Heimweh

Meine Tochter ist seit einem Monat in USA. Sie hat eine sehr nette Gastfamilie und eigentlich könnte alles so schön sein- wenn nicht das Heimweh so groß wäre.
Zu Hause sitzt die erste große Liebe und in der neuen Schule ist der Anschluss noch nicht vorhanden.
Langsam gehen mir die Ideen zur Motivation aus.
Meint ihr, es wäre eine gute Idee, den Freund auf Weihnachtsurlaub zu ihr zu schicken?
Wäre das ein Motivationsschub ?
Würde mich über einen Erfahrungsaustausch sehr freuen.
Liebe Grüsse, F.

Erfahrungsgemäß wird großes Heimweh durch einen solchen Besuch nicht besser, sondern eher noch viel schlimmer. Zudem ist die Weihnachtszeit dafür der schlechteste Zeitpunkt überhaupt, da das Heimweh in dieser Zeit meist besonders groß ist.
Nicht umsonst raten alle Austauschorganisationen von persönlichen Besuchen im Gastland ab!

Es ist vollkommen normal, in den ersten Wochen großes Heimweh zu haben, das erleben jedes Jahr aufs Neue ganz viele Austauschschüler! Dabei ist es wichtig, sich zu verdeutlichen, dass die Chance auf ein Austauschjahr einmalig ist.

Sie sind nicht für die Motivation Ihrer Tochter verantwortlich, das ist allein ihre Sache. Vielleicht sollte sie sich nochmal die Gründe aufschreiben, weshalb sie gerne ein Austauschjahr machen wollte. Zudem sollte sie sich überlegen, welche schönen Erlebnisse sie bereits hatte und welche Erlebnisse noch auf sie warten (z.B. Sehenswürdigkeiten oder Veranstaltungen, die sie mit ihrer Gastfamile oder mit Mitschülern besuchen kann). Es kann auch helfen, sich einmal am Tag oder alle paar Tage aufzuschreiben, welche schönen Erlebnisse man an diesem Tag hatte (dabei auch an scheinbare Kleinigkeiten denken!) oder was einem allgemein gut im Gastland, in der Gastfamilie oder in der Schule gefällt.

Und ganz wichtig ist: Ihre Tochter sollte so viel wie möglich mit ihrer Gastfamilie unternehmen und schauen, welche Möglichkeiten ihre High School über den Unterricht hinaus bietet und welche Möglichkeiten ihr Wohnort ansonsten noch bietet, um Kontakte zu Gleichaltrigen zu knüpfen.

Hallo F.,
Als ich deine Mail gelesen habe, musste ich lachen, der Text hätte auch von mir stammen können. Meine Tochter 16 ist seit 7 Wochen in Amerika und es ist wirklich schwerfür mich. Die Gastfamilie ist ok, leider stand der Stundenplan für den Unterricht schon fest, es gab somit keine Auswahl mehr, die sportangebote am Nachmittag sind alle ausgebucht und die Lehrer interessieren sich nicht wirklich bei Problemen, die austauchschüler am Anfang haben. Die klassengrösse beginnt bei 30 Schülern, doch Kontakte zu knüpfen gestaltet sich mehr als schwierig. Auch ich versuche, von Deutschland aus zu motivieren, was nicht mehr einfach ist. Auch ich hatte die Idee mit dem Weihnachtsurlaub, glaube jedoch auch wie Marie geschrieben hat, dass es eher zu einem Abbruch des Aufenthaltsjahres führen würde. Was mich allerdings beschäftigt ist, dass ich m. E. Zu viel Kontakt zu meiner Tochter habe und glaube, dass erschwert ihr zusätzlich die Eingewöhnung…
Wie häufig sprecht ihr miteinander?!
Beste Grüße k

Hallo K,
Mittlerweile bin ich auch der Ansicht, dass ein Besuch zum sofortigen Abbruch des Austauschjahres führen würde.
Es ist leider noch nichts besser geworden.
Leider unternimmt die Gastfamilie gar nichts mit unserer Tochter.
So gibt es natürlich auch keine Ablenkung vom Heimweh.
Wie schreiben uns jeden Tag per whattsapp ein kurzes Update.
Ich versuche, dass recht knapp zu halten, glaube aber, dass sie den Rückhalt noch braucht.
Immer frage ich, was sie dafür getan hat, dass ihr Tag gut wird. Ich hoffe, dass ihr das mehr Anregung gibt, als Nachrichten an Freund und ehemalige Klassenkameraden in D, die wir ja nicht unterbinden können.
Die Motivation in sich zu finden, scheint nicht so einfach.
Bei uns waren die Sportangebote auch schon besetzt, so dass unsere Tochter ins Gym im Ort geht.
Wie ist es inzwischen bei euch?
Gibt es mehr Kontakt zu anderen?
Viele Grüße
F

Vielen Dank für die klaren Worte.
Eigentlich kann ich das alles nur bejahen- aber…
Wenn das Kind leidet, kommt man auf alles Mögliche.
Leider unternimmt die Gastfamilie gar nichts. Sie leben ihren Alltag und da sind keine Ausflüge vorgesehen.
Alleine kommt sie von zu Hause nicht weg und viele Bekanntschaften hat sie noch nicht gemacht.
Es tut gut zu lesen, dass dies schon eine Aufgabe der Familie wäre.
Auf der anderen Seite heißt es ja von den Austauschorganisationen, die Kinder sollten ganz normal in der Familie leben und nicht wie Gäste behandelt werden. Deshalb würde unsere Tochter auch nichts einfordern, was offenbar außerhalb der Familienstruktur liegt.
Soll ich der Gastmutter schreiben?

