keine eingewöhnungschwierigkeiten kann das sein?

ich hab noch knapp 10 wochen hier in england und freue mich schon total wieder in der schweiz bei meinen freunden und familie zu sein! ich kann es mir irgendwie gar nicht vorstellen wiedereingewöhnungsprobleme zu haben… war das bei euch auch so oder habt ihr immer gewusst das es schwierig sein wird wieder zu hause zu sein? oder läuft bei mir einfach etwas falsch?
warte auf eure antworten
luv jeannine

Liebe Jeannine!

Tatsächlich haben viele Austauschschüler die Überzeugung, bei ihrer Heimkehr keine Eingewöhnungsschwierigkeiten zu haben. Für viele ist das sicherlich auch so.

Ich kann Dir lediglich von meiner Heimkehr und von den Erfahrungen einiger meiner Freunde berichten.

Vor meiner Heimkehr hatte ich mir die Meinung gebildet, dass ich am liebsten bei meiner Gastfamilie bleiben würde, gleichzeitig aber auch wieder nach Hause wollte, mich sogar sehr darauf freute.

So war es dann auch - ich hatte sehr angenehme Wochen wieder zu Hause, in meiner Familie. Freunde kamen zu Besuch und ich besuchte sie, in der Schule war es leicht für mich, wieder Anschluss zu finden, ich schrieb mich mit meiner Gastfamilie, erzählte über mein Austauschjahr, Leute hörten staunend zu, … Ich hatte eine wirklich sehr schöne Zeit.

Nur bemerkte ich micht, dass es einige Menschen, Menschen die mir wichtig waren und sind, um mich herum gab, deren Erfahrungen mit meiner Heimkehr nicht so unbeschwehrt waren. Ich erzählte viel über Pläne, nicht in Deutschland, sondern in meinem Gastland studieren zu wollen, erzählte, wie gut es mir in meiner Gastfamilie ging, … -
dass das für viele, vor allem meine Eltern nicht so einfach war, bemerkte ich erst später. Kurz - zu diesem Zeitpunkt hätte ich nie behautet, bei meiner Heimkehr Probleme zu haben. Heute sehe ich das ein wenig anders.

Na ja, ich weiss, dass es in meiner Umgebung auch Freunde gibt, die bei ihrer Rückkehr eine wirklich schwere Zeit hatten. Egal, ob in der Schule, mit Freunden oder in der Familie. Das aber - ist möglich, und ich würde es auch nicht als Problem bezeichnen. Diese Erfahrung, die Rückanpassung in die veränderte, aber doch „gleichgebliebene“ alte Heimat ist, so meine ich, die wichtigste Erfahrung eines Austauschjahres. Viele meinen, damit beginnt das Austauschjahr. In diesem Sinne hoffe ich, dass Dein Austauschjahr zu Hause nicht nur ein schönes, sondern auch eines reich an neuen Erfahrungen sein wird.

Viele Grüße, noch über den Kanal, sendet Dir

Bent:)

Hi Du,
Ich war letztes Jahr selbst für 11 Monate in England. Ich hatte später aber tierisch Probleme, mich in Dtl wieder einzuleben. Das fing schon damit an, daß ich am Flughafen in Berlin mit den anderen dt. ATS nur noch Englisch reden wollte. Als ich dann meine Familie wiedergesehen habe, und sie mir 1000 Fragen gestellt haben, hab ich einfach angefangen loszuheulen. Ich konnte mir das vorher garnicht vorstellen, war eigentlich total froh endlich wieder nach Dtl. zurück zu können. Aber dann kam es einfach so über mich. Außerdem hatte ich auch Probleme damit, mich auf einmal wieder in Deutsch auszudrücken. Ich habe immer noch sehr viele Höflichkeitsfloskeln verwendet und meinen Lehrern die Hand geschüttelt, was bei allen eher auf Unverständnis getroffen ist. Diese Phase hat etwa 3 Wochen gedauert, dann habe ich mich wieder „normal“ verhalten. Es geht mir jetzt noch manchmal so, daß ich großes Heimweh nach England bekomme (obwohl dort weiß Gott nicht alles toll war). Aber das werde ich wohl niemehr los…

Hallo,

wenn ich jetzt, mit 12 Monaten Abstand zu dem Ende meines ATJ darüber nachdenke, ob die Zeit hier schwer war, würde ich sagen; ja. Vor allen Dingen jetzt, nach einer verhältnismäßig langen Zeit fällt mir auf, dass ich Schwierigkeiten habe. Mit meinen Eltern klappt es nicht so wirklich toll, ich werde evtl. bald ausziehen und mit Freunden zusammenziehen, weil mir zu Hause die Decke auf den Kopf fällt. Ich habe mich zu sehr verändert, bin zu erwachsen und selbstständig geworden, fühle meine Individualität geschmälert, solange ich zu Hause bin…

Ebenso meine Freunde. Wir verstehen uns nach wie vor gut, aber eben nicht mehr sehr gut. Wir sind quasi nicht mehr 100% auf einer Wellenlänge. Ich fühle mich bei ihren Gesprächen über Kerlsgeschichten zu Tode gelangweilt, fühle mich einfach weiter, ein Stückchen freidenkender.

Ich bin sehr froh, dass ich meinen Freund habe, der sehr reif ist und mit dem ich mich unterhalten kann. Er ist in vielen Momenten der Grund, wieso es doch irgendwie weiter geht und ohne ihn wäre ich sehr einsam.

Direkt nach meiner Rückkehr hatte ich auch gedacht „Wow, du hast gar keine Probleme…“ … Ich bin auf Parties gegangen, hab was getrunken, gefeiert, aber doch schnell gemerkt, dass mir das gar nicht mehr besonders gefällt und ich viel lieber zu Hause bleibe, ein Glas Wein trinke und mich unterhalte… Aber all das habe ich wie gesagt erst mit einigem zeitlichen Abstand gemerkt…