? Auch negative ist erwünscht, ich will schließlich einen guten Eindruck machen und dazu muss ich die Wahrheit wissen…!
Bitte helft mir!
Ich danke euch schon mal im voraus,
gute Nacht, gähn,
Jazzy
Hier ist der erste Entwurf:
Ich wurde am 29.11.1988 in Kulmbach geboren. Dort habe ich auch die ersten Jahre meines Lebens verbracht, doch als meine Mutter mit meiner drei Jahre jüngeren Schwester schwanger war, hat mein leiblicher Vater uns verlassen und wir sind vorerst zu meinen Großeltern gezogen. Über die Zeit in meiner Geburtsstadt kann ich daher nicht viel sagen.
Ich erinnere mich jedoch vage an die Zeit, in der wir bei meiner Oma und meinem Opa in Neuravensburg gelebt haben, wobei ich nicht sagen kann, wie lange das war. Diese Periode meines Lebens habe ich als eine sehr schöne in Erinnerung, weil ich meine Großeltern sehr lieb habe. Für meine Mutter muss es hart gewesen sein, aber das habe ich nicht mitbekommen – wahrscheinlich weil Kleinkinder sich noch als den Mittelpunkt der Welt betrachten und ihre Umgebung nicht wirklich wahrnehmen…
Die Übergänge meiner verschiedenen Lebensabschnitte sind verschwommen oder überhaupt nicht da, es gibt auch Situationen, an die ich mich zu erinnern glaube, mir aber nicht sicher bin, ob es tatsächlich so gewesen ist. Was ich sicher weiß ist, dass der Teil meiner Kindheit, den ich in Neuravensburg verbracht habe, der schönste war. Ich kann den Garten meiner Großeltern sehen, in dem ich zu Ostern immer die versteckten Osternestchen gesucht habe, ihren riesigen Weihnachtsbaum, unter dem ich sowohl Geschenke bekommen als auch verschenkt habe (selbstgemalte Bilder)
und natürlich meine Großeltern, die ein sehr wichtiger Teil meines Lebens sind.
Irgendwann ist meine Mutter mit meiner Schwester und mir ins Zehn Kilometer entfernte Wangen gezogen, wo wir fortan im oberen Stock eines schönen Häuschens lebten. Es befand sich in einer ruhigen Siedlung, in der einige Kinder in meinem Alter gelebt haben. Meine damals und heute beste Freundin Sabine wohnte direkt gegenüber. Zwischen uns besteht ein besonderes Band, da wir auch noch über ein paar Ecken miteinander verwandt sind – ihr Vater und mein Opa sind Cousins. Und die Freundschaft hat bis heute – wenn auch mit Unterbrechung – gehalten. Blut ist eben dicker als Wasser…
Kurz darauf hat meine Mutter einen neuen Mann kennen gelernt, ich muss damals ungefähr fünf gewesen sein. Er ist bald bei uns eingezogen und hat für meine Schwester sofort eine Vaterfigur dargestellt, schließlich hatte sie unseren leiblichen Vater nie kennen gelernt und war damals erst zwei Jahre alt. Ich hingegen komme bis heute nur schwer mit ihm aus. Ich weiß nicht, wer von uns den jeweils anderen zuerst nicht leiden konnte, aber ich kann meine Gefühle in der Übergangsphase, in der er immer öfter zu Besuch kam und schließlich einfach „da war“, noch erschreckend genau nachvollziehen.
Ich versuche heute immer, alles von einem neutralen Standpunkt aus zu sehen, aber ich glaube auch heute noch, dass sein Eintreten in unser Leben maßgeblich an meiner traurigen Kindheit schuld war, denn als solche habe ich sie empfunden.
Er hat sich keine Mühe gegeben, mich überhaupt kennenzulernen. Ich war damals noch sehr klein und habe natürlich auch noch nicht alles verstanden, aber aus dem Blickwinkel meines fünfjährigen Ichs ist dieser Mann eines Tages einfach gekommen und hat mir meine Mama „weggenommen“. Heute weiß ich selbstverständlich, dass man es so nicht sagen kann, denn meine Mutter hat mich nie verlassen und immer zu mir gehalten und ich liebe sie mehr als alles andere, aber ich war fünf. Und das Gefühl, dass mir etwas gestohlen worden war, hat mich auch die nächsten sieben Jahre meines Lebens nicht losgelassen.
In den Sommerferien vor meiner Einschulung sind wir umgezogen – in ein Hochhaus, das zwar sehr in der Nähe, jedoch in einer weitaus weniger idyllischen Umgebung als meine alte Siedlung ist. Das hat dazu geführt, dass ich nicht in die gleiche Klasse wie Sabine gekommen bin, als ich mit sechs Jahren an der Praßbergschule Wangen eingeschult worden bin. Meine Zeit dort kann ich nicht als sehr schön beschreiben, aber schon damals war anhand von Schulnoten und Lehrerbeurteilungen im Zeugnis zu erkennen, dass ich später wohl meine sprachlichen Fähigkeiten ausbauen können würde.
Ich war nicht beliebt in meiner Klasse und die meiste Zeit allein, was dazu geführt hat, dass mich Schule nie richtig interessiert hat, schließlich hat sie auch keinen Spaß gemacht. Meine Noten spielten für mich kaum eine Rolle, dennoch brachte ich die zur Aufnahme am Gymnasium geforderten Leistungen.
Ich besuche seit 1999 das Rupert-Neß-Gymnasium Wangen. Die ersten zwei Jahre auf der neuen Schule waren nicht sehr viel besser als die gesamte Grundschulzeit, doch als ich nach der sechsten versetzt wurde, kam ich in eine neue Klasse und von da an ging es mir gut – sehr gut. Ich kam zum ersten Mal in dieselbe Klasse wie Sabine. Meine Mutter hatte vor der Einschulung und vor dem Eintritt ins Gymnasium dafür gekämpft, aber es hatte nie zuvor geklappt. In meiner neuen Klasse fand ich nicht nur meine beste Freundin von einst wieder, sondern auch noch viele andere und ich bin bis heute sehr glücklich.
Ich habe mich hauptsächlich in den letzten vier Jahren sehr weiterentwickelt. Schule ist mir wichtig geworden und ich gehe gerne zur Schule. Ich musste viel aufholen, daher kam der Erfolg erst langsam, aber während ich in der Anfangszeit am Gymnasium noch Zeugnisdurchschnitte von 3,5 heim brachte, konnte ich im letzten Jahr, das war die Zehnte Klasse, einen Gesamtdurchschnitt von 2,6 verzeichnen. Und ich bin noch lange nicht an meine Grenzen gestoßen! Vor allem die sprachlichen Fächer liegen mir, wobei Englisch mit einer 1 wohl das beste ist.
Ich engagiere mich auch in meiner Freizeit für die Schule, indem ich seit drei Jahren die Volleyball-AG besuche, sie letztes Jahr gemeinsam mit meiner Freundin geleitet habe und es dieses Jahr sogar allein versuche. Außerdem nehme ich an der Englisch-AG teil, in welcher abwechselnd Geschichte behandelt wird oder Diskussionen geführt werden – auf Englisch, versteht sich. Die Schreib-AG, an der ich letztes Jahr beteiligt war, fand in unregelmäßigen Abständen statt und hat mir Gelegenheit gegeben, meine Texte vorzutragen und mit anderen darüber zu diskutieren. Leider findet sie dieses Jahr in dieser Form nicht mehr statt, weshalb ich am Überlegen bin, ob ich sie selbstständig weiterführen soll.
Ich singe auch im Schulchor mit, weil es immer sehr viel Spaß macht und man Kontakte knüpfen kann. Anfang letztes Jahr habe ich einen von den Johannitern angebotenen Wochenendkurs besucht und erfolgreich absolviert, seitdem bin ich auch noch Schulsanitäter.
Mein Wunsch ein Jahr im Ausland zu verbringen war zwar schon länger vorhanden, aber in diesen Sommerferien habe ich begonnen, mich näher zu informieren und nach Möglichkeiten zu suchen, mir meinen Traum zu verwirklichen. Im Internet habe ich nach Organisationen gesucht, Preise herausgeschrieben und jede Nacht davon geträumt, im Land der unbegrenzten Möglichkeiten eine High School zu besuchen und den American Way of Life zu erleben. Warum gerade Amerika? Es klingt vielleicht merkwürdig, aber diese Frage musste ich mir selbst erst einmal stellen. Ich habe davon geträumt, das Empire State Building und die Freiheitsstatue mit eigenen Augen zu sehen, einmal in ein original amerikanisches Autokino zu gehen, ein Footballspiel zu sehen, eine Schule mit eigenen Cheerleadern zu besuchen und an der Cafeteria um die Ecke Frozen Yoghurt zu probieren. Und ist es nicht traurig, dass man sich anhand von Klischees ein Traumziel aussucht, nur um das allseits Bekannte einmal live zu erleben? Ich habe mir das reiflich überlegt, ich habe sogar einen Text dazu geschrieben, das hilft mir beim Denken, und allmählich ist mein Wunsch, die Vereinigten Staaten zu erkunden noch größer geworden! Sicherlich auch, um mir von all den sagenumwobenen Geschichten um Amerika, all den Klischees, ob sie nun New York City oder Los Angeles oder Boston betreffen, ein eigenes Bild zu machen, aber hauptsächlich, um das Neue zu erleben, das, was man durch Erzählungen nur ansatzweise spüren kann: Die Mentalität, die ganze Kultur, ob nun in Sachen Essen oder Sport, die gesamte Einstellung der Amerikaner, zum Leben, zu Fremden, zu Allem! Ich möchte Land und Leute wirklich kennenlernen, nicht nur zwei Wochen Urlaub machen und mit einem Haufen schöner, aber nutzloser Erinnerungen an etwas Vergangenes zurückkommen. Ich möchte lernen, ich möchte ein Teil dieser fremden Welt werden, möchte sie verstehen und so viele Eindrücke und Wegweiser für mein späteres Leben mitnehmen wie nur irgend möglich.
In einem Jahr passiert sehr viel. Ein Jahr in den USA würde mir neben besseren Sprachkenntnissen und zahlreichen tollen Erlebnissen auch noch Freunde bringen. Gute Freundschaften, die ein Leben lang halten. Es würde mir eine zweite Heimat in der Welt bringen. Verständnis für andere Kulturen. Es wäre für mich der erste große Schritt zur Völkerverständigung.
Ich bin jung, aber ich möchte jetzt anfangen, zu sehen und zu lernen. Das Leben an einer amerikanischen High School stelle ich mir wahnsinnig aufregend vor. Ich habe viel darüber gelesen, zum Beispiel, dass die Jugendlichen einen Großteil ihrer Freizeit in der Schule verbringen, neben der normalen Unterrichtszeit. Sie besuchen diverse Klubs und treiben Sport; ich würde unheimlich gern daran teilhaben und mich ebenso engagieren.
Ich möchte mit meiner Gastfamilie Footballübertragungen live ansehen und ihnen von meiner Heimat erzählen, ihre familieneigenen Bräuche kennenlernen und einmal Weihnachten am Morgen des 25. Dezembers erleben…
Es gibt so viele Gründe, die mich dazu veranlasst haben, mein Glück einfach zu versuchen und mich um dieses Stipendium zu bewerben. Mit einem Schnitt von 2,6 bin ich sicherlich keine der besten Bewerberinnen, aber ich hoffe ich konnte dennoch den Eindruck erwecken, für das Austauschprogramm geeignet zu sein. Und die Hoffnung stirbt schließlich zuletzt!
Ich würde mich sehr freuen in Zukunft von Ihnen zu hören und zu einem Ihrer Auswahlgespräche eingeladen zu werden.
In freudiger Erwartung und mit freundlichen Grüßen,


Halöle Jessica!!!
Ich finde dein Bewerbungsschreiben einfach grandios, perfekt, einfach unschlagbar. Ne das is dir echt gut gelungen. Ich hätte es nich besser machen können. Könnte glatt von mir sein Witz, Witz.

Also ich würde es auf jeden Fall so lassen. Wär nett, wenn du mir ma schreibst, ob du genommen wurdest!!!
Sophie

PS.: Mit welcher Orga gehst du denn in die USA???

Hey,
das ist echt super, was du geschrieben hast. Hat dir jemand dabei geholfen?
Ich hätte nur einen Kritikpunkt: Du schreibst am Anfang von deinen Großeltern, dasss du dich nur verschwommen daran erinnern kannst. Schreib doch vielleicht noch,ob deine Mutter dir etwas davon erzählt hat.
Gruß,