Viele Grüße
F

Vielen Dank für die klaren Worte.
Eigentlich kann ich das alles nur bejahen- aber…
Wenn das Kind leidet, kommt man auf alles Mögliche.
Leider unternimmt die Gastfamilie gar nichts. Sie leben ihren Alltag und da sind keine Ausflüge vorgesehen.
Alleine kommt sie von zu Hause nicht weg und viele Bekanntschaften hat sie noch nicht gemacht.
Es tut gut zu lesen, dass dies schon eine Aufgabe der Familie wäre.
Auf der anderen Seite heißt es ja von den Austauschorganisationen, die Kinder sollten ganz normal in der Familie leben und nicht wie Gäste behandelt werden. Deshalb würde unsere Tochter auch nichts einfordern, was offenbar außerhalb der Familienstruktur liegt.
Soll ich der Gastmutter schreiben?

Viele Grüße
F

Meine Tochter war mit der Schüleraustauschorganisation Adolesco in Frankreich. Die Organsation empfiehlt dringend, höchstens 1x pro Woche Kontakt mit den Kindern zu haben und keinesfalls täglich Whatsapps auszutauschen. Je eher unsere Kinder sich in ihrer neuen Umgebung zurechtfinden und neue Freunde finden, desto schneller vergeht das Heimweh. Wenn sie immer noch mit „einem Fuß“ in Deutschland sind, fällt das schwer. Meine Tochter ist auch aus der Whatsapp-Gruppe vom Fußballverein und der Schülervertretung rausgegangen und hat ihre Freundinnen gebeten, ihr keine Nachrichten zu schicken nach dem Motto „ich bin dann mal weg“. Natürlich hatte sie auch mal ein paar Durchhänger und Heimweh - aber insgesamt hatte sie sehr schöne Monate in Frankreich und auch hier in Deutschland mit ihrer Austauschpartnerin (Adolesco bietet gegenseitige Austausche an, was natürlich auch die Familien motiviert, sich besonders viel Mühe zu geben).
Also auch wenn es schwerfällt : weniger Kontakt ist mehr. Letztlich tun wir unseren Töchtern einen Gefallen wenn wir loslassen.
Viel Erfolg
S.K.

Das hört sich ja bei euch nicht gut an. Habt ihr euch inzwischen mit der Organisation unterhalten?
Die Gasteltern unserer Tochter sind eigentlich wirklich nett und die Gastmama kocht richtig gut- von dieser Seite wenigstens alles gut.
Es ist so schwierig, über das Heimweh hinweg zu kommen, wenn zu viel Zeit zum Grübeln, skypen mit Deutschen Freunden und zu Hause sitzen, bleibt.
Ich hoffe, mit der Zeit wird es andere Einladungen geben, so dass unsere Tochter mehr rauskommt und viele gute Dinge außerhalb der Familie erleben kann.
Vielleicht wird es sich darüber auch bei euch einpendeln!?

Wir sind mit Camps unterwegs und bislang kann ich die Orga nur empfehlen. Es hat immer alles sehr gut geklappt.

Viele Grüße
F

Vielen Dank für die Antwort.
Es ist wirklich bewundernswert, wie deine Tochter die Kontaktsperre von sich aus aufgebaut hat.
Auch meine zwei älteren Söhne haben das so gehandhabt. Wir haben höchstens alle drei Wochen mal ein Lebenszeichen per Mail bekommen. Und die Freunde eher noch weniger.
Meine Schwierigkeit ist also weniger das Loslassen als den Gegenpol zu wohlmeinenden Freundinnen und dem Freund zu bilden, mit denen das Kind im regen Austausch ist und so das Herzeleid auch noch geschürt wird. Ich versuche, wenn eine Nachricht von unserer Tochter kommt, in kurzen Aufbauparolen zu schreiben und nicht noch die Probleme zu dramatisieren.
Was ist, wenn das weg fällt? Wie soll ich mich da raushalten? Dann bleiben ja nur noch die belastenden Nachrichten.
Für einen Tipp bin ich sehr dankbar
Viele Grüße
F

Nun ist bald ein weiterer Monat vergangen. Wie läuft es denn jetzt für deine Tochter?

Offensichtlich ist ja das größte Problem (gewesen), dass die Freunde deiner Tochter nicht verstanden haben, wie sehr sie deiner Tochter mit dem fortgesetzten Kontakt schaden. Vielleicht gibt es eine Empfehlung der Organisation dazu, die Du an die Freunde weiterleiten könntest? Sicherlich wollen sie deiner Tochter doch helfen, den Auslandsaufenthalt zu einem Erfolg zu machen!

Ich hoffe, dass das Heimweh mittlerweile besser geworden ist.

Viele Grüße
Sabine

Hallo F, ich hab gedacht über die Zeit wird alles entspannter, doch das kann ich leider nicht feststellen. Auch bei uns ist es so, dass die Gastfamilie gar nichts unternimmt. In der Schule kommt sie langsam an und knüpft Kontakte. Wobei viele, die sie in der Schule ansprechen, sie zum kiffen einladen, was sie glücklicherweise ablehnt… Mädels untereinander, wissen wir ja, können schwierig sein, und die Jungs wollen meist ein Date… Ich denke Weihnachten wird nochmal richtig schwer für beide Seiten… ich denke auch, dass ich die Ursache bin, dass es noch eingewöhnungsschwierigkeiten gibt, da ich nicht loslassen kann. Es fällt mir so schwer… Durch FaceTime, whatsapp etc. gibt es natürlich auch keine Probleme miteinander zu kommunizieren. Ich versuche an mir zu arbeiten, ist gar nicht so einfach…
Und wie läuft es bei euch?!
Beste Grüße